Chronologie Chronologie: Ereignisse in der Wirtschaft
Hamburg/dpa. - 25. Januar - Peter Hartz bleibt eine Gefängnisstrafe in der VW-Affäre erspart: Der ehemalige VW-Arbeitsdirektor undRegierungsberater wird zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren aufBewährung und einer Geldstrafe von rund 576 000 Euro verurteilt.Hartz hatte gestanden, dem einstigen VW-Betriebsratschef KlausVolkert Millionenzahlungen zugeschanzt zu haben.
7. Februar - Nach langem Ringen einigen sich Bund und Bergbau-Länder auf ein Ende der Steinkohle-Förderung in Deutschland im Jahr2018. Das öffnet auch den Weg für den geplanten Börsengang dessogenannten «weißen Bereichs» des Bergbau- und Mischkonzerns RAG.
2. April - E.ON gibt im milliardenschweren Bieterkampf um denspanischen Versorger Endesa auf und macht den Weg für die RivalenENEL und Acciona frei. E.ON bot zum Schluss 42 Milliarden Euro.
29. Juni - iPhone-Tag: Apple bringt sein mit Spannung erwartetesMultimedia-Handy auf den Markt, am ersten Wochenende werden 270 000Geräte verkauft. Wie groß der tatsächliche Einfluss des von einembeispiellosen Medienrummel begleiteten Handys auf den Mobilfunkmarktsein wird, lässt sich bis Jahresende noch nicht sagen. In Deutschlandstartet das iPhone mit deutlich weniger Aufsehen am 9. November.
14. Mai - Die Aufspaltung von DaimlerChrysler besiegelt das Ausfür die «Welt AG» und die «Autoehe im Himmel»: Der FinanzinvestorCerberus übernimmt den US-Autobauer Chrysler. Die Stuttgarter müssennoch draufzahlen; sie benennen sich später in Daimler AG um. Für dieChrysler-Beschäftigten kommt es dicke: Zum Abbau von 13 000 Jobs zuJahresbeginn streichen die neuen Besitzer noch einmal 10 000 Stellen.
29. Juni - Der Streit um die Auslagerung von 50 000 Mitarbeiternbei der Deutschen Telekom ist nach wochenlangen Streiks beigelegt.Die Beschäftigten akzeptieren einen Kompromiss. Die Gewerkschafthatte längere Ausgleichszahlungen und Kündigungsschutz bis 2012erkämpft. Die Telekom will mit der Auslagerung in neue Service-Gesellschaften massiv Kosten sparen, die Mitarbeiter haben Angst umihre Jobs.
1. Juli - Die Siemens-Schmiergeldaffäre führt zum Wechsel an derKonzernspitze. Die Führung übernimmt der bis dahin praktischunbekannte Pharma-Manager Peter Löscher. Vorgänger Klaus Kleinfeldhatte im April unter dem Druck des Skandals seinen Rückzugangekündigt. Zuvor trat der langjährige Siemens-Chef Heinrich vonPierer von der Spitze des Aufsichtsrats zurück. Mit den Ermittlungenbekommt die Affäre eine neue Dimension: Anfang November spricht derKonzern bereits von dubiosen Zahlungen von 1,3 Milliarden Euro.
3. Juli - Die Lokführergewerkschaft GDL greift bei ihrenForderungen nach einem eigenständigen Tarifvertrag und mehr Geld zueinem ersten vierstündigen Warnstreik. Die folgenden Monate bringenkaum Bewegung in den festgefahrenen Streit, im Herbst fallen durchmehrere Streiks tausende Züge aus. Der längste Streik dauert imNovember 62 Stunden.
30. Juli - Die Krise um faule US-Immobilienkredite erreichtDeutschland. Die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB muss von einemBankenpool um die staatliche KfW mit einer Bürgschaft von 8,1Milliarden Euro gerettet werden. Wenige Wochen später muss dieSparkassen-Finanzgruppe der Landesbank Sachsen mit einer Kreditlinieüber 17,3 Milliarden Euro unter die Arme greifen. International istdas Misstrauen unter den Banken so groß, dass die Notenbanken binnenweniger Tage mehr als 300 Milliarden Euro in die Finanzmärkte pumpen,damit sie nicht ganz einfrieren. Im Herbst müssen Großbankenreihenweise Milliarden abschreiben, ein Ende ist nicht in Sicht.
14. August - Eine riesige Rückrufaktion von Spielzeug aus Chinatritt eine weltweite Welle los. Erst zieht Mattel 18 MillionenSpielzeuge wegen verschluckbarer Magnete und bleihaltiger Farbezurück. Weitere Millionen-Rückrufe folgen. Im November muss einanderer Hersteller bunte Bastelperlen aus dem Handel nehmen, nachdemin den USA zwei Kinder wegen eines toxischen Weichmachers ins Komagefallen sind.
5. Oktober - Der monatelange Poker um die größte Übernahme in derBankenbranche ist entschieden: Ein Konsortium um die Royal Bank ofScotland (RBS) setzt sich mit dem Gebot von 71,1 Milliarden Euro fürdie niederländische ABN Amro gegen den Rivalen Barclays durch. ABNAmro soll zerschlagen werden, Gewerkschaften bangen um 19 000 Jobs.
15. Oktober - Der Riesen-Airbus fliegt doch: Mit fast zwei JahrenVerspätung übergibt der Flugzeugbauer den ersten A380 an SingaporeAirlines. Die Feststimmung ist jedoch schnell dahin: Nur wenig spätermuss Airbus einräumen, dass der Militärtransporter A400M sich um einhalbes Jahr verzögert und das wieder eine Milliardenbelastung bringt.Zudem verdächtigt die französische Börsenaufsicht Großaktionäre undManager, vor Bekanntgabe der A380-Probleme Kasse mit Insider-Geschäften gemacht zu haben. Gleichzeitig zwingt der schwache DollarAirbus, eine Milliarde Euro mehr einsparen zu müssen.
16. Oktober - Madonna setzt ein Zeichen für den Wandel derangeschlagenen Musikbranche: Die Pop-Ikone wechselt von ihrerlangjährigen Plattenfirma Warner Music unter das Dach des Konzert-Veranstalters Live Nation. Ihr Zehnjahresvertrag soll rund 120Millionen Dollar schwer sein. Nahezu zeitgleich sorgt die britischeBand Radiohead für Aufsehen, weil sie die Fans entscheiden lässt, wieviel sie für das neue Album «In Rainbows» zahlen wollen.
23. Oktober - Freie Fahrt für Porsche bei VW: Der EuropäischeGerichtshof (EuGH) kippt im Kern das VW-Gesetz und macht damit demSportwagenbauer den Weg für die Übernahme von Europas größtemAutohersteller frei. Zunächst gibt es keine Informationen, dassPorsche den Anteil von bisher rund 31 Prozent bereits erhöht hat. DasVW-Gesetz schrieb unter anderem fest, dass jeder Aktionär in derHauptversammlung höchstens 20 Prozent der Stimmrechte ausüben darf.
9. November - Sprit ist in Deutschland so teuer wie noch nie. EinLiter Super-Benzin kostet 1,48 Euro, Diesel steigt auf 1,37 Euro jeLiter.
21. November - Der Ölpreis steigt unmittelbar an die Marke von 100Dollar. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI kostet in der Spitze99,20 Dollar. Der Anstieg der Ölpreise wird durch die Dollar-Schwächebeschleunigt: Ein schwacher Dollar macht die in der US-Währungnotierten Rohstoffe wie Öl für viele Investoren billiger.
23. November - Der Euro kratzt auf seiner wochenlangen Rekordjagdan der Marke von 1,50 Dollar. Mit 1,4966 Dollar ist er im Vergleichzur US-Währung so stark wie nie zuvor. Grund für die Dollar-Schwächeist vor allem der wirtschaftliche Abschwung in den USA im Gefolge derHypotheken-Krise. An Währungsmarkt werden daher weiter sinkende US-Zinsen erwartet, was den Euro zur Geldanlage noch attraktiver macht.
27. November - Der starke Preisanstieg bei Heizöl, Kraftstoffenund Nahrungsmitteln treibt die Jahresinflation in Deutschland imNovember mit 3,1 Prozent auf den höchsten Stand seit 1994.
19. Dezember - Der angeschlagene Postdienstleister PIN soll trotzgescheiterter Verhandlungen über eine neue Gesellschafterstruktur amLeben erhalten werden. Neuer Vorstandsvorsitzender der PIN Group AGist Rechtsanwalt Horst Piepenburg. Die operativen Geschäfte laufenweiter. PIN beschäftigt in Deutschland rund 9000 Menschen.
19. Dezember - Der europäische Flugzeugbau- und RüstungskonzernEADS entscheidet sich für eine deutsche Lösung für seine zum Verkaufstehenden Werke in Deutschland. Die Airbus-Werke Varel, Nordenham unddas EADS-Werk Augsburg gehen an den Bremer OHB- Konzern. DerVerkaufsprozess für den Airbus-Standort Laupheim in Baden-Württembergläuft getrennt.
20. Dezember - Im erbittert geführten Tarifkampf bei der DeutschenBahn hat die Lokführergewerkschaft GDL für Januar neue Streiksangekündigt, nach dem sie am Vortag überraschend die Verhandlungenmit der Bahn über einen eigenständigen Tarifvertrag abgebrochenhatte. Laut GDL-Chef Manfred Schell ist der Konzern hinter bisherigeZusagen zurückgefallen.