Internet-Kommunikation Internet-Kommunikation: Das «Kleine-Welt-Phänomen» unter Studenten

Gießen/Ulm/dpa. - SozialeNetzwerke machen es möglich. Studenten haben jetzt diese neue Art derInternet-Kommunikation für sich entdeckt: Auf Internetseiten wiestudylounge.de, go2uni.de oder campusfriends.de schließen sich klugeKöpfe kurz. Die Seite studiVZ.net (Studiverzeichnis.net) sprengtsogar die europäischen Grenzen.
Mehr als 300 000 Studenten haben sich seit dem Start derInternetseite Anfang April 2006 angemeldet - und das in 18 LändernEuropas. Das Prinzip der Vernetzung ist simpel: Studierende meldensich an, ordnen sich Universitäten, Gruppen und Hobbys zu und ladenihre Freunde ein. Das alles wird automatisch auf der eigenenProfilseite vermerkt.
Diese wiederum dürfen Freunde und Bekannte abrufen - sofern vomNutzer erlaubt. Ein Klick über das Profil eines Freundes führt zuseinen Freunden und Bekannten - einen Klick weiter gelangt man zuderen Kontakten: «Und schon kennt man den Streber in der ersten Reiheüber wenige Ecken», erklärt Ehssan Dariani, der Gründer des Portalsaus Berlin.
Die Idee jedes Netzwerkes fußt auf dem «Kleine-Welt-Phänomen» - inden Sechzigern durch den Psychologen Stanley Milgram bekanntgeworden. Danach kennt jeder Mensch der Welt jeden anderen über eineKette von höchstens sechs Verbindungspersonen. An den Hochschulensind die Ketten viel kürzer. «An der eigenen Uni kennt man sich schonüber zwei Ecken», sagt Dariani. Hat der Wohnheimstutor das Profil derhübschen Blonden aus der Mensa gefunden, zeigt ihm studiVZ.net alleVerbindungspersonen an, die zwischen den beiden stehen.
Die Mitglieder des Netzwerks teilen sich Fotos, schreiben sichgegenseitig auf «die Pinnwand», verschicken Nachrichten und plauderninnerhalb der Themengruppen. Das Studiverzeichnis sei eine Art«sozialer Katalysator», der Leute mit ähnlichen Interessen und Wertenschneller zusammen bringt.
«Es lag schon immer im Wesen der Studenten, Gleichgesinnte inähnlichen Lebensphasen kennen zu lernen», sagt Christoph Bieber vomZentrum für Medien und Interaktivität der Universität Gießen. DieNutzung der Technik nehme in unserer Gesellschaft immer weiter zu.«Im Zeitalter von Handy, Computer und E-Mail sind digitaleStudentenverbindungen die logische Konsequenz», sagt der Experte.
Die Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften der UniversitätMünster ist eine der 20 000 Gruppen, die studiVZ.net als einenweiteren Kommunikationskanal nutzt. Fast drei Viertel derFachschaftler sind angemeldet: «Hier fühlen sich die Studentenschnell der Gruppe zugehörig, und nur wer sich zugehörig fühlt, wirdauch aktiv», sagt der Fachschaftsleiter Frederik Sterthoff.
Die Nutzer solcher Netzwerke sind sich der Qualität bewusst, diesie gemeinsam erreichen können. «Es funktioniert, weil allemitmachen», erklärt Herbert Hertramph, Dozent für Medienpädagogik ander Universität Ulm.