Energieversorgung Energieversorgung: Braunkohle-Strom soll CO2-frei produziert werden

Jänschwalde/MZ. - Es riecht ein wenig nach Öl und verbranntem Gummi. Die blanken Rohre und Stahlkessel in der Ecke einer alten Kraftwerkshalle in Jänschwalde fallen auf. Hier steht Vattenfalls erste Technikumsanlage zur Abtrennung des bei der Kohle-Verbrennung entstehenden Kohlendioxids - die Zukunft der deutschen Braunkohle-Kraftwerke. So sieht es zumindest der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns Vattenfall Europe, Klaus Rauscher. Vor zahlreichen Fernsehkameras verbreitet Rauscher seine Botschaft: "Vattenfall will das Klima schützen."
In der Kohlebranche entwickelt sich ein regelrechter Wettlauf, welche Technologie sich für die CO2-freie Produktion durchsetzen wird. Mehrere Verfahren scheinen technisch möglich, im Fokus steht vor allem die Wirtschaftlichkeit. Vattenfall setzt auf die so genannte Oxyfuel-Technik, bei der die Kohle mit reinem Sauerstoff statt mit Luft verbrannt wird. So kann CO2 anschließend leicht abgetrennt und später in tiefen geologischen Schichten eingelagert werden.
Problematisch ist jedoch die energieintensive Zerlegung der Luft in Sauerstoff und Stickstoff, die den Wirkungsgrad der Kohleverbrennung deutlich mindert. "Derzeit würde der Wirkungsgrad von 43 Prozent eines modernen Braunkohlekraftwerkes um etwa neun Prozent sinken", sagt Hans Joachim Krautz, von der Technischen Universität Cottbus. Der Leiter des Lehrstuhls Kraftwerkstechnik sieht hier jedoch Spielraum.
In der jetzt aufgebauten 0,5 Megawatt Forschungsanlage sollen laut Krautz die Prozesse optimiert werden. Mitte 2008 will Vattenfall am Kraftwerk Schwarze-Pumpe in Spremberg bei Cottbus die weltweit erste 30-Megawatt-Pilotanlage für ein CO2-freies Kraftwerk in Betrieb nehmen. Kosten: 60 Millionen Euro. Bis 2015 soll nach bisherigen Plänen ein Demonstrationskraftwerk mit 300 Megawatt entstehen. "Unser Ziel ist es, dass der Wirkungsgrad nur um fünf Prozent sinkt", so Krautz. Die Kosten der Abtrennung einer Tonne Kohlendioxid sollen unter 25 Euro pro Tonne liegen. Bisher wurden sie auf 40 bis 50 Euro beziffert.
Die Produktionskosten des Stroms würden laut Vattenfall-Projektleiter Lars Strömberg damit um 40 Prozent oder ein Cent je Kilowattstunde steigen. Doch die Klimaveränderungen lassen keine Wahl. Für Vattenfall-Chef Rauscher steht fest: "Ohne CO2-Abtrennung wird es in Zukunft nicht mehr gehen."