Automobilindustrie Automobilindustrie: «Poleposition» für Arbeitslose bei BMW

Leipzig/MZ. - Jeannette Neubert geht mit Ahmed Shushan noch einmal alle Daten durch, die er am Bewerbungs-Computer des Leipziger Arbeitsamtes eingegeben hat. Die Mitarbeiterin der städtischen Qualifizierungsgesellschaft Puul GmbH betreut hier Arbeitslose, die sich für eine Stelle im Leipziger BMW-Werk bewerben wollen. Der libysche Elektroingenieur hat noch Fragen, während Elektromonteur Claus Wagner mit dem Programm von "Poleposition" schon gut zurecht kommt.
"Poleposition" ist ein Projekt der Stadt Leipzig, des Arbeitsamtes und der BMW AG und speziell für Arbeitslose konzipiert, die sich für eine Arbeitsstelle bei BMW qualifizieren wollen. 122 Mitarbeiter hat der Konzern bereits über das Projekt ausgewählt, weitergebildet und nach einem Praktikum in bestehenden Werken eingestellt. Weitere 71 Mitarbeiter wurden direkt aus der Arbeitslosigkeit eingestellt. Bis zum Jahresende rechnet der Leipziger Personalchef Rudolf Reichenauer mit 300 bis 350 Personen, die aus der Arbeitslosigkeit zu einem Neuanfang im Leipziger Werk starten. "Von 90 eingestellten Fertigungs-Mitarbeitern hat ein Drittel das Potential für besondere Tätigkeiten wie Springer oder Nacharbeiter", so Reichenauer.
<$7>Das Qualifizierungs-Projekt ist über das Internet-Portal www.jobimpuuls.de zu erreichen, in dem die Bewerbungen für BMW und andere Investoren im Leipziger Raum bearbeitet werden. Derzeit haben die Mitarbeiter der zuständigen Puul GmbH mit den bisher 70000 Bewerbungen für BMW alle Hände voll zu tun, monatlich kommen 3000 bis 5000 Bewerber hinzu. "Mit diesem Portal haben wir die Möglichkeit, die Auswahl von geeignetem und qualifiziertem Personal effektiver, zeit- und ortsunabhängig zu betreiben", erklärt Puul-Geschäftsführer Torsten Oertel. Im Portal können sich die Bewerber über das Werk und die Stellensituation informieren und sich schließlich selbst bewerben. Über eine eigene "Postbox" können sie den Stand ihrer Bewerbung dann selbst verfolgen. BMW hat bisher reichlich 1000 Mitarbeiter für das Leipziger Werk eingestellt, bis zum Jahresende sollen es 1300 werden. Insgesamt ist bis 2005 eine Belegschaft von 5500 Leuten geplant.
Personalchef Rudolf Reichenauer betonte erneut, dass auch ältere Bewerber und Frauen gute Chancen haben: "Bei gleicher Qualifikation werden wir sie bevorzugen. Wir möchten in Leipzig von Anfang an eine ausgewogene Personalstruktur aufbauen." Im Werk Regensburg habe der Konzern den Fehler gemacht, nur auf junge Mitarbeiter zu setzen. Jetzt wird dort die Belegschaft gemeinsam älter, kaum jemand scheidet aus.
Und so kann BMW dort auch keine jüngeren Leute mehr einstellen. In Leipzig legte der Konzern zunächst eine zu strenge Elle bei Älteren und Frauen an, erhielt dann aber weniger Bewerbungen aus diesen Gruppen als gedacht: Bisher sind nur fünf Prozent der Bewerber älter als 50 Jahre, die 40- bis 50-jährigen machen weniger als 20 Prozent aus. Ähnlich gering ist die Zahl der Frauen, die sich für einen Job in dem Werk interessieren. Und so ist bisher nur ein Zehntel der bisher eingestellten Belegschaft weiblich.