Hochwasser in Sachsen-Anhalt Hochwasser in Sachsen-Anhalt: 23. August: Helfer kommen nicht zur Ruhe

Magdeburg/dpa. - Trotz fallender Pegelstände an Elbe und Mulde lässt die Jahrhundertflut die vielen tausend Einsatzkräfte inSachsen-Anhalt weiter nicht zur Ruhe kommen. Bei Seegrehna (Landkreis Wittenberg) blieb die Lage auch am Freitagabend kritisch. Das Wasser bedrohte weiterhin den zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Wörlitzer Park östlich von Dessau. Zu den Krisenherden im Land gehörten auch die Region Bitterfeld und der Landkreis Stendal im Norden. Nach wie vor galten die aufgeweichten Deiche an vielen Orten als gefährdet. Viele Menschen konnten dennoch in ihre Häuser zurückkehren. Am Freitag waren noch Orte mit bis zu 30 000 Menschen evakuiert, zur Höchstzeit waren es 60 000.
Unterschiedliche Ansichten gab es über den Erfolg der Arbeiten zur Besserung der Lage am gebrochenen Damm in Seegrehna. Die Bundeswehr bewertete ihren Einsatz als Erfolg. Durchflussmenge und Strömungsgeschwindigkeit der Elbefluten seien deutlich geringer geworden. DerKatastrophenschutzstab des Kreises Wittenberg hatte hingegen erklärt, die Aktion der Bundeswehr habe nicht den gewünschten Effekt gezeigt. Das Elbewasser fließe weiter ungehindert ab. Der Wörlitzer Park und die A 9 gelten deshalb weiter als gefährdet.
Der Damm war am Sonntag auf einer Länge von 100 Metern gebrochen. Seitdem ergossen sich gewaltige Fluten aus der hochwasserführenden Elbe in den Nachbarkreis Anhalt-Zerbst. Einige Gemeinden in dem wurden überflutet oder vom Wasser eingeschlossen. Ein völliges Verschließen des Dammbruchs sei wegen der hohen Strömungsgeschwindigkeit nicht in Frage gekommen. Die Bundeswehr hatte deswegen seit Donnerstag aus der Luft Sandsäcke abgeworfen. Damit soll ein Großteil der Fluten kontrolliert in Richtung Elbe zurückfließen. Nun müsse nur noch die Elbe helfen. Wenn sie weiter sinke, werde in Kürze ein Rückfluss aus dem überfluteten Gebieteinsetzen, sagte Schmidtmeier.
Östlich von Wörlitz wurde am Nachmittag zwischen Wittenberg und Dessau ein etwa vier Meter breites Loch in den Hauptdeich gesprengt. Dadurch soll das Wasser schneller in die Elbewiesen abfließen. Wassermassen hätten auf einem alten Deich gelastet und Orte bedroht, hieß es.
In der Region um Bitterfeld bestand nach Angaben des Krisenstabes ebenfalls enormer Wasserdruck am Damm nahe des künstlichen Goitzsche-Sees. Dadurch blieb die Gefahr, dass die Stadt Bitterfeld überflutet wird. Für einige Ortsteile konnte deswegen die Evakuierungsanordnung nicht aufgehoben werden. In Dessau blieb der vom Hochwasser heimgesuchte Stadtteil Waldersee Sperrgebiet.
Im Landkreis Stendal galt die Lage als kritisch, aber stabil. Am Nachmittag wurde das Wehr Neuwerben bei Havelberg wieder geschlossen. Die Anlage war zum Schutz der Stadt Wittenberge (Brandenburg) geöffnet worden, um Wasser aus der Elbe in die Havel zu leiten.
In Magdeburg sprach OB Lutz Trümper von Entspannung. Es bestehe keine akute Gefahr mehr, der Katastrophenalarm blieb aber aufrecht. Der Wasserstand der Elbe sank stündlich um etwa einen Zentimeter. Um 18.00 Uhr zeigte der Pegel in Magdeburg 5,66 Meter. Normal ist ein Wasserstand von etwa zwei Metern.
Am Elbe-Umflutkanal bei Heyrothsberge im Landkreis Jerichower Land strömte das Wasser weiter durch den dortigen Dammbruch zurück. Am Dienstag war dort ein Deich auf rund 50 Metern Länge gebrochen. Die Evakuierungen blieben jedoch bestehen. Im Kreis Schönebeck und im Ohrekreis normalisierte sich die Lage.
Nach Angaben von Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU) wurden im Land bis Donnerstagnachmittag 2,7 Millionen Euro aus demSoforthilfeprogramm der Landesregierung an Betroffene ausgezahlt. Fünf Millionen Euro stehen insgesamt zur Verfügung. Weiter hieß es, dass auch die Opfer des Unwetters Mitte Juli beteiligt werden. Bei dem Juli-Unwetter waren mehrere Orte vor allem im Harz überflutetworden.