1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Brandenburg: Brandenburg: Honigbienen im Blickfeld der Forscher

Brandenburg Brandenburg: Honigbienen im Blickfeld der Forscher

Von Leticia Witte 28.06.2006, 07:22
Die Kinder des evangelischen Kindergartens Berlin-Frohnau erhalten im Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf (Oberhavel) Anschauungsunterricht an einem Bienen-Modell. (Foto: dpa)
Die Kinder des evangelischen Kindergartens Berlin-Frohnau erhalten im Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf (Oberhavel) Anschauungsunterricht an einem Bienen-Modell. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Hohen Neuendorf/dpa. - Er ist Direktor desLänderinstituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf (Oberhavel) und einwichtiger Ansprechpartner für die Züchter, die an diesem Samstag denTag der deutschen Imkerei feiern. Auch international hat sich dasInstitut in der Bienenforschung einen guten Ruf erworben.

Unser Service der Zuchtwertschätzung ist weltweit einmalig,erklärt der Direktor. Das Institut mit seinen elf festen Mitarbeiternliefere Imkern aus dem In- und Ausland Informationen über denCharakter ihrer Tiere, die keineswegs so aggressiv seien wie oftangenommen. Das Zuchtziel sollte lauten: Leistung und Sanftmut, sagtBienefeld.

Tatsächlich schwirren die Bienen auf dem mit Bäumen und Sträuchernbestandenen Außengelände des Instituts zwischen den Mitarbeiternumher, von denen die wenigsten die weiße Imkerkleidung mit einemSchleier vor dem Gesicht tragen. Bienen machen eigentlich nur schwül-warme Wetterlagen nervös, sagt Bienefeld. Und dunkle Farben. DasInstitut, das auch in der Zucht aktiv ist, halte rund 300Bienenvölker, in denen im Sommer bis zu 60 000 Tiere leben könnten.

Der Direktor und seine Mitarbeiter rücken außerdem dem für Bienenbesonders gefährlichen Parasiten Varroa auf den Leib. Er soll vordrei Jahren mitverantwortlich gewesen sein für den Tod von fast 30Prozent der deutschen Bienenvölker. Das Institut versuche, eine Bienezu züchten, die die Milbe bekämpfen könne. Es werde außerdem an einerauf sechs Jahre angelegten Forschungsreihe gearbeitet, um weitereUrsachen solcher Bestandsverluste zu untersuchen. Ergebnisse lägennoch nicht vor, sagt Bienefeld.

Darüber hinaus würden in Hohen Neuendorf Honigproben auf Herkunft,Sorte und Reinheit untersucht, erläutert Bienefeld. Einmal sei ineiner Probe Eichenmistel entdeckt worden, die nur auf wenigen Bäumenin Sachsen vorkomme. Da die nachgewiesene Menge aber nichtausschließlich von dort stammen konnte, musste angenommen werden,dass der Imker mit seinen Bienen in Tschechien unterwegs gewesen warund daher sein Produkt nicht mehr als deutschen Honig deklarierendurfte.

Das Hohen Neuendorfer Institut ist für die ostdeutschenBundesländer zuständig und wird durch sie mitfinanziert. InBrandenburg ist das Institut seit 1990 dem Umweltministeriumunterstellt, das in diesem Jahr nach eigenen Angaben 370 000 Euro fürdie Einrichtung ausgibt. Bereits 1952 wurde unter Federführung derBerliner Humboldt-Universität in Hohen Neuendorf zum Thema Bienengeforscht.

Der Direktor betont, dass die Imkerei in Deutschland vor allem alsHobby betrieben wird. Sie sei hier wenig lukrativ, weil dieBestäubungsleistung der Bienen, mit denen sie landwirtschaftlicheErträge qualitativ beträchtlich erhöhten, nicht bezahlt werden. Dochbald wird dies nötig sein, prognostiziert der Bienenfachmann. Denn esgibt immer weniger Bienen. Pro Jahr schrumpfe die Population um zweiProzent. Die Bevölkerung hat vergessen, wie wichtig die Honigbieneist, sagt Bienefeld. Und das, obwohl die Deutschen mit jährlich 1,3Kilogramm pro Kopf Weltmeister im Honigverzehr sind.

Eine Imkerin hält im Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf (Oberhavel) eine Waabe in den Händen. (Foto: dpa)
Eine Imkerin hält im Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf (Oberhavel) eine Waabe in den Händen. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild