Firmen der Region: Meissner Kamm Firmen der Region: Meissner Kamm: Pfennigartikel mit Geschichte
Naumburg/MZ. - JörgMeißner, der sich den Chefposten mit seinemCousin Gerd sowie Bernd Hoyer teilt, glaubt,den richtigen Weg gefunden zu haben: eineMischung aus eigener Produktion und zugekaufterWare.
Der Kunststoff verarbeitende Betrieb hat einstattliches Lager für Drogerieartikel hergerichtet.Vom Zahnputzbecher über Haarnetze bis zumRasierpinsel findet sich in den Regalen alles."Der Markt will es so", bleibt Jörg Meißnerseiner pragmatischen Linie treu. Allein mitKämmen könnte er den Einzelhandel nicht beliefern:"Die wollen die ganze Palette aus einer Hand."
Die Kammmacher aus der Domstadt haben sichdiesem Anspruch angepasst und Erfolg damit."Mit dem Trabi", erzählt Gerd Meißner, "sindwir Anfang der 90er Jahre mit hundert Artikelnlosgezogen, um den Drogerien in der Nähe unsereKämme vorzustellen." Von den rund 3000 Kleinartikeln,die heute vertrieben werden, stammen 120 auseigener Naumburger Herstellung. Zu erkennensind sie am Schriftzug "Metina".
Über die Komplett-Belieferung von rund 600 Einzelhandelsgeschäften macht das mittelständischeTraditionsunternehmen 40 Prozent seines Umsatzes.Noch steuert die Kammproduktion für den Großhandelden Hauptanteil bei, "aber das Verhältnishat sich zugunsten des Einzelhandels verschoben",weiß Jörg Meißner. 800000 Mark sind im vergangenenJahr umgesetzt worden. "Damit ist der Umsatzzumindest nicht rückläufig, aber auch nichtgestiegen."
Reich könne man mit der Kammproduktion ohnehinnicht werden. Die reinen Herstellungskostenfür einen Kamm aus Kunststoff liegen je nachGröße zwischen zwölf und 25 Pfennigen. ZweiMillionen Kämme aus Polypropylen, Polyamidoder Delrin verlassen den Betrieb im Jahr,"damit ist der Kamm immer noch unser Aushängeschild".Als erfolgreichstes Produkt nennt Jörg Meißnerden nur zwölfeinhalb Zentimeter langen Taschenstielkamm,dessen Maß Experten mit fünf Zoll angebenwürden. 500000 Stück gehen davon jährlichüber den Ladentisch. Gut verkauft würden auchKorrekturgriffkämme. "Das sind die mit derGabel am Ende, zum Auflockern der Frisur."Nicht zu vergessen den so genannten Läusekamm.Wer in der Schweiz von den kleinen, lästigenTierchen befallen ist und sich ein Shampoodagegen kauft, wird dabei sehr häufig aufdas sachsen-anhaltische Produkt stoßen. Derhandliche Kamm ist der Packung beigefügt.Auf diese Weise werden 100000 Stück im Jahrabgesetzt.
"Früher", erinnert Jörg Meißner, "ist dasZigfache verkauft worden." Das Geschäft mitden Kämmen sei zu sozialistischen Zeiten leichtergewesen. Produziert wurden sie nur in Dresdenund eben Naumburg - im VEB Kamm- und Haarschmuck.Bis zu 16 Millionen Kämme im Jahr wurden hiergefertigt. Heute gibt es allein in Deutschland15 Produzenten.
Im Juni 1990 hatten die drei Männer den Gesellschaftervertraggeschlossen. Fünf Jahre sollten vergehen,bis der vormals elterliche Betrieb ihnen gehörte.Investitionen, berichten sie, wollten in dieserÜbergangsphase wohl überlegt sein. Jörg Meißner:"Immerhin kostet ein einziges Kammwerkzeugbis zu 80000 Mark." Eine viertel MillionMark haben sie in eine spezielle Spritzmaschinezur Imitation von gesägten Kämmen gesteckt.Ausgezahlt habe sich die Investition, weildiese Sorte beim Kunden "sehr beliebt" sei.