15. Jugendmedientreffen in Halle 15. Jugendmedientreffen in Halle: "YouTuber wird man ganz spontan"

Halle (Saale) - „Das Internet ist für uns alle Neuland“ - nicht einmal zwei Jahre ist es her, dass sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit diesem Satz bei einem Besuch des US-Präsidenten Barack Obama vor der Online-Welt blamierte. Heute ist „Fit fürs Neuland“ das Motto des 15. Jugendmedientreffens.
Laura Fuhrmann ist Schülerin an der „Latina August Hermann Franke“ Schule in Halle. Die 17-jährige arbeitet seit über einem Jahr an der Schülerzeitung „Littera“ und ist eines der Gründungsmitglieder. Für ihre Schule hat sie schon einige Interviews geführt. Doch das Skype-Interview mit dem Youtuber Felix Bahlinger war für sie eine neue und interessante Erfahrung.
Der Leipziger Felix Bahlinger hat gleich zweimal „Neuland“ betreten: Zum einen ist er YouTuber und verdient mit der Video-Plattform seinen Lebensunterhalt und zum anderen stellt er über seinen Video-Kanal regelmäßig neue Technik und Software vor. Die Schülerinnen Laura Fuhrmann und Frida Schreiber haben den 21-Jährigen im Rahmen des Jugendmedientreffens per Videoanruf mit Skype interviewt.
Du bist seit sechs Jahren auf YouTube aktiv. Wie kam es dazu?
Felix: YouTuber wird man ganz spontan. Das ist das Besondere an dieser Plattform: Man lädt einfach eine Videodatei hoch und schon ist man dabei. Ich hab es sozusagen einfach mal ausprobiert.
Was macht die Videoplattform YouTube aus?
Felix: YouTube ist eine Webseite, auf der man Videos hochladen und anschauen kann. Jeder kann dort nach bestimmten Videos suchen, Kanäle – das sind sozusagen Sender – abonnieren und diese mitverfolgen. Dazu kann sich jeder auch selbst eine Kamera schnappen, Videos kreieren, Filme schneiden und dann einfach hochstellen.
Hattest du zu Beginn ein bestimmtes Konzept für deine Videos?
Felix: Ich wollte Videos produzieren, die mir Spaß machen. Damals habe ich mich viel mit Apps, Spielen und Programmen beschäftigt und angefangen, diese auf meinem YouTube-Kanal vorzustellen. Der Inhalt hat sich mit den Jahren immer wieder verändert und weiterentwickelt. Ich fing an, mich mehr mit meinen Zuschauern zu beschäftigen und zu interagieren. YouTuber kommunizieren gerne mit ihren Abonnenten. Es ist sehr leicht: Jeder kann einen Kommentar abgeben, jeder kann ein Antwort-Video machen. Und so fordere ich mein Publikum oft auf, ihre Meinung zu sagen.
Mittlerweile hast Du knapp 170.000 Abonnenten.
Felix: Ja, ich lebe von meinem Kanal. YouTube ist zu meinem Beruf geworden. Ich habe einen bestimmten Leitfaden, an den ich mich halte. Das ist Technik. In einem zweiten Kanal lasse ich mir die Freiheit, das zu machen, was mir gefällt.
Und wie verdienst du dabei Geld?
Felix: Oh, da gibt es viele Wege. Über Werbung und Affiliate (einem Marketing-Netzwerk - Anmerkung d. Red.) bei meinem YouTube-Kanal. Ich mache aber auf Auftragsarbeiten. Von Beginn an habe ich jeden Euro reinvestiert. Mittlerweile arbeite ich mit bestem Equipment und habe auch ein eigenes Studio.
Die 15-jährige Frida Schreiber ist Schülerin in der „Burgschule“ Aschersleben. Seit drei Monaten arbeitet sie aktiv bei der Schülerzeitung „Kulturschock“ mit. Das Interview mit dem Youtuber Felix Bahlinger hat ihr sehr viel Spaß gemacht. Sie könnte sich vorstellen, selber einmal einen Kanal auf Youtube zu haben.
Wie sieht dein Tag als professioneller YouTuber aus?
Felix: Der ist immer unterschiedlich. Meistens arbeite ich mehr als fünf Tage in der Woche. Dass ich am Wochenende frei habe, kommt eher selten vor. Das Beste ist: Ich kann mir meine Arbeitszeit eigenständig einteilen. Meist fange ich mittags an, arbeite dann aber auch oft bis nach Mitternacht. Ich muss zahlreiche E-Mails beantworten, organisatorische Dinge abklären oder dafür sorgen, dass ich neue Produkte bekomme, die ich testen kann. Dazu schreibe ich Skripte, filme und schneide.
Was sagen eigentlich deine Eltern zu YouTube?
Felix: Sie finden es gut – mittlerweile. Am Anfang war mein Vater aber sehr skeptisch, als ich ihm erzählte, was ich vorhabe.
Du bist sozusagen Technik-Experte – wie bleibst Du thematisch auf dem Laufenden?
Felix: YouTuber reden im Normalfall über Dinge, die sie selbst interessieren. Ich beschäftige mich viel mit Technik, rede mit Freunden darüber, schaue mir Videos von anderen YouTubern oder Produktpräsentationen an. Das grundsätzliche Basiswissen ist dadurch vorhanden. Ab und zu muss ich Details nachlesen.
Glaubst du, du bist in 40 Jahren immer noch YouTuber?
Felix: Die Frage stelle ich mir auch: Kann man YouTube für immer machen? Die Plattform ist noch so jung, dass es noch keiner testen konnte. Ich mache es noch so lange, wie ich glücklich damit bin. Es kann sein, dass die ganze Szene in fünf Jahren zusammenfällt, und ich anfange BWL zu studieren. Filme möchte ich auf jeden Fall mein ganzes Leben lang produzieren.
Der Großteil deines Lebens findet online statt. Liest du überhaupt noch Zeitung oder schaust Fernsehen?
Felix: Ich habe in diesem Jahr zweimal eine Zeitung gekauft - weil ein Artikel über mich darin stand. Einen Fernsehanschluss besitze ich gar nicht.
Und woher weißt du, was aktuell in der Welt passiert?
Felix: Ich sehe die Nachrichten im Internet. Zum Beispiel habe ich die Tagesschau auf YouTube abonniert.