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Agrar Agrar: Bauern lassen Firmen für sich arbeiten

Von STEFFEN HÖHNE 02.08.2010, 18:38

DOBRITZ/MZ. - Niedrige Preise für Agrargüter wie Milch und Getreide auf der einen Seite und steigende Kosten etwa für Energie und Maschinen andererseits machen vielen Landwirten das Leben schwer. Die Bauern geben daher vermehrt Aufgaben an Fremdfirmen, berichtet Linda Steenweg, Büroleiterin des Unternehmens Frieling in Dobritz bei Zerbst.

Outsourcing ist in der Landwirtschaft kein neues Thema. Das Lohnunternehmen Frieling ist seit über 16 Jahren für Landwirte in der Region aktiv und eines der größten im Land. Frieling mit 35 Mitarbeitern und einigen Saisonkräften besitzt einen großen Fuhrpark - unter anderem mit Mähdreschern, Häcksler und Schleppern. Drei großen Lager-Hallen stehen voll mit teurem Gerät. Das Unternehmen bietet den Landwirten fast alle landwirtschaftlichen Leistungen an. "Von der Aussaat über die Pflege bis zur Ernte können wir alle Bereiche abdecken", so Steenweg.

Die meisten Landwirte würden jedoch nur einzelne Leistungen abfordern. Vor allem die vier Häcksler seien zur Mais-Ernte sehr gefragt. "Für viele Landwirte lohnt es sich nicht, die teure Technik zu kaufen, die sie nur zwei Wochen im Jahr benötigen", so Steenweg. Zudem würden die Maschinen immer komplizierter, so dass geschulte Mitarbeiter benötigt werden.

Nach Einschätzung von Steenweg nimmt die Vergabe von Aufgaben an Lohnunternehmen zu. So würden etwa Milchbetriebe, denen niedrige Milchpreise zu schaffen machen, es sich genau überlegen, ob sie sich teure Maschinen anschaffen. Zudem gebe es den Trend zur Spezialisierung. "Ein Betrieb, der vorwiegend Getreide anbaut, braucht keinen großen Rübenroder", so Steenweg.

Darüber hinaus setzt Frieling auf das Geschäft mit Biogas. Für Anlagen-Betreiber übernimmt das Unternehmen nach Worten von Claus-Ulrich Plenge die Rohstoffversorgung. Frieling sei dabei das Bindeglied zwischen Energie- und Landwirtschaft. "Wir machen Verträge mit den Landwirten über die nötige Rohstoffbereitstellung", sagt Plenge, der den Bereich verantwortet. Dabei übernehme Frieling, wenn dies gewünscht ist, auch den Anbau und die Ernte von Mais. Der Vorteil für den Bauern: Er kann mit festen Einnahmen rechnen.

Der Präsident des Landesbauernverbandes, Frank Zedler, sieht die Entwicklung gelassen. "Es macht wirtschaftlich Sinn, bestimmte Aufgaben nach außen zu geben", so Zedler. Schon seit Jahrzehnten würden Landwirte auch über Maschinenringe gemeinsam bestimmte Geräte nutzen. Die Betriebe könnten sich so auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren. Zedler: "Ich habe keine Sorge, dass ein Landwirt bald nur noch am Acker steht und zusieht, wie andere die Arbeit machen."