Friedensnobelpreis Friedensnobelpreis: Die Unvollendete

Am Montag sind 500 Millionen Europäer mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden. Die Gemeinschaft erhielt den Preis, weil sie nach Auffassung des Nobelkomitees seit mehr als 60 Jahren zur Verbreitung von Frieden und Aussöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beiträgt.
Der EU ist vieles vorzuwerfen. Zum Beispiel eine restriktive Asyl- und Flüchtlingspolitik, eine langjährige Treue zu den Despoten Nordafrikas und ein nachlässiger Umgang mit autoritären Regierungschefs in den eigenen Reihen. Dennoch hat sie den Preis verdient. In vergangenen Jahrhunderten wurden nationale Interessengegensätze auf Schlachtfeldern ausgetragen. Heute werden sie von Diplomaten, Beamten und Parlamentariern in Brüsseler Bürogebäuden wegverhandelt. Das ist ein gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt.
Dennoch - Europa ist immer noch eine unvollendete Veranstaltung. Die Bürger betrachten sie mitunter als Gefahr für Wohlstand und Freiheit. Deshalb ist der Nobelpreis zugleich eine Mahnung an die Union: Sie kann sich nicht auf ihren historischen Errungenschaften ausruhen. Einen Platz in den Herzen der Menschen muss sie sich erst noch erkämpfen.
Kontakt zum Autor:Thorsten Knuf