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  7. Shitstorm gegen WDR: Freibad-Randale, Klimawandel - was steckt dahinter

Hitze und Aggression Nach Sendung über Klimawandel: Rechter Shitstorm gegen WDR

Blogger und Influencer der neuen Rechten haben einmal mehr den WDR ins Visier genommen. Der habe angeblich behauptet, dass der Klimawandel schuld sei an Freibad-Krawallen in Deutschland. Was hinter den Vorwürfen steckt und worum es in der WDR-Sendung wirklich ging.

04.04.2023, 13:48
Der WDR steht in einem Shitstorm.
Der WDR steht in einem Shitstorm. Symbolfoto: Imago/ Panama Pictures

Halle (Saale)/DUR/slo – Der WDR steht einmal mehr in einem Shitstorm der neuen Rechten. Blogger, Medien und Influencer von der „Jungen Freiheit“ bis zu Ex-Bild-Chef Julian Reichelt haben sich auf eine Sendung der Reihe „Planet Wissen“, laut Mediathek vom 27. März, geäußert. Der Vorwurf lautet: Die Sendung schiebe die Schuld für die Freibad-Krawalle des vergangenen Sommers auf den Klimawandel.

Tatsächlich geht es in der online noch abrufbaren Folge um die Frage, wie sich Deutschland an immer heißere Sommer anpassen kann. Dafür beleuchtet die Redaktion verschiedene Aspekte, zu denen auch Wissenschaftler zu Wort kommen, teils in O-Tönen, teils in einem Studio-Gespräch.

Planet Wissen im WDR befasst sich mit den Folgen von Hitzesommern

In einem längeren Abschnitt erkundet die Sendung, wie Hitze auf die Menschen wirkt. Dabei geht es auch darum, dass Hitze wissenschaftlich erwiesen das Aggressionspotenzial bei Menschen steigern kann.

Umweltpsychologe Gerhard Reese erklärt, dass Hitze ein Katalysator sein kann, der Menschen gewaltbereiter macht. So gebe es in den USA Studien die zeigten, dass mit steigender Temperatur sogar die Mordrate steige. Das deute darauf hin, dass Hitze auf eine Gesellschaft wirkt.

Wissenschaftler sicher: Hitze kann Menschen aggressiv machen

Große Hitze sei für den Körper Stress, der Körper trockne aus, sei im Alarmzustand. Darauf könnten manche Menschen mit Frust und Aggression reagieren, wird der Biopsychologe Peter Walschburger zitiert. Die Bäder seien voll, man könne nicht ausweichen. Das könne zu Wut führen. Und die könne sich aufschaukeln.

Als ein Beispiel für solche „Hot long Summer“-Effekte nennt die Redaktion auch die Freibad-Krawalle in den vergangenen Jahren. „Dicht gedrängte Badegäste gerieten in Streit. Die Lage drohte zu eskalieren. Die Bäder mussten teilweise geschlossen werden“, sagt eine Sprecherin zu Archivbildern aus Freibädern.

Rechte Kritiker picken sich wenige Sekunden der Sendung heraus

Genau diese wenigen Sekunden picken sich die Kritiker nun heraus. Sekundiert vom zurückgetretenen Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß deuten sie den Beitrag um: Der WDR schiebe die Freibad-Krawalle einzig auf den Klimawandel und verschweige, dass bei den Krawallen auch Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt waren.

Tatsächlich befasst sich „Planet Wissen“ in dem wenige Sekunden langen Beispiel mit biologischen und sozialen Aspekten. Er behauptet allerdings nicht, dass die Hitze der einzige Grund für die Krawalle gewesen sei. Dies wird von den Kritikern mutwillig hineininterpretiert.