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Bau des A380 Bau des A380: EADS-Aktionäre fodern nach Aktieneinbruch Schadenersatz

25.06.2006, 14:42

Paris/dpa. - Das berichteten französische Medien am Wochenende. Der Minister selbst hatte am Samstag zu Beginn deutsch-französischer Konsultationen betont, er sei entschlossen, «in 72 Stunden» - also bis Dienstag - einen Weg aus der Krise des EADS-Konzerns zu finden. «Wir haben noch keine Ergebnisse der am Samstag vom Minister in Gang gebrachten Konsultationen», erklärte ein Ministeriumssprecher.

Der Mutterkonzern von Airbus lotet neue Führungsstrukturen für die Gruppe aus, nachdem die Lieferprobleme beim neuen Großraumflugzeug A380 auch zu Berichten über umstrittene Aktienverkäufe des Co-Chefs Noël Forgeard geführt hatten. Forgeard und weitere Manager sollen von den Problemen gewusst und EADS-Aktien verkauft haben, bevor die Lieferverzögerung bekannt wurde. Mit diesem Vorwurf befassen sich auch die Aufsichtsbehörden in Frankreich und Deutschland.

Bei der von Breton angestrebten Vereinbarung mit den Großaktionären Lagardère und DaimlerChrysler über eine neue EADS-Führungsstruktur zeichnen sich nach Angaben aus Industriekreisen drei Möglichkeiten ab. Entweder lasse Paris Forgeard fallen und überlasse dem deutschen derzeitigen Co-Chef Thomas Enders allein das Kommando oder Forgeard werde durch einen anderen Franzosen ersetzt. Als eine weitere Alternative könnte Aktionär Frankreich nach diesen Spekulationen «sich damit zufrieden geben, das Kompetenzgleichgewicht zwischen den beiden Co-Chefs zu verändern, indem der Posten des Airbus-Chefs wegfällt und EADS seine Filiale direkt leitet». Nach französischen Zeitungsberichten könnte der SNCF-Chef Louis Gallois zumindest zeitweise Forgeard ersetzen.

Unterdessen hat ein Aktionärsverband eine Sammelklage angekündigt, um Schadensersatz für Verluste nach dem Einbruch der EADS-Aktie geltend zu machen. Die Papiere hatten nach Bekanntwerden der Lieferverzögerungen fast ein Drittel ihres Wertes verloren. «Die EADS-Aktionäre sind durch die Finanzkommunikation der Gruppe getäuscht worden», erläuterte der Präsident der Vereinigung aktiver Aktionäre, Frederik-Karel Canoy, am Sonntag. Die Vereinigung schätzt die Verluste für die Aktionäre auf zehn Milliarden Euro und will erreichen, «dass die Aktionäre ihren Einsatz zurückbekommen können.»

Wegen der verspäteten Auslieferung des A380 ist nach Forgeard auch Airbus-Verkaufschef John Leahy unter Druck geraten. Der gebürtige New Yorker habe noch vor wenigen Monaten Kunden immer neue Extrawünsche bei der Ausstattung bewilligt, obwohl die Festschreibung der Flugzeugkonfiguration und der benötigten Teile längst erfolgt war, berichtet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Die Konstrukteure der Elektriksparte hätten daraufhin die Neuentwicklung und Produktion zusätzlicher Kabelbäume vornehmen oder in Auftrag geben müssen, die teilweise eine Lieferzeit von mehreren Monaten haben.

Die Lieferverzögerungen beim A380 sorgen weiter für Ärger bei wichtigen Kunden. Wie das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtet, ist es fraglich, ob Erstkunde Singapore Airlines (SIA) den Super-Jumbo noch Ende 2006 in Betrieb nehmen kann. Da Airbus nicht wie geplant liefern könne, müssten bei SIA Maschinen vom Typ Boeing 747-400 länger fliegen. Wie die A380-Kunden Emirates und Qantas fordere Singapore Airlines Schadenersatz. Airbus soll für zusätzliche Leasinggebühren und entgangenes Geschäft zahlen.

Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing will von den Problemen bei Airbus profitieren und bietet laut «Wirtschaftswoche» eine weitere Neuauflage seines Jumbojets an. Demnach offeriert Boeing sein 747-8I genanntes Top-Modell nun auch in einer nochmals verlängerten Version. Diese sei rund anderthalb Meter länger und bietet bis zu 470 Sitze, und damit 20 mehr als bisher. Die neue Fassung stoße auf eine große Resonanz. Wer die Maschine heute bestelle, erhalte sie eher als einen A380. Boeing werbe damit, dass die 747-8I billiger sei als der A380 und besser in die heutige Infrastruktur an den Flughäfen passe. «Da könnten einige Fluglinien schwach werden», sagte Steven Udvar-Hazy, Chef der weltgrößten Flugzeug-Leasingfirma ILFC, dem Blatt.