Banken Banken: Protest gegen Stellenabbau nach Übernahme
Frankfurt/Main/dpa. - Die Gewerkschaftver.di rief am Mittwoch für diesen Freitag (5.9.) zu einem erneutenStreik in der laufenden Tarifauseinandersetzung für die privaten undöffentliche Banken auf - im Fokus dabei: Der am Sonntag verkündeteMilliardendeal der Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank undder damit einhergehende Abbau von weltweit 9000 von insgesamt 67 000Vollzeitstellen.
«Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen und fordern umgehendVerhandlungen über einen Integrations- und Sozialtarifvertrag mitweitreichenden Vereinbarungen zu Standortsicherung undBeschäftigungsgarantien», betonte ver.di-Bundesvorstand Uwe Foullongam Mittwoch. Bei den Beschäftigten der Dresdner Bank gebe es «sehrmassive Ablehnung bis hin zu Wut», sagte Foullong: «Sie fühlen sichvom Allianz-Vorstand verkauft.»
Der Versicherungskonzern Allianz verkauft seine angeschlageneBanktochter für insgesamt 9,8 Milliarden Euro in zwei Schritten andie Commerzbank. Deutschlands zweitgrößte Bank machte ihrenFührungsanspruch in dem neuen Institut deutlich: Commerzbank-ChefMartin Blessing führt auch die fusionierte Bank, Dresdner-Bank-ChefHerbert Walter bekommt als einziger aus der derzeitigen Führungsriegeder Dresdner einen Vorstandsposten, der Name Dresdner Bank wirdmittelfristig verschwinden.
Auch unter Commerzbank-Beschäftigten sei die Lage angespannt,sagte Foullong der Deutschen Presse-Agentur dpa: «Viele Beschäftigtefürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.» Commerzbank-Chef Blessinghatte klargestellt, es würden «in beiden Häusern Stellen gestrichen».In Deutschland sollen 6500 Jobs gekappt werden. DerBetriebsratsvorsitzende der Dresdner-Bank-Zentrale, Hans-Georg-Binder, geht davon aus, dass in Frankfurt 4700 Stellen wegfallenwerden. Der angekündigte Stellenabbau sei «von vielen alsPaukenschlag empfunden» worden, sagte Binder der «FrankfurterAllgemeinen Zeitung» («FAZ»/Mittwoch).
Die privaten Banken begrüßten indes den Zusammenschluss der beidenGroßbanken. «Ich halte das für einen zukunftsweisenden Weg», sagteder geschäftsführende Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken(BdB), Manfred Weber, nach Angaben eines Verbandssprechers amMittwoch in Frankfurt. «Es stärkt den Finanzplatz, dass wir neben derDeutschen Bank ein zweites, deutlich größeres Institut bekommen alswir es vorher hatten.»
Insgesamt verliert die deutsche Kreditwirtschaft nach Einschätzungdes Verbandes im internationalen Vergleich an Stärke. Grund sei diestarre Aufteilung in die drei Säulen Privatbanken, Sparkassen undLandesbanken sowie Genossenschaftsbanken, heißt es in der Studie«Banken 2008». Weber erklärte, die Finanzmarktkrise habe «dieSchwächen des deutschen Bankensystems und das Fehlen tragfähigerGeschäftsmodelle» mehr als deutlich gemacht. «Dieser Weckruf darfnicht ungehört verhallen. Eine Konsolidierung im deutschenBankenmarkt ist über die Säulengrenzen hinaus notwendig.»
In der seit Monaten laufenden Tarifauseinandersetzung für dieprivaten Banken sowie die Landes- und Förderbanken fordert ver.di fürgut 250 000 Beschäftigte acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 260Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber hatten inder dritten Verhandlungsrunde im Juli erstmals ein Angebot vorgelegt:Danach sollen die Tarifgehälter bis Ende 2010 in drei Stufen uminsgesamt sechs Prozent steigen. Die nächste Verhandlungsrunde istfür den 16. September in Köln geplant. Der geltende Tarifvertrag waram 30. Juni ausgelaufen.