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Continental Continental: Degenhart wird neuer Vorstandsvorsitzender

12.08.2009, 14:29

Hannover/dpa. - Neuer Conti-Vorstandschef ist der Schaeffler-Manager Elmar Degenhart. Er löstKarl-Thomas Neumann ab, der nach einem erbitterten Machtkampf mitSchaeffler nach nicht einmal einem Jahr von seinem Amt«einvernehmlich ausgeschieden» ist. Zugleich aber soll auch derSchaeffler-Berater Rolf Koerfer mittelfristig seinen Posten alsAufsichtsratschef bei Conti aufgeben. Der Conti-Vorstand wirderweitert. Diesem Kompromiss im Machtkampf stimmte der Conti-Aufsichtsrat am Mittwoch in Hannover auf einer Krisensitzung zu.

Eine mögliche Zusammenführung von Schaeffler und Conti dagegenscheint vorerst auf Eis gelegt zu sein. Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der Gewerkschaft IG BCE sagte,er rechne innerhalb der nächsten zehn bis 12 Monate nicht mit einerFusion. Im Mittelpunkt bei Conti dürfte nun eine geplanteKapitalerhöhung für den finanziell angeschlagenen Autozuliefererstehen. Der Aufsichtsrat hatte Ende Juli auf Drängen Neumanns grünesLicht für die Vorbereitung einer Kapitalerhöhung von bis zu 1,5Milliarden Euro gegeben. Der Aufsichtsrat bestätigte diesen Auftragam Mittwoch. Eine Kapitalerhöhung aber könnte den Anteil Schaefflersan Conti verwässern.

Die beiden hoch verschuldeten Konzerne hatten sich einenerbitterten Machtkampf geliefert. Der 48 Jahre alte Neumann hatte dasVertrauen des Großaktionärs verloren. Schaeffler aber war bei einerdramatischen Aufsichtsratssitzung Ende Juli damit gescheitert,Neumann zu stürzen. Die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für eineAblösung kam wegen des Widerstands der Arbeitnehmerseite nichtzustande. Danach kam es zu Verhandlungen über eine Kompromisslösung.Vor allem die Gewerkschaften hatten dabei auf eine Ablösung Koerfersals Aufsichtsratschef gedrängt. Er stand seit derAufsichtsratssitzung Ende Juli heftig in der Kritik, vor allem wegender Vorbereitung und Leitung des Treffens.

Koerfer erklärte nun laut Conti seine Bereitschaft, denAufsichtsratsvorsitz abzugeben, nachdem die Neuordnung des Vorstandsvollzogen sei - insbesondere die Bestellung eines Finanzvorstands.Zudem soll ein neuer Aufsichtsratschef von außen gesucht werden.Koerfer soll dem Aufsichtsrat aber weiter als einfaches Mitgliedangehören. Nach den Worten Bischoffs soll Koerfer den Vorsitz imAufsichtsrat bis zur nächsten Sitzung des Gremiums am 29. Septemberniederlegen. Bis dahin solle die Neuordnung des Vorstandsabgeschlossen sein.

Neu in den Conti-Vorstand rücken neben Degenhart drei Conti-Manager. Dies sind der Leiter der Pkw-Reifensparte, Nikolai Setzer,der Chef der Sparte Interior, Helmut Matschi, sowie der Leiter derSparte Chassis & Safety, Ralf Cramer. Im Amt bleiben PersonalchefHeinz-Gerhard Wente und Lkw-Reifenchef Hans-Joachim Nikolin. Der 50-Jährige Degenhart sagte bei der Vorstellung des Vorstandsteams, Contihabe gemeinsam mit Schaeffler die Chance, eine «großartige Zukunft»zu gestalten.

Neumann bekommt nach den Worten Bischoffs eine Abfindung von 7,4Millionen Euro. Sein Vertrag lief eigentlich noch bis ins Jahr 2014.Die Schaeffler-Gruppe beteiligt sich an den Kosten für die AbfindungNeumanns. In Aufsichtsratskreisen wurde darauf hingewiesen, dass diesauf Druck der Arbeitnehmervertreter passiere.

Die Schaeffler-Gruppe erklärte, die Beschlüsse machten den Wegfrei für eine «vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Unternehmen imInteresse der Kunden». Schaeffler halte unverändert am Ziel fest,einen globalen Technologiekonzern mit den drei Sparten Automotive,Industrial und Reifen zu schaffen. Bischoff sprach von «sehrschwierigen» Verhandlungen über den Kompromiss. Die Conti können nunaber wieder Fuß fassen. «Die Zeit der Zerstrittenheit hat demUnternehmen nicht gut getan.»

Eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen hätten Commerzbank-ChefMartin Blessing - Vertreter der Gläubiger-Banken - und AltkanzlerGerhard Schröder gespielt. Schröder ist Garant derInvestorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler. Er hatterechtlich prüfen lassen, ob Schaeffler die Vereinbarung gebrochen hatund damit den Druck auf das Familienunternehmen aus Herzogenauracherhöht. Schröder erklärte, er halte den Kompromiss für «vertretbar».Damit seien die Gründe für eventuelle gerichtliche Maßnahmenentfallen. Conti-Aufsichtsrat Hartmut Meine von der IG Metall sprachvon einem tragfähigen Kompromiss. Die Gewerkschaften hätten gerne anNeumann festgehalten, hätten aber einer Lösung der Situation nicht imWege stehen wollen, da auch Koerfer von seiner Funktion zurücktrete.

Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40Prozent sind bei Banken geparkt. Schaeffler war wegen des Erwerbs derMehrheit an Conti in eine finanzielle Schieflage geraten. Continentalund Schaeffler verhandeln seit Monaten über die Zukunft der beidenhoch verschuldeten Konzerne.