Fernverkehr Fernverkehr: Zug um Zug teurer

Berlin/MZ. - Kulanz war gestern, jetzt heißt es für die Deutsche Bahn (DB) wieder Kasse machen. Nachdem der Staatskonzern im Vorjahr seine Kunden zumindest im Fernverkehr mit einer Fahrpreiserhöhung verschont hatte, müssen diese ab 11. Dezember für ein Ticket wieder deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die Preise im Fernverkehr steigen dann im Schnitt um 3,9 Prozent, im Nahverkehr werden sie um 2,7 Prozent teurer, kündigte Bahn-Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg am Donnerstag an. Er begründete die Preiserhöhung mit deutlich gestiegenen Personal- und Energiekosten der Bahn.
Auf den einzelnen Strecken können die Steigerungen auch über beziehungsweise unter dem Durchschnittswert liegen. Während sich etwa die Fahrt von Stuttgart nach München nur um einen Euro verteuert (1,9 Prozent), müssen Reisende von Berlin nach Freiburg für eine Fahrt gleich sechs Euro mehr berappen, was einer Preiserhöhung von 4,7 Prozent entspricht. Deutlich teurer wird auch der Maximalpreis für die einfache Fahrt 2. Klasse. Er steigt von 129 auf 135 Euro, also um 4,7 Prozent. "Richtige große Ausreißer wird es aber nicht geben", sagte Homburg.
Alle Bahncard-Preise steigen. Die Bahncard-25 kostet in der zweiten Klasse künftig 59 statt 57 Euro, der Preis für die Bahncard-50 steigt um zehn auf 240 Euro. Mit Mehrkosten rechnen müssen Bahnreisende auch bei Sitzplatzreservierungen. Sie kosten künftig vier Euro, egal wo sie gebucht wurden. Bislang waren Reservierungen über das Internet oder am Automaten deutlich günstiger als am Schalter. Dieser Preisvorteil entfällt. Für Kunden, die den Schalter bevorzugen, wird die Reservierung dagegen preiswerter.
Die Jugend-Bahncard-25 und die ermäßigte Bahncard-25 hingegen bleiben gleich im Preis. Stabil bleiben zudem die Sparpreis-Angebote im Fernverkehr. Diese bietet die Bahn bei Fahrten bis zu 250 Kilometer weiter für 19 Euro an, bei längeren Strecken ab 29 Euro. Spartickets sind aber nur in begrenzter Zahl zu erhalten. Die Bahn will so die Auslastung ihrer Züge steuern. Das heißt: Spartickets gibt es in ausreichendem Maße vor allem für Züge, die seltener genutzt werden. Die Sparpreise 25 und 50 mit Wochenendbindung werden künftig abgeschafft.
Im Nahverkehr wird unter anderem das Schönes-Wochenende-Ticket um einen Euro teurer. Auch einige Ländertickets, mit denen bis zu fünf Fahrgäste zusammen reisen können, verteuern sich. Beim Ticket für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verändert die Bahn die Preisstruktur: Sie verlangt künftig einen günstigeren Grundpreis für den ersten Fahrgast, die weiteren Mitfahrer müssen jeweils einen geringen Aufpreis zahlen. Rund 80 Prozent aller Nahverkehrsfahrten sind nicht von den Preissteigerungen der DB betroffen, da sie in Verkehrsverbünden erfolgen. Die gestalten ihre Preise selbst.
Während Homburg die Preissteigerungen als moderat bezeichnete, stießen sie beim Fahrgastverband Pro Bahn und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) auf Kritik: "Man kann die höheren Energiepreise bei der Bahn nicht wegdiskutieren, aber auf der anderen Seite stiegen die Fahrgastzahlen und damit die Einnahmen", sagte Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann. VCD-Bahnexpertin Heidi Tischmann sagte, es sei "ein Skandal, dass Fahrgäste ab Dezember mehr Geld für ein nicht optimal funktionierendes Bahnangebot zahlen müssen".