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Gespräche mit Schörghuber Gespräche mit Schörghuber: Heineken will deutschen Biermarkt erobern

14.02.2001, 19:20

München/dpa. - Die großen Bierkonzerne wie Heineken, der Weltmarktführer Anheuser-Busch (USA), und die belgische Interbrew liefern sich seit Monaten in verschiedenen Märkten Übernahmekämpfe. So kaufte Interbrew die britische Bass-Gruppe, scheiterte letztendlich aber an Kartellproblemen. Im stark zersplitterten deutschen Markt rechneten Experten eigentlich erst mit einer Konsolidierung im Inland, ehe die Bierkonzerne für die um ein vielfaches größeren Marktführer «interessant» würden. Nun aber will Heineken laut Branchenspekulationen 49 Prozent an Schörghubers Bayerischer BrauHolding (Paulaner, Hacker-Pschorr, Kulmbacher).

Ein erster Schritt für eine Bereinigung des deutschen Marktes sollte die Fusion der BrauHolding mit dem angeschlagenen Dortmunder Brau und Brunnen-Konzern zur größten deutschen Braugruppe sein. Stefan Schörghuber ließ sich schon als neuer deutscher Bierkönig feiern. Angesichts des immensen Sanierungsbedarfs bei den Dortmundern musste Schörghuber aber im September zurückziehen.

Der Traum von einer großen deutschen Pilsmarke, die noch im Angebot der BrauHolding fehlt, war erst einmal geplatzt. Schörghuber und sein BrauHolding-Chef Wolfgang Salewski hätten nun das Vertrauen auf das Wachstum an eigener Macht verloren, vermutete das Branchenblatt «inside extra». Das Modell, auf das man sich jetzt mit Heineken einigte, hat sich zudem im Hause Schörghuber bereits bewährt: Auch bei seinen Hotel-Aktivitäten holte er mit Sheraton einen Partner ins Boot, der 49 Prozent übernahm.

Der Einstieg Heinekens in den deutschen Markt wird nach Einschätzung von Experten massive Auswirkungen auf die Branche hier zu Lande haben. Die großen Weltkonzerne können mit einer ganz anderen Vertriebs- und Marketingmacht auftreten als die regionalen Brauer. Allein Heineken verkaufte zuletzt weltweit 68 Millionen Hektoliter Bier, die deutschen Brauereien zusammen bringen es auf etwa 110 Millionen Hektoliter Gerstensaft im Jahr. Nun rechnen Insider daher mit Begehrlichkeiten auch der anderen ausländischen Brauriesen. Spekuliert wird zum Beispiel immer wieder einmal über einen Einstieg von Anheuser-Busch bei Brau und Brunnen oder Löwenbräu.

Die Konsolidierung auf dem deutschen Biermarkt dürfte sich nun beschleunigen, wenn die Allianz Schörghuber-Heineken zustandekommt. Auch in München würde der Einstieg eines ausländischen Konzerns bei einem der bekannten Brauer für Gesprächsstoff sorgen. Das Branchenblatt «inside» mutmaßt, jetzt könnten Fragen auftauchen wie: «Was macht ein Holländer auf der Wies´n?» Beim Münchner Oktoberfest sind traditionell nur heimische Brauereien zugelassen.