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Autobranche Autobranche: Karmann ist pleite

08.04.2009, 12:07
Der Osnabrücker Cabrio-Spezialist Karmann hat nach Angaben der IG-Metall Insolvenz angemeldet. (FOTO: DPA)
Der Osnabrücker Cabrio-Spezialist Karmann hat nach Angaben der IG-Metall Insolvenz angemeldet. (FOTO: DPA) dpa

Osnabrück/dpa. - Am Mittwoch wurde Antrag auf Eröffnung einesInsolvenzverfahrens beim Amtsgericht gestellt, teilte das Unternehmenmit. Nach Angaben der IG Metall und des Betriebsrats sind 3470Mitarbeiter betroffen.

Die niedersächsische Landesregierung reagierte mit Bestürzung aufdie Insolvenz. «Das ist ein trauriger und ernster Tag», sagte eineSprecherin der Staatskanzlei in Hannover. Die Landesregierung stehedem Betriebsrat für Gespräche zur Verfügung. Es bestehe die Chanceauf eine Transfergesellschaft für die Beschäftigten. Die Autokrisehabe die Situation bei Karmann noch einmal verschärft.

Karmann wollte zum Mai die Fahrzeugproduktion am StandortOsnabrück mit dem Mercedes CLK Cabrio komplett schließen. 1340Mitarbeitern wurde daher betriebsbedingt gekündigt. In mehrmonatigenSozialplanverhandlungen hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufdie Einrichtung einer Transfergesellschaft geeinigt. DieserSozialplan könne nun nicht mehr finanziert werden, teilte Karmannmit.

Die Sozialplanvereinbarung stehe unter dem Vorbehalt derFinanzierung durch Karmann, sagte ein Mitglied des Betriebsrats derDeutschen Presse-Agentur dpa. «Damit ist sie nun null und nichtig.»Die Mitarbeiter, die bereits dem Übergang in die Transfergesellschaftzugestimmt hätten, gehörten damit weiterhin der Wilhelm Karmann GmbHan. Die Mitarbeiter seien vor allem wütend. Am Donnerstag wolle dervom Amtsgericht bestellte vorläufige Insolvenzverwalter dieBelegschaft informieren.

Karmann hatte im vergangenen Jahr einen Umbau des Unternehmensangekündigt. Es war dem Traditionsunternehmen zuletzt nicht mehrgelungen, Aufträge für den Komplettfahrzeugbau zu erhalten. ImFebruar lief das letzte Audi A4-Cabriolet im Werk Rheine vom Band.Karmann wolle in Zukunft ein «lupenreines Zulieferunternehmen» werdenund sich im Wesentlichen auf die Produktion von Dachsystemen und aufdie Fahrzeugentwicklung konzentrieren, hatte der Sprecher derGeschäftsführung Peter Harbig im vergangenen September angekündigt.

Ziel der Insolvenz sei es, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalterdie neu strukturierte Karmann-Unternehmensgruppe in eine gesicherteZukunft zu führen, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. DasSanierungskonzept aus dem September des vergangenen Jahre hatte fürdas Geschäftsjahr 2009 noch ein ausgeglichenes Ergebnis vorgesehen.In diesen Planungen seien die Kosten für den Arbeitsplatzabbaueinkalkuliert gewesen. «Die weltweite Finanzkrise und der dramatischeEinbruch der Automobilnachfrage hat die ursprüngliche Planungzunichte gemacht.»

Die Auslaufprogramme der bei Karmann produzierten Fahrzeuge seienzum Schluss drastisch gekürzt worden. Das Unternehmen betonte, imKern sanierungsfähig und «praktisch frei von Bankkrediten» zu sein.Karmann erwirtschaftete noch im Jahr 2007 mit knapp 7000 Mitarbeiternweltweit einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Geplant war für dieZukunft ein Umsatz von nur noch 500 Millionen Euro und ein Kern von2400 Mitarbeitern weltweit.