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Getränkebranche Getränkebranche: Die Vita Cola wird 50

Von Erik Nebel 16.05.2008, 11:59
Marlen erfrischt sich mit einer Vita Cola, die hier produziert wird und vor genau 50 Jahren erstmals in der DDR auf den Markt kam. (Foto: dpa)
Marlen erfrischt sich mit einer Vita Cola, die hier produziert wird und vor genau 50 Jahren erstmals in der DDR auf den Markt kam. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Lichtenau/dpa. - Der Durstlöscher mit dem ungewöhnlichenZitronengeschmack ist für die amerikanischen Getränkemultis Coca-Colaund Pepsi in den neuen Bundesländern zu einer ernstzunehmendenKonkurrenz geworden. Inzwischen gibt es drei Vita-Cola-Sorten, vondenen im vergangenen Jahr 56 Millionen Liter abgefüllt wurden.Der Absatz von Vita Cola stieg 2007 um neun Prozent, alle Cola-Markenzusammen erreichten nur ein Plus von 1,1 Prozent.

Das macht das Unternehmen mutig. «Wir wollen im Osten die Nummereins werden», sagt Markenmanagerin Annett Anders. Geschafft ist diesbereits in Thüringen mit einem Marktanteil von knapp 40 Prozent. Inganz Ostdeutschland steht das Unternehmen nach eigenen Angaben aufPlatz zwei.

Jung, szenig und zugleich ostdeutsch - so sieht dasMarketingkonzept aus. Die an die DDR-Zeiten erinnernde Flaschenformsoll einhergehen mit jugendlicher Erlebnisfreude, Individualität undGemeinschaftsgefühl. Anglizismen sollen Vita Cola einen coolen Rufverpassen.

Das war bei der Erfindung des Durstlöschers noch ganz anders.Rock'n'Roll war verpönt. «Brauselimonade mit Frucht- undKräutergeschmack» stand 1958 sozialistisch korrekt auf denOrderlisten der DDR-Kaufhallen. Etikettiert wurde die Flasche nachlangen Schriftwechseln mit den Behörden allerdings wesentlichlockerer als «Vita Cola».

Die Geschichte hatte 1956 mit dem zweiten Fünfjahresplan der DDR-Regierung begonnen. Sie forderte, die Versorgung mit alkoholfreienGetränken zu verbessern. Den Auftrag für die Entwicklung eines Cola-Getränks, das an die koffeinhaltigen Limonaden aus der westlichenWelt erinnerte, ging an die Chemische Fabrik Miltitz bei Leipzig. ImLebensmittellabor kamen die Experten auf die Idee mit dem SpritzerZitrone. Das Kultprodukt war geboren. Bis zu 200 Betriebe füllten dasGetränk schließlich ab.

Anders als etwa die Jeans war Cola den DDR-Oberen keineswegssuspekt. Sie hielten sie für ein harmloses Erfrischungsgetränk, wiedie Autoren Fabian Tweder, Tobias Stregel und Rudolf Kurz in ihremBuch «Vita-Cola und Timms Saurer» schreiben. Schließlich hatte diekoffeinhaltige Brause den Effekt, dass die Werktätigen munterblieben. Und so gab es in der DDR etwa neben Vita auch noch Cola mitden Namen Quick, Club und Stern, Asco, Disco und Inter. Die DDR - einColaparadies. In Rostock durfte sogar Pepsi ihre Limonade abfüllen.

Nach der Wende verschwanden die alten Marken. Coca-Cola und Pepsiüberschwemmten den Markt und verdrängten die Ost-Produkte aus denRegalen. Doch 1994 ging es zumindest mit Vita Cola wieder los. DieThüringer Waldquell GmbH, damals eine Tochter von Brau und Brunnen,sicherte sich die Markenrechte und revitalisierte die Vita Cola. DerZulieferer der Aromen war der alte: der frühere VEB Chemisches WerkMiltitz, den das US-Unternehmen Bell Flavors & Fragrances übernommenhatte. Dort wurde das alte Rezept aus den Schränken gekramt. «VitaCola ist für uns immer noch ein Aushängeschild, die Wiederbelebungist auch für uns ein großer Erfolg», sagt Entwicklungschef VolkerLux.

Seit drei Jahren gehört Vita Cola zur hessischen Hassia-Gruppe.Damals steckte Vita Cola in den roten Zahlen. Es begann eineRestrukturierung. «Wir haben massiv in die Marke investiert und dennegativen Trend gestoppt», sagt Managerin Anders. Inzwischen gibt esneben der klassischen Zitronen-Cola auch eine ohne Zitrus-Zusatz undeine ohne Zucker. Abgefüllt werden sie in Bad Doberan (Mecklenburg-Vorpommern), in Schmalkalden (Thüringen) und in Lichtenau beiChemnitz.

Den Sprung in die alten Bundesländer hat Vita Cola bislang nichtgewagt. «Wir konzentrieren uns zunächst auf den Osten, wo wirverankert sind», erklärt Anders. Erst in einem zweiten Schritt könneüber eine Expansion in den Westen nachgedacht werden. Für den Vita-Cola-Fan im Westen bleibt bislang nur das Internet als Bezugsquelle.