Tiere Vogelgrippe trifft viele Jungstörche
Anders als sonst zirkuliert die Vogelgrippe in diesem Jahr nicht nur im Winterhalbjahr - mit schweren Folgen für die Brut vieler Wildvögel vor allem an der Küste und im Nordwesten Niedersachsens. In der Wesermarsch trifft die Epidemie den Storchennachwuchs.

Berne - Die über den Sommer anhaltende Vogelgrippe-Epidemie hat den Bruterfolg bei Jungstörchen im Nordwesten Niedersachsens deutlich verschlechtert. Dieses Jahr hätten sich daher in den vergangenen Wochen deutlich weniger Störche auf den Weg in ihre Winterquartiere Richtung Süden gemacht, sagte der Leiter der Storchenpflegestation Wesermarsch in Berne, Udo Hilfers. Noch gebe es keine vollständigen Zahlen zum Ausmaß der Vogelgrippe unter der Storchenpopulation. Laut Hilfers sollen aber weniger als ein Drittel der nun geborenen Jungtiere in der Wesermarsch das Virus überlebt haben. Mehr als 200 Paare brüten jedes Jahr in der Region.
„Das war eine mittelschwere Katastrophe“, sagte Hilfers. Ungewöhnlich sei in diesem Jahr, dass das Virus nach der heftigen Winterwelle auch im Sommerhalbjahr in Norddeutschland grassiert. „Die Vogelgrippe war permanent den ganzen Sommer da und hat dieses Mal die Störche erwischt.“ Zwischen Nordseeküste und Dümmer seien viele Störche an dem hochansteckenden Virus erkrankt und gestorben. An der Küste führte die Vogelgrippe laut Experten in diesem Sommer auch in den Seevogelkolonien zu großen Verlusten.
Dabei hätten die Vorzeichen gerade für die Aufzucht von Jungstörchen in diesem Jahr gut gestanden, sagte Hilfers. 2019, als die Bedingungen ebenso gut waren, seien viele Jungstörche geboren worden. Nach drei Jahren, also 2022, würden die meisten Störche anfangen zu brüten. „In diesem Jahr sind sehr viele dieser Störche zurückgekehrt und haben sich neue Brutplätze gesucht. Das war sehr positiv“, sagte Hilfers. Nahrung sei vorhanden gewesen und auch Nässe oder Kälte habe die Aufzucht in diesem Sommer nicht gestört. Dann habe aber die Vogelgrippe sowohl Jung- als auch Elterntiere erfasst. „Das war vorher noch nie so ein Problem“, meinte der Experte.
Die Storchenpflegestation Wesermarsch nahm in der Folge in diesem Sommer weniger Störche zur Pflege und Aufzucht auf - aus Sorge, die hochansteckende Krankheit in die Station einzuschleppen.
Der Großteil der Störche hat sich nun bereits im August auf den Weg gen Süden, nach Afrika und auch Spanien gemacht. Der Weißstorch zieht in wärmere Gefilde, der Nachwuchs zuerst. In der Wesermarsch sind laut Hilfers nur noch einige Nachzügler unterwegs, die in diesen Tagen aufbrechen. Es gebe aber auch Störche, etwa aus Skandinavien und Schleswig-Holstein, die nur bis in den Norden Niedersachsens zögen und dort nun überwintern, sagte Hilfers. In milden Wintern reiche das Nahrungsangebot dann aus.