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Energiekonzerne Energiekonzerne: Trennung von Stromproduktion und Netzbetrieb

11.11.2007, 14:51

Hamburg/dpa. - "Wir glauben, dass dieser Schritt unverzichtbar ist für effektiven Wettbewerb zum Nutzen der Verbraucher", betonte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes in der "Bild am Sonntag". "Die Strompreise in Deutschland sind höher als man in einem Markt mit echtem Wettbewerb erwarten dürfte." Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sprach von einer Zerschlagung als letzter Maßnahme, setzt aber zunächst auf eine Selbstverpflichtung der Industrie.

Die Bundesregierung wolle zunächst keine eigentumsrechtliche, sondern nur eine organisatorische Trennung von Produktion und Netz mit einer starken Aufsicht, sagte Gabriel dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Die Stromkonzerne sollten jetzt erst einmal eigene Vorschläge machen, wie sie die Preisgestaltung transparenter machen wollen. Auch sollen sie uns erklären, wie sie dafür sorgen, dass die Netze endlich ausgebaut werden und mehr Wettbewerber an den Markt kommen." Der von RWE-Chef Jürgen Großmann ins Gespräch gebrachte "Energiepakt" von Politik, Unternehmen und Verbrauchern sei eine interessante Idee, sagte Gabriel.

Für den Fall, dass die Energieunternehmen nicht zu Zugeständnissen bereit sein sollten, schloss der Minister aber auch eine Zerschlagung der Konzerne nicht aus. "Die müssen liefern. Wenn sie dies nicht tun, wird uns am Ende als Ultima Ratio nichts anderes übrigbleiben, als gemeinsam mit der EU-Kommission eine Eigentumsentflechtung von Netz und Betrieb zu erzwingen."

Am Montag will ein bekannter Kritiker der Stromkonzerne, der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) seine Vorschläge für mehr Wettbewerb auf dem Energiemarkt vorstellen. Es hatte bereits ins Gespräch gebracht, die Energieversorger zu Verkäufen von Kraftwerken zu zwingen. Rhiels baden-württembergischer Kollege Ernst Pfister (FDP) sagte dem "Tagesspiegel am Sonntag", Stromnetze und Kraftwerke zu trennen, sei der richtige Gedanke. Die stellvertretende Grünen- Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn sagte der Zeitung, man müsse noch weiter als die EU-Kommission gehen und die Energiekonzerne in kleinere Einheiten aufspalten.

Anfang der Woche hatte nach dem Bundeskartellamt auch die Monopolkommission, die die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen berät, bereits die Rolle der führenden deutschen Energieversorger kritisiert und festgestellt, dass in Deutschland bei Strom und Gas keinen "funktionsfähigen Wettbewerb" gebe.