Bahn Bahn: Verbindung Halle-Hannover wird 2014 eingestellt

Halle (Saale)/MZ. - Im Ostharz gibt es Widerstand gegen Pläne, die durchgehende Zugverbindung des Harzexpress von Halle nach Hannover ab Ende 2014 von beiden Seiten nur noch bis Goslar zu führen. Dort müssten Reisende dann umsteigen. Das hat die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mit einer umfassenden Ausschreibung besiegelt, in der die Linie in Goslar endet. Bei der Ausschreibung kooperiert Niedersachsen mit Thüringen und Hessen - Sachsen-Anhalt bleibt außen vor.
Ärger in Wernigerode
Wernigerodes Bürgermeister Peter Gaffert (parteilos) ist verärgert. Erst von einem Bürger aus Nordrhein-Westfalen, der Wernigerode häufiger per Bahn besuche, habe er im März von den Plänen erfahren. Für Wernigerode sei es „nicht nachvollziehbar“, dass die Stadt vom Land nicht früher informiert worden sei. Wolfgang Ball, Sprecher der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa), weist indes darauf hin, dass die Kreise im Mai 2011 unterrichtet worden seien.
Sachsen-Anhalt hat fast zwei Jahre lang mit Niedersachsen über die Verbindung verhandelt. Hannover habe jedoch immer neue Forderungen gestellt, sagte ein Sprecher von Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). Schließlich habe Niedersachsen mit der Ausschreibung Fakten geschaffen. „Darauf müssen wir uns einstellen“, sagte Ball. Und auch das Ministerium gibt auf: „Ein weiterer politischer Anlauf wird nicht als sinnvoll angesehen.“
Der alle zwei Stunden verkehrende Harzexpress ist bei seinem Start vor elf Jahren als innovative Verbindung gefeiert worden. Auch, weil auf der 250 Kilometer langen Strecke dieselgetriebene Züge mit Neigetechnik für schnelles Reisen sorgen sollen. Für Millionen ist die Strecke ausgebaut worden. Allerdings: Die Neigetechnik ist störanfällig und häufig ausgeschaltet.
In Niedersachsen werden die Züge nur bis Ende 2014 fahren und dann durch Züge ersetzt, die das Land kauft und an die Betreiber vermietet. Die Neigetechnik-Triebwagen seien wegen ihres hohen Spritverbrauchs unwirtschaftlich und wegen mangelnden Komforts unbeliebt, sagt Rainer Peters von der Nahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. Ab Ende 2014 werde von Hannover bis Goslar im Stundentakt gefahren. Vorgesehen sei ein Umsteige-Anschluss Richtung Halle, die Fahrzeit insgesamt werde nicht länger.
Planung beginnt
In Sachsen-Anhalt beginne die Nasa nun mit Planungen für die Strecke, sagt Ball. Klar sei aber: Ab Ende 2014 müssen die Reisenden in Goslar umsteigen. Das werde den einen oder anderen von einer Bahnfahrt in den Ostharz abhalten, räumte der Nasa-Sprecher ein.
Wernigerode will das Ende der Direktverbindung „nicht widerspruchslos hinnehmen“, betont Gaffert. Weitere Harz-Orte sollen für einen Kampf um den Erhalt gewonnen werden. Schließlich komme ein Drittel der Gäste der Stadt mit jährlich einer Million Übernachtungen aus NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Immer mehr reisten per Bahn an, sagt der Bürgermeister. So wäre das Ende des Harzexpress ein „Standortnachteil für die bedeutendste Tourismusregion des Landes“.