Braunkohle Braunkohle: Mibrag will Tagebau erweitern

NEUKIERITZSCH/MZ. - Die 350 Einwohner des kleinen Dorfes Kieritzsch sind verunsichert. Zuletzt erhielt die Gemeinde Neukieritzsch bei Leipzig einen Brief vom Sächsischen Oberbergamt. In dem wurde mitgeteilt, dass die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) aus Theißen (Burgenlandkreis) das Bergrecht für die Lagerstätte Kieritzsch beantragt hat. Das Gelände umfasst 220 Hektar - mittendrin der Ortsteil Kieritzsch. Das Feld, in dem 35 Millionen Tonnen Braunkohle lagern sollen, grenzt an das bestehende Tagebaufeld "Vereinigtes Schleenhain". Die Mibrag will dieses perspektivisch offenbar erweitern.
Pläne offenbar sehr konkret
"Die Erteilung einer sogenannten Bergbaukonzession ist allenfalls ein erster Schritt hin zu einer späteren Abbaggerung von Kohle", sagte der Sprecher des Oberbergamtes, Peter Horler, am Donnerstag der MZ. Im Vordergrund stehe für die Mibrag zunächst, sich die Rechte an dem Feld zu sichern. Ob dort überhaupt Braunkohle gefördert werden darf, müsse später in einem umfangreichen Planfeststellungsverfahren unter Beteiligung der Bürger geklärt werden. Der Zeitraum reiche über 2020 hinaus.
Doch offenbar sind die Pläne der Mibrag bereits konkret: Denn der Bürgermeister der Gemeinde Neukieritzsch, Henry Graichen, erhielt vom Bergbauamt auch einen Abbauplan. "Darin ist festgehalten, dass die Ortschaft Kieritzsch erhalten bleiben soll", so Graichen. Nur in einem Teil des beantragten Feldes wolle die Mibrag Kohle abbaggern. Die Gemeinde lehnt die Erteilung der Bergbaukonzession dennoch ab. "Nach den Plänen würde Kieritzsch umringt vom Tagebau. Dieser reiche dann auch bis zu 300 Meter an die Ortschaft Neukieritzsch heran", so Graichen. Die Lebensqualität der Bürger würde massiv beeinträchtigt.
Mehrere Großprojekte geplant
Von der Mibrag war auf MZ-Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten. Eine Sprecherin verwies auf eine für Freitag geplante Erklärung. Derzeit beliefert der Braunkohleförderer vom Tagebau Vereinigtes Schleenhain aus - dem die Ortschaft Heuersdorf weichen musste - vor allem das in der Nähe befindliche Kraftwerk Lippendorf mit jährlich zehn Millionen Tonnen Braunkohle. In den kommenden Jahren soll auch im angrenzenden Feld Peres Kohle gefördert werden. Danach könnte die Mibrag das Feld Kieritzsch als Abbaugebiet ins Auge gefasst haben. Dieses ist aber im Vergleich zu Schleenhain klein. Die Mibrag arbeitet an mehreren Großprojekten. So plant das Unternehmen mit einem Umsatz von 384 Millionen Euro auch ein neues Braunkohle-Kraftwerk in Profen. Doch wegen einer fehlenden Finanzierung verzögert sich der Bau seit Jahren. Für das Kraftwerk ist ein neuer Tagebau Lützen bei Weißenfels geplant (MZ berichtete). Von den Bürgern vor Ort wird das Vorhaben mehrheitlich abgelehnt.
Auch Umweltschutzorganisation wie Greenpeace kritisieren die Projekte. "In Zeiten des Klimawandels neue Braunkohletagebaue zu planen, ist verantwortungslos", erklärt Greenpeace. Vielmehr müsse man mit einem schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohle beginnen.