Paraguay Paraguay: Kam es nach Schließung der Eingänge zur Katastrophe?

Asunción/dpa. - Nach dem Feuerinferno in einem Einkaufszentrum inParaguay mit mehr als 320 Toten sind schwere Vorwürfe gegen denBesitzer der Anlage erhoben worden. Unter den Toten sind nach Angabenvom Montag auch zwei Deutsche, ein Mann und ein Baby. Der Besitzerdes Zentrums sitzt nach der Katastrophe, die am Sonntag in Asunciónvermutlich durch eine Gasexplosion ausgelöst wurde, inUntersuchungshaft. Er soll die Schließung aller Ein- und Ausgängeangeordnet haben, um Plünderungen zu verhindern. «Sie haben beiFeuerausbruch sofort alle Türen geschlossen», erzählten Überlebende.Viele Flüchtende wurden so in dem Gebäude eingeschlossen, wo siequalvoll erstickten oder verbrannten.
Am Montag nach der Tragödie herrschte in den Krankenhäusern derHauptstadt des südamerikanischen Landes nach Angaben des RotenKreuzes Chaos. Mehr als 300 Menschen wurden laut Medien zum Teilschwer verletzt. Staatspräsident Nicanor Duarte Frutos ordnete einedreitägige Staatstrauer an. Von mindestens 323 Toten berichtetenMedien unter Berufung auf Behörden. Zuletzt seien nach Wiederaufnahmeder Bergungsarbeiten 27 verkohlte Körper gefunden worden, sagteGeneralstaatsanwalt Oscar Latorre. «Es handelt sich dabei unteranderen um 13 Kinderleichen.»
Die nationalen TV-Sender zeigten immer wieder Bilder vonunzähligen schreienden und weinenden Menschen inmitten vonRauchwolken und Sirenengeheul. Stundenlang zogen Feuerwehrmänner undfreiwillige Helfer leblose Körper und Schwerverletzte aus dem Innerendes Gebäudes. «Ich habe so etwas noch nie gesehen», meinte sichtlichgeschockt der Gesundheitsminister Julio César Velázquez. «Es istunglaublich, wie viele Menschen betroffen sind. Ich sehe Kinder,Rentner, schwangere Frauen.»
«Nach bisherigen Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes sind zweideutsche Staatsangehörige ums Leben gekommen», bestätigte dasAußenministerium in Berlin. Bei den Toten handele es sich um einen40-jährigen Mann und ein Baby. Woher der Mann und das Mädchenstammten, war zunächst nicht bekannt. Es wurde vermutet, dass beidein Paraguay lebten. Die deutsche Regierungs- und Staatsspitzereagierte mit Bestürzung auf die Brandkatastrophe. BundespräsidentHorst Köhler schrieb in einem Telegramm: «Dieses fürchterlicheUnglück hat großes Leid und tiefen Schmerz über Ihr Volk gebracht.»
Auslöser des Unglücks waren nach ersten Ermittlungen zweiGasexplosionen in einer Restaurantküche am Sonntag gegen 17.30 UhrMESZ. Rasend schnell breiteten sich die Flammen im Zentrum aus, indessen Geschäften und Restaurants sich rund 700 Menschen aufgehaltenhaben sollen. Passanten beobachteten den Todeskampf derEingeschlossenen. Sie versuchten laut Medien, auch von außen Türeneinzutreten und dicke Schaufensterscheiben einzuschlagen. Einigen seidas gelungen.
Kirchen, Sportplätze und Nachtclubs wurden neben Krankenhäusernzur Behandlung der Verletzten und zur Leichenaufbewahrung benutzt.Präsident Duarte Frutos verfolgte die Rettungsarbeiten am Ort. Errief private Kliniken zur Aufnahme von Verletzten auf. Dieöffentlichen Krankenhäuser hätten nicht genügend Kapazitäten. Nachoffiziellen Angaben lagen von den vielen Verletzten am Montag noch 70auf Intensivstationen. Mindestens zehn von ihnen schwebten inLebensgefahr.
Ein Feuerwehrsprecher sagte, das Einkaufszentrum habe nicht überdie vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen verfügt. Es habe wedergenügend Notausgänge noch Brandbekämpfungsgeräte gegeben. DerBesitzer Juan Paiva wies jede Schuld von sich und sprach von einemSabotageakt. Die Staatsanwaltschaft will auch gegen die Firmaermitteln, die den Komplex gebaut hat. Auch die Beamten, die denBetrieb des Zentrums genehmigt haben, sollen sich rechtfertigen.
Die Regierung in Asunción bat die südamerikanischen Nachbarländerum Hilfe. Argentinien entsandte nach eigenen Angaben ein Flugzeugsowie Krankenwagen mit Medikamenten und erfahrenen Ärzten. Medizinerund Medikamente hätten auch Brasilien, Chile, Kolumbien, Spanien undUruguay angeboten.
