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Island verstaatlicht erneut Bank

08.10.2008, 17:00

Reykjavik/Stockholm/dpa. - Islands Regierung hat am Mittwoch angesichts der akuten Finanzkrise die zweite große Bank innerhalb einer Woche unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt. Die Behörden übernehmen die vollständige Kontrolle über die landesweit drittgrößte Bank Glitnir.

Das teilte die Finanzaufsicht in Reykjavik mit. Die Lage der Bank sei «schlimmer sei als noch am Vortag angenommen». Die zweitgrößte Bank Landsbanki war am Dienstag verstaatlicht worden. Die isländische Nationalbank gab zugleich ihren Versuch, den Kurs der Landeswährung Krone zu fixieren, nach nur einem Tag wieder auf.

Die schwedische Nationalbank in Stockholm bewilligte unterdessen einen Kredit über fünf Milliarden Kronen (510 Mio Euro) an Islands größte Bank Kaupthing. Sie wird noch in privater Regie geführt und hat auch in Deutschland Anleger mit Hochzins-Konten angelockt. Wie aus der Nationalbank in Stockholm verlautete, soll mit dem Kredit ausschließlich die schwedische Tochter von Kaupthing und damit deren Kundschaft geschützt werden. Kaupthing in Schweden stehe ab sofort zum Verkauf, hieß es weiter.

Im eigenen Land will die größte Bank sich an der Sanierung ihrer Konkurrenten beteiligen. Am Vortag hatte die Nationalbank allerdings auch schon einen Kredit für Kaupthing von umgerechnet 500 Millionen Euro bewilligen müssen.

Mehrere Auslandsaktivitäten der akut angeschlagenen isländischen Banken wurden abgeschlossen und teilweise zum Verkauf angeboten. Nach Klagedrohungen der britischen Regierung kündigte Ministerpräsident Geir Haarde an, Island werde in Verhandlungen «alles tun», um eine zufriedenstellende Lösung für Kunden der geschlossenen Internetbank Icesave zu finden. Nachdem diese Tochter der isländischen Landsbanki ihre Aktvitäten eingestellt hatte, konnten 300 000 Kunden ihr dort deponiertes Geld nicht mehr abheben.

Isländische Regierungsvertreter wollen in Moskau über einen in Aussicht gestellten russischen Kredit über vier Milliarden Euro verhandeln. Das würde dem Volumen des Jahreshaushalts 2007 für Island mit seinen gut 300 000 Einwohnern entsprechen. Mit dem Geld aus Moskau soll die Landeswährung stabilisiert werden.

Die Krone hat in einem Jahr drei Viertel ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren. Ministerpräsident Geir Haarde hatte Anfang der Woche einen «Staatsbankrott» als «sehr reelle» Gefahr für die Inselrepublik eingestuft. Medien in Reykjavik berichteten am Mittwoch, dass es so gut wie unmöglich sei, einen klaren Überblick über die Währungsentwicklung zu gewinnen. Als Grund wurde das allgemeine Chaos im isländischen Finanzsektor genannt. Generell gilt die Talfahrt der Währung als derzeit gestoppt.