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Extra: Auf Mallorca gab es nur Gewinner

Von Wolfgang Duveneck 29.06.2008, 16:38

Palma de Mallorca/dpa. - Anpfiff war schon kurz vor zwölf Uhr mittags. Mit Freibier und Sangria startete am Sonntag das wohl größte Fußball-EM-Fanfest außerhalb Deutschlands bei 32 Grad Hitze auf der Lieblingsinsel der Bundesbürger.

Tausende kamen an die Playa de Palma auf Mallorca, um in einer der Bars und Kneipen auf Großbildleinwänden oder vor Flachbildschirmen das Fußball-Finale zwischen Deutschland und Spanien zu erleben. Ob «Oberbayern» oder «Bierkönig» - wer noch einen guten Stehplatz fand, hatte Glück. Den stärksten Andrang aber erwartete Mallorcas riesiger Party-Tempel, der «Mega-Park».

Die Endspiel-Gewinner standen schon am Nachmittag fest - die Gastwirte. Ob deutsche oder spanische Kneipenbesitzer, sie alle rieben sich bereits vor Spielbeginn die Hände. «Ich kann nur schätzen - aber an die 6000 bis 7000 Leute werden es schon sein», sagte Mega- Park-Manager Andy Bucher. Einige hundert Hektoliter Bier und literweise Sangria standen gut gekühlt bereit. Gäste in den Trikots der deutschen Nationalmannschaft und schwarz-rot-goldene Fahnen beherrschten die Szene in dem Gebäude, das einer gotischen Kathedrale nachempfunden ist.

Tänzerinnen mit knappem Bikini-Oberteil und untenherum umhüllt mit Deutschland-Flaggen sorgten zu fetzigen Rhythmen ebenso wie Fußball- Jongleur Manolo für zusätzliche Optik und Stimmung. Während sich draußen der Strand allmählich leerte, strömten immer mehr Gäste in Richtung Großbildleinwand drinnen. Für den Abend versprach Bucher dann noch eine Überraschung: «Der spanische König ist in Wien - zu uns kommt daher der ?König von Mallorca?: Jürgen Drews.» Für ihn und Fernsehkoch Tim Mälzer waren Plätze in der VIP-Lounge reserviert.

Vom alten «Ballermann»-Image mit Sangria-Eimern und Koma-Saufen wollte Andy Bucher nichts wissen. «Die Playa hat sich von dem Klischee längst verabschiedet. Der Mega-Park-Komplex war durch seinen Millionen-Umbau ein Vorreiter für das Ziel der Inselregierung, die Playa de Palma zu einer Art Florida Europas zu machen.»

Noch bis zum Spielbeginn wurden überall noch Tipps für den Ausgang des Finales gehandelt. «Ich rechne mit einem 2:1-Sieg für Deutschland», sagte Klempnermeister Wolfgang Meyer aus Hamburg voraus. Den selben Tipp hatte Tim Bergmann aus Hanau in Hessen. Michael Witte, Tischler aus dem nordrhein-westfälischen Ahaus-Graes, ging von einem deutschen 4:1-Sieg aus. Mit einem Tor weniger für die Deutschen rechnete Miriam Schmidt aus Wetzlar. Siegessicher gab sich auch Dani Sudau aus Köln, die nach dem Abitur einen Interimsjob als Tänzerin und Animateurin angenommen hat.

Mit einem Spanien-Sieg rechnete kaum jemand an der Playa de Palma. Auch waren einheimische Flaggen die Ausnahme. Auf den Straßen waren einige Taxen in den rot-gelb-roten Farben geschmückt, und am Strand zeigte sich eine Gruppe junger Leute aus Österreich mit Spanien- Flagge. Auf Interesse stieß das jedoch nur bei einem von vielen Kamerateams, die hier unterwegs waren. Einheimische waren in der Minderheit. Nur wenige Spanier feierten an der Playa de Palma, sondern vor Großbildleinwänden in den Städten, in den Dörfern in kleinen Bars oder in Familien.

Dass das Ende der Fußball-EM unabhängig vom Spielausgang ein Gewinn sein würde, wussten außer den Gastwirten auch etliche Tourveranstalter auf Mallorca. «Die Leute hatten ja nur noch Fußball im Kopf. Da ging das Interesse an Ausflügen deutlich zurück,» sagte Willi Kramme, langjähriger Reiseleiter und Organisator von Fahrradtouren entlang der Strandpromenade von El Arenal bis nach Palma.