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18-Jähriger findet Babyleichen in der Kühltruhe

05.05.2008, 16:21

Wenden/Olpe/dpa. - Grausiger Fund in einer Tiefkühltruhe: Ein 18-Jähriger aus dem Sauerland hat am Wochenende die gefrorenen Babyleichen von drei Geschwistern entdeckt, als er sich eine Pizza holen wollte. Die 44 Jahre alte Mutter steht unter dringendem Tatverdacht.

Gegen sie wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen, erklärte am Montag die Staatsanwaltschaft Siegen. Die Hausfrau aus dem Dorf Möllmicke bei Wenden im Kreis Olpe habe zugegeben, die Neugeborenen in den 80er Jahren in die Truhe gelegt zu haben. Es seien ihre Kinder gewesen.

Ob sie die wenige Tage alten Säuglinge vorher getötet hat, soll die Obduktion in der Dortmunder Gerichtsmedizin ergeben. Diese kann aber frühestens am Dienstag beginnen, da die Leichen langsam aufgetaut werden müssen. Jedenfalls seien die Kinder offenbar lebend zur Welt gekommen, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Nähere Details waren von der mutmaßlichen Täterin zunächst nicht zu erfahren. Die Frau stehe unter Schock. Sie fühle sich schuldig, habe in der Vernehmung zwischen Weinkrämpfen nur bruchstückhaft Angaben gemacht und dabei geschluchzt und gezittert, sagte der Ermittler. Sie werde ärztlich behandelt und sei derzeit nicht vernehmungsfähig.

Die toten Babys hatten laut Polizei jahrzehntelang in der Tiefkühltruhe gelegen: Eine Tat wurde vermutlich Ende 1988 begangen. Davon gehen die Ermittler aus, weil eine der Leiche in ein blutverschmiertes Handtuch und eine Lokalzeitung vom Dezember 1988 eingewickelt war. Die drei Kinder waren keine Drillinge.

Die Leichen lagen in Plastiktüten am Boden der Tiefkühltruhe unter Lebensmitteln mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Die Kinder der Familie - die zwei Söhne im Alter von 18 und 22 Jahren und eine 24- jährige Tochter - hätten nach dem grausigen Fund vom Samstag zunächst einen ganzen Tag lang die Rückkehr ihrer Eltern von einem Kurzurlaub im Schwarzwald abgewartet. Erst am Sonntagabend habe die Familie die Polizei informiert.

Die Familie lebte seit Jahrzehnten in der ruhigen Wohnstraße in ihrem gepflegten mit Wein und Rosen berankten Fachwerkhaus. Der heute 47 Jahre alte Ehemann ist laut Polizei Elektriker. Ende des Jahres wollte das Paar Silberhochzeit feiern. Nachbarn beschreiben die Familie als freundlich, aufgeschlossen und bestens integriert. Die Frau sei korpulent, sagte der Leiter der Mordkommission Herbert Fingerhut; es sei deshalb durchaus möglich, dass sie die Kinder unbemerkt von Familie und Nachbarn ausgetragen hat.