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Eltern für tot erklärt Im Jemen entführte Eltern aus Meschwitz für tot erklärt: Gottesdienst in Bautzen

09.06.2016, 11:45
Ein Ortseingangsschild von Meschwitz im sorbischen Siedlungsgebiet.
Ein Ortseingangsschild von Meschwitz im sorbischen Siedlungsgebiet. dpa Lizenz

Bautzen - Trauer und quälende Fragen bleiben: Sieben Jahre nach der Entführung einer ostsächsischen Familie im Jemen gedenken die Angehörigen an diesem Sonntag der tragischen Ereignisse. „Der 12. Juni ist für uns wie für andere der 11. September“, sagte der Sprecher der Familie, Pfarrer Reinhard Pötschke, der Deutschen Presse-Agentur. Das Ehepaar aus Meschwitz bei Bautzen war 2009 zusammen mit seinen drei Kindern nördlich von Jemens Hauptstadt Sanaa verschleppt worden. Während die beiden Töchter im Mai 2010 überraschend frei kamen, wurden die Eltern und deren jüngster Sohn inzwischen für tot erklärt.

Für den 15. Juni ist auch ein Gottesdienst für verfolgte Christen in der Bautzener Michaeliskirche geplant - wie in jedem Jahr seit 2010 auch in Erinnerung an Sabine und Johannes Hentschel, die in dem Gotteshaus geheiratet hatten.

Angehörige erfahren spät vom Schicksal der Entführten

Im September 2014 war bekanntgeworden, dass die Krankenschwester, der studierte Maschinenbauer und ihr Sohn nicht mehr am Leben sind. Laut einem Schreiben des Auswärtigen Amtes an die Familie starb der zum Zeitpunkt des Verschwindens knapp einjährige Simon vermutlich an einer Infektion. Die damals 36 Jahre alten Eltern seien im Verlauf der Entführung getötet worden. Sie hatten für eine kleine christliche Hilfsorganisation in einem Krankenhaus im Jemen gearbeitet. Der Hintergrund der Entführung ist bis heute unklar.

Indizien sprächen dafür, dass die drei Hentschels schon 2010 nicht mehr lebten, sagte Pötschke. „Erst auf massive Nachfrage haben wir eine Antwort bekommen.“ Die Angehörigen hätten sich mehr Ehrlichkeit und Offenheit der Ermittlungsbehörden gewünscht. Pötschke, der Schwager des umgekommenen Familienvaters, nennt dabei etwa das Auswärtige Amt.

Wie es in der Behörde heißt, bemüht sich das Auswärtige Amt weiter regelmäßig um Aufklärung, was jedoch aufgrund der extrem angespannten Sicherheitslage in Jemen sehr schwierig bleibe. Im Februar 2015 wurde die Deutsche Botschaft in dem arabischen Land geschlossen.

Pötschke spricht von einem „Abschied auf Raten“. Auch die Klärung bürokratischer Angelegenheiten ziehe sich seit der Todesnachricht hin. „Wir sind noch immer nicht ganz am Ende.“ Zudem hoffe die Familie, dass die sterblichen Überreste der Entführungsopfer irgendwann gefunden und nach Deutschland überführt werden.
Die heute zwölf und zehn Jahre alten Töchter leben unterdessen bei Verwandten in Ostsachsen. „Vielleicht werden die Mädchen später selbst in den Jemen fahren, um Informationen über ihre Eltern und den Bruder in Erfahrung zu bringen“, so ihr Onkel. (dpa)