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Hintergrund Hintergrund: Planet - Wandelstern

16.08.2006, 10:47

Hamburg/dpa. - Der Begriff Planet geht auf das altgriechischeWort «planetes» für «die Umherschweifenden» zurück. Planeten werdenauch als Wandelsterne bezeichnet. Beide Bezeichnungen reflektierendie Beobachtung, dass Planeten sich am irdischen Firmament deutlichsichtbar bewegen, während die so genannten Fixsterne festzustehenscheinen. Es handelt sich also um eine historisch entstandene,beschreibende Bezeichnung ohne exakte wissenschaftliche Grundlage fürdie physikalischen Eigenschaften eines Planeten.

Heute ist bekannt, dass sich auch sämtliche Sterne bewegen, dieseBewegungen jedoch - mit wenigen Ausnahmen - wegen der großenEntfernungen in der Milchstraße in einem Menschenleben nichtwahrnehmbar sind. Außerdem wissen wir inzwischen, dass Planeten nurdurch das reflektierte Licht der Sonne leuchten und nicht etwa selberstrahlen wie die Sterne. Da dank der modernen Beobachtungstechnikimmer mehr kleine Himmelskörper in unserem Sonnensystem entdecktwerden, ist eine Festlegung nötig geworden, welcheMindestanforderungen ein Planet erfüllen muss.

Grundlage für die nun vorgeschlagene erste wissenschaftlicheDefinition des Begriffs Planet ist die Schwerkraft. Planeten müssendemnach so viel Masse besitzen, dass ihre eigene Schwerkraft sie zueiner annähernd kugelförmigen Gestalt zusammenpresst. Astronomensprechen vom hydrostatischen Gleichgewicht. Das erreichenHimmelsobjekte gewöhnlich ab einem Durchmesser von rund 800Kilometern und einer Masse von einer halben Trillion Tonnen (zumVergleich: Die Erde «wiegt» rund sechs Trilliarden Tonnen, also etwa12 000 Mal so viel). Außerdem muss ein Planet einen Stern umkreisenund darf dabei weder selbst ein Stern sein noch ein Mond.

Monde sind festgelegt als Begleiter von Planeten, wobei dasZentrum ihrer Umlaufbahn im Inneren des Planeten liegen muss. PlutosMond Charon etwa ist so schwer, dass die beiden Himmelskörper ehereinander umkreisen, als einer den anderen. Der gemeinsame Schwerpunktdes Pluto-Charon-Systems liegt im leeren Raum zwischen den beiden.Nach der neuen Definition würde Charon damit zum Planeten aufsteigenund mit Pluto den ersten Doppelplaneten unseres Systems bilden.Planeten können nach diesen Kriterien durchaus kleiner sein als dieMonde anderer Planeten - es kommt auf ihre Position im Planetensysteman.

Gemäß der vorgeschlagenen Festlegung stiege die Zahl der Planetenin unserem Sonnensystem zunächst auf zwölf - ein bis zwei Dutzendweitere wären zu erwarten. Die neue Definition soll aber nach demWillen der Internationalen Astronomischen Union nicht nur auf unserSonnensystem angewendet werden: Inzwischen sind mehr als 170 Planetenbei anderen Sternen bekannt, die dieselben Kriterien dann ebenfallserfüllen müssten.