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Berlin Berlin: Manager-Schule öffnet im früheren Gebäude des Staatsrats

08.01.2006, 19:04
Das ehemalige Staatsratsgebäude in Berlin wird Sitz der neuen privaten Business-School. (Foto: dpa)
Das ehemalige Staatsratsgebäude in Berlin wird Sitz der neuen privaten Business-School. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Auf den ersten Blick mag die neue Nutzung des Gebäudes mit der stolzen Berliner Adresse Schlossplatz 1 wie eine Ironie der Geschichte wirken: Die European School of Management an Technologie (esmt) lehrt die Finessen des Kapitalismus in einem durch und durch sozialistischen Ambiente.

Für die 30 Hochschüler aus 15 Ländern, die am Montag als erste in das einjährige Berliner Master of Business Studium (MBA) starten, istdie DDR-Vergangenheit längst Geschichte. 30 Jahre alt sind sie imDurchschnitt, 26 Männer und vier Frauen beziehen die frischrenovierten Hörsäle und Studierzimmer. «Die Geschichte des Gebäudesist spannend. Doch wesentlich ist, was wir darin lernen werden», sagtder Brite Benedikt Holmes. Er ist Betriebswirt und hat bisher alsEinkäufer bei Rolls-Royce gearbeitet. Von seinem einjährigen Studiumerhofft er sich einen Karrieresprung - gern in die weite Welt.

Alle künftigen «Erstsemester» der esmt haben auch mit anderenBusiness-Schulen geliebäugelt. «Yale, Oxford und Cambridge», sagtBenjamin Perlzweig, 32 und PR-Manager. Für ihn, den Deutschen, wäredas Ausland nichts Besonderes gewesen: Die vergangenen acht Jahrelebte er in London und New York. Das esmt-Konzept hat ihn überzeugt,zurückzukehren. «Diese Schule ist enger an die internationaleWirtschaft angebunden ist als alle anderen Schulen, die ich kenne»,sagt er. Und Berlin, seine Geschichte, Kultur und das Nachtleben,haben ihn sehr gelockt.

Von den 25 Gründern der esmt, deutsche Unternehmen von derDeutschen Bank bis zu Siemens und Thyssen Krupp und ihrerPraxisanbildung, erhoffen sich viele Studenten Karriere-Perspektiven.Nur ein Viertel von ihnen bekommt das 50 000 Euro teure Studium vombisherigen Arbeitgeber gesponsert. Der Rest zahlt aus eigener Tasche.Dafür bekommen die Hochschüler einiges geboten - ein straffes 8-Stunden-Programm in kleinen Lerngruppen mit der UnterrichtsspracheEnglisch. Benjamin Perlzweig erhofft sich «einen handverlesenen Mixaus internationalen Kollegen und Kommilitonen». Daraus können engeNetzwerke für entstehen - eine Art Lebensversicherung für später.

Pramod Arikal ist Inder und hat sich sehr bewusst für die esmtentschieden. «Mir gefällt die Start-Up Atmosphäre in Kombination mitden erfahrenen Profis, die hier unterrichten», sagt der 31-jährigeIngenieurwissenschaftler. Er schätzt auch das ungewöhnliche Interieurder Privatuniversität: den Kachelfries aus Meißner Porzellan, der denmustergültigen Lebensweg eines Sozialisten nachzeichnet, ErichWomackas buntes Fensterbild oder den Balkon, von dem Karl Liebknecht1918 eine freie sozialistische Republik Deutschland ausrief. «Das istetwas ganz anderes als ein neues Bürogebäude», ergänzt er. Arikalkann durchaus Vergleiche ziehen. Er hat bereits in Amerika, Singapurund Australien gearbeitet. «Berlin ist meine erste Europa-Erfahrung»,betont er.

Durch die neuen Nutzer bleibt dem Staatsratsgebäude das Schicksaldes benachbarten Palasts der Republik erspart. Während bei «ErichsLampenladen» bald die Abrissbagger anrücken, hat die esmt 35Millionen Euro in den denkmalgerechten Umbau als Privatuni gesteckt.Während Bundeskanzler Schröder (SPD) bei seinem Zwischenstopp imStaatsratsgebäude das DDR-Wappen noch verhängte, prangen Hammer,Zirkel und Ährenkranz nun meterhoch in einem neuen Hörsaal.