Getränke Getränke: Colbitzer Heidebrauerei hat sich in Region etabliert

Colbitz/dpa. - Die Colbitzer Heidebrauerei ist nach derTalfahrt in den neunziger Jahren auf Erfolgskurs. 2003 steigerte daskleine Unternehmen aus der Nähe von Magdeburg seinen Bierabsatz um rund ein Drittel auf 34 000 Hektoliter. Im laufenden Jahr setzt sichder Trend fort, wenn auch wegen der insgesamt zu kühlen Witterungetwas abgeschwächt: «Wir liegen nach sechs Monaten mit gut achtProzent im Plus», sagt Geschäftsführer Christian August. «UnserJahresziel sind 38 000 Hektoliter.» Beim Umsatz peilt derFamilienbetrieb - eine von noch vier Brauereien im Land - etwa 2,7Millionen Euro an (2003: 2,5 Millionen Euro).
Sein Mitte der neunziger Jahre begonnenes Modernisierungsprogrammsetzt das 19 Beschäftigte zählende Unternehmen konsequent fort.«Derzeit bauen wir eine neue Filtrationsanlage auf», berichtetAugust. «Sie macht den Brauprozess noch effektiver, verkürzt Wege.»Bisher wurden in Colbitz rund zehn Millionen Euro in neue Brau- undAbfüllanlagen investiert: Heute steht auf dem alten Firmengelände,dessen Wahrzeichen ein mächtiger Schlot ist, quasi eine völlig neueBrauerei, deren Produktion computergesteuert läuft.
Wichtigstes Standbein des 1872 gegründeten Unternehmens ist das«Heidepils», das in fast allen Supermärkten zwischen Arendsee undHalle, aber auch in vielen Geschäften im benachbarten Brandenburgsowie rund 220 Gaststätten zu bekommen ist. Etwa ein Drittel desAbsatzes bestreiten die Colbitzer mit ihrem Bockbier. Sie gehörendamit schon zu den relativ großen Anbietern, die diese Spezialitätganzjährig im Angebot haben.
Das Colbitzer Schwarzbier - zuletzt verkaufte die Brauerei davonetwa 3000 Hektoliter - hat laut August großes Wachstumspotenzial.«Schwarzbier wird gerade in den neuen Ländern immer beliebter.» DiePils-Marke «Ritter Premium» als viertes Standbein erinnert an denFirmengründer Friedrich Christoph Ritter.
«Wir sind eine Regionalmarke und wollen uns auf unsereKernkompetenz konzentrieren», erläutert August die Firmenphilosophie.«Unser Markt ist die Region, und die wollen wir mit einem hochqualitativen Bier zu einem vernünftigen Preis bedienen.» Preislichist das «Colbitzer» im mittleren Segment angesiedelt.
Die Qualität des Bieres ist vor allem auf das gute Wasser aus derColbitz-Letzlinger Heide zurückzuführen. Nach Auskunft von Fachleutengehört dieses zu den hochwertigsten in ganz Europa. Doch Wasserallein macht natürlich noch kein Bier: Aus süddeutschem Hopfen,niedersächsischem Malz und hochwertiger Hefe aus einem eigenen Stammzaubern die beiden Braumeisterinnen das schäumende Getränk. «Dasgenaue Rezept ist natürlich geheim», sagt August. «Das kenne nichtmal ich.» Die Qualität überzeugte auch die Experten der DeutschenLandwirtschafts-Gesellschaft (DLG): In diesem Jahr erhielt dieHeidebrauerei für ihr Pils die DLG-Goldmedaille.
So gut wie heute war die Stimmung in der Brauerei nicht immer.Nach der Wende stand der ehemals volkseigene Betrieb, der 1973endgültig verstaatlicht worden war, vor dem Abgrund. Die Menschengriffen zu westdeutschen Marken, ein Investor war nicht in Sicht, dieAnlagen veraltet. 1992 schließlich übernahmen die Urenkel derGründerfamilie Ritter den dahindümpelnden Betrieb. «Die Mitarbeiterzogen voll mit, ohne solche hoch motivierten und qualifizierten Leutehätte es die Firma nicht geschafft», sagt August.