Halbleiter-Branche Halbleiter-Branche: Beschäftigte blockieren Tore des Infineon-Werks in München

München/dpa. - Am Nachmittag kam es zu einem Gerangel, als einige Beschäftigte unter Polizeischutz auf das Werksgelände gebracht werden sollten. Mehrere Dutzend Polizeibeamte waren im Einsatz. Der unbefristete Streik sollte auch am Dienstag fortgesetzt werden. Die IG Metall erwartet Busse mit Streik-Unterstützern aus anderen bayerischen Städten.
Die Gewerkschaftsmitglieder hatten in der vergangenen Woche ineiner Urabstimmung zu fast 93 Prozent für den unbefristeten Streik gestimmt. Die IG Metall will wegen der geplantenWerksschließung Anfang 2007 einen Sozialtarifvertrag mit höherenAbfindungen und einer Beschäftigungsgesellschaft erreichen. Infineon betonte, dass an der Schließung des Werks nicht gerüttelt werde. «Wir lassen uns nicht erpressen», sagte Manager Reinhard Ploss. Die Blockade der Werkstore sei rechtswidrig. Der Konzern sei aber verhandlungsbereit, wenn die IG Metall sich bewege und von ihren Maximalforderungen abrücke.
Die Infineon-Führung hatte angekündigt, die Produktion in dem Werkmit 800 Beschäftigten trotz des Streiks fortführen zu wollen. DieIG Metall betonte am Nachmittag aber, in dem Werk sei am Montagdefinitiv nichts produziert worden. Infineon-Manager Ploss sagte dazulediglich: «Unsere Kunden sind informiert, und wir werden eineMindestproduktion grundsätzlich aufrechterhalten.»
Infineon und die IG Metall hoffen auf einen kurzen Streik. Dazumüsse sich das Unternehmen aber deutlich bewegen, sagte derIG-Metall-Bevollmächtigte Harald Flassbeck bei einer Kundgebung inden frühen Morgenstunden. «Das bisherige Angebot von Infineon isteine Zumutung.» Dem Vernehmen nach hat der Chipkonzern unter anderem0,3 Bruttomonatsgehälter Abfindung pro Jahr der Betriebszugehörigkeitgeboten. Die IG Metall fordert das Zehnfache.
Als am frühen Morgen Busse auf das Werksgelände fahren wollten,war die Situation zeitweise angespannt. Die Protestierenden schrienund pfiffen und versuchten, die Zufahrt zu blockieren. Am Nachmittagnahm die Polizei wegen des Verdachs der Nötigung die Personalien vonzwei Demonstranten auf. Der DGB rief zur Besonnenheit auf. «Daselementare Recht der Beschäftigten, um ihre Arbeitsplätze undbeschäftigungspolitischen Ziele zu kämpfen, sollte nicht vonStreikenden durch Übernahme der rüden Methoden der Geschäftsleitungin Misskredit gebracht werden», sagte Bayerns DGB-Chef FritzSchösser. Der Gewerkschaftsbund unterstütze aber ausdrücklich dieArbeitskampfmaßnahmen und die Forderungen der Beschäftigten.
Nach Einschätzung der Metall-Arbeitgeber ist die Arbeitsniederlegung insgesamt rechtswidrig. Die Friedenspflichtschließe Arbeitskämpfe während der Laufzeit des Flächentarifvertrags aus, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie.