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Großzügige Dividende bei BOSS in Kritik

12.03.2008, 15:47

Metzingen/dpa. - Die Entscheidung für eine großzügige Dividende beim Modekonzern HUGO BOSS nährt beim Betriebsrat die Furcht vor einer langfristigen Schwächung des Unternehmens durch den Investor Permira.

Das Unternehmen hatte eine kräftige Erhöhung der Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr um 22 Prozent auf 1,45 Euro (Stammaktien) und 1,46 Euro (Vorzugsaktien) bekanntgegeben. Zusätzlich ist eine Sonderausschüttung von 5 Euro vorgesehen. «Aus meiner Sicht als Betriebsrat war das keine glückliche Entscheidung», sagte der Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung, Antonio Simina, der Deutschen Presse-Agentur dpa am Mittwoch in Metzingen (Kreis Reutlingen).

Nach seinen Worten entspricht die beschlossene Ausschüttung der Zahlung von insgesamt 450 Millionen Euro an die Aktionäre. «Ich sehe BOSS dadurch heute nicht in Gefahr. Das würde sich aber ändern, wenn das Spiel im nächsten Jahr genauso läuft.» Simina wollte zum Abstimmungsverhalten im Aufsichtsrat nichts sagen. Dem Vernehmen nach haben aber die Arbeitnehmervertreter geschlossen gegen die Zahlung einer derart erhöhten Dividende gestimmt. Darauf hatte Permira jedoch bereits im Zuge der Übernahme des Modekonzerns im vergangenen Jahr gedrängt. Die außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats war nötig geworden, weil sich die Mitglieder des Gremiums in der vergangenen Woche nicht über die Dividende einigen konnten.

Nach einem Bericht des «Handelsblatts» (Donnerstag) wurden die Beschlüsse nun mit der Doppelstimme von Aufsichtsratschef Giuseppe Vita gefällt. «Wir befürchten ein Ausbluten auf Raten», sagte der Aufsichtsrat Gert Bauer von der IG-Metall der Zeitung. «Ich hatte keine andere Wahl, als dagegen zu stimmen, weil es nicht gelungen ist, eine Hürde einzubauen, die für das Unternehmen eine Standortsicherung gewährleistet.»

Simina verwies auf Gespräche mit Permira, in denen der Investor Rücksicht auf die Arbeitsplätze und die Substanz des Modekonzerns zugesichert habe. «Permira hat die Aussage gemacht: "Wir wollen BOSS nicht gegen die Wand fahren." Jetzt müssen entsprechende Taten folgen», verlangte Simina. Es sei bisher nicht gelungen, Permira zu verbindlichen Zusagen zu bewegen. «Mit einer schriftlichen Vereinbarung wäre mir jetzt wohler.» Vor dem Hintergrund des Streits um die Höhe der Dividende war bereits Mitte Februar BOSS-Chef Bruno Sälzer ausgeschieden.

BOSS erzielte im vergangenen Jahr mit 220 Millionen Euro ein im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent höheres Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Das Konzernergebnis kletterte um 20 Prozent auf 154 Millionen Euro. Der Umsatz legte um 9 Prozent (währungsbereinigt 12 Prozent) auf 1,632 Milliarden Euro zu.