Von Kermani bis Steinmeier Bundespräsident: Von Frank-Walter Steinmeier bis Navid Kermani - das sind die Kandidaten auf das Amt

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist auf der Suche nach einem Kandidaten, den sie mit Erfolg als Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck vorschlagen kann.
Dieser Kandidat soll die Deutschen in Zeiten der Polarisierung durch die Flüchtlingskrise und den Aufstieg der AfD mit Charisma und Erfahrung zusammenführen. Er oder sie soll sowohl die Union als auch den Koalitionspartner SPD überzeugen – und möglichst noch bei weiteren Parteien Stimmen gewinnen.
Jemanden zu finden, der einerseits erfahren ist, aber andererseits nicht zu stark parteipolitisch verortet wird, ist die Quadratur des Kreises. Deswegen gestaltet sich die Suche so schwierig. Und deshalb werden auch die unterschiedlichsten Namen genannt. Wir stellen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit der potenziellen Kandidaten zu erheben – zehn mögliche künftige Bundespräsidenten vor. Und wir analysieren, was dafür und was dagegen spricht, dass der Einzelne tatsächlich zum Nachfolger von Joachim Gauck gewählt wird.
Frank-Walter Steinmeier
Das spricht dafür: Der Außenminister ist politisch erfahren wie kaum ein anderer, beliebt in der Bevölkerung und auch Kanzlerin Angela Merkel schätzt ihn. Er steht für Stabilität – und dafür, dass die große Koalition eine Zukunft haben könnte. Viele sehen in ihm den besten Kandidaten für die derzeitige politische Situation.
Das spricht dagegen: Steinmeier ist in der SPD. Die CDU-Vorsitzende Merkel müsste ihrer eigenen Partei also vermitteln, einen Sozialdemokraten zu wählen. Und das, obwohl die Union die meisten Stimmen in der Bundesversammlung hat.
Norbert Lammert
Das spricht dafür: Der Bundestagspräsident ist ein profilierter Vertreter unserer Demokratie, der auch über die eigenen Parteigrenzen hinaus Anerkennung findet. Er ist ein guter Redner, der das Amt mit Würde ausfüllen könnte. Dass es auch seine Eitelkeit kitzeln würde, Bundespräsident zu sein, ist kein Problem. Das ist beim Amtsinhaber Joachim Gauck auch so.
Das spricht dagegen: Die Kanzlerin ist diejenige, die gefordert ist, einen Kandidaten zu finden, der nicht nur die eigene Partei, sondern auch die SPD überzeugt. Es gibt eigentlich keinen Grund für die SPD es ihr so einfach zu machen, einen CDU-Kandidaten zu akzeptieren. Sie kann darauf drängen, dass Merkel jemanden außerhalb der Parteipolitik findet. Oder noch besser: Frank-Walter Steinmeier vorschlägt.
Winfried Kretschmann
Das spricht dafür: Der baden-württembergische Ministerpräsident hat gezeigt, dass er als Grüner auch die Konservativen überzeugen kann. Ja, dass er in vielerlei Hinsicht ein Konservativer ist. Für Merkel hätte es durchaus einen Reiz zu zeigen, dass sie mit Schwarz-Grün noch eine weitere Koalitionsoption in der Hinterhand hat.
Das spricht dagegen: Die Grünen sind in der Frage von Schwarz-Grün gespalten, die CSU ist dagegen – und auch Merkel ist wohl zur Einsicht gekommen, dass sie jetzt eher ein Signal der Stabilität braucht als eines des Aufbruchs.
Gerda Hasselfeldt
Das spricht dafür: Als Landesgruppenchefin der CSU im Bundestag ist sie gestählt, als ständige diplomatische Vermittlerin zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer unterwegs zu sein. Das will was heißen in diesen Zeiten! Sowohl von der politischen als auch von der Lebenserfahrung her ist Hasselfeldt das Amt also absolut zuzutrauen. Darüber hinaus wäre es an der Zeit, dass es zum ersten Mal in Deutschland eine Bundespräsidentin gibt.
Das spricht dagegen: Die SPD unterstützt im Wahljahr die Kandidatur einer CSU-Kandidatin zur Bundespräsidentin? Ganz sicher nicht.
Navid Kermani
Das spricht dafür: Der deutsch-iranische Schriftsteller ist ein kluger Denker, der dem Amt viel intellektuellen Glanz verleihen könnte. Die Präsidentschaft eines Muslims, der sich auch intensiv mit dem Christentum beschäftigt hat, wäre ein Signal für ein weltoffenes Deutschland, für eine veränderte Gesellschaft. Würde die SPD ihn unterstützen, wären sicher auch Grüne und Linke dabei.
Das spricht dagegen: Die SPD ist wohl zur Auffassung gekommen, dass die Zeit noch nicht reif ist, für einen Kandidaten mit Kermanis Hintergrund – zumal wenn man die gesellschaftliche Polarisierung als Folge der Flüchtlingskrise bedenkt. Und: Ein klares Signal für Rot-Rot-Grün hätte sowohl für die SPD als auch für die Grünen seine Tücken. Selbst Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warnt, ein rot-rot-grüner Kandidat wäre in Zeiten von AfD-Wahlerfolgen das falsche Zeichen.
Andreas Voßkuhle
Das spricht dafür: Voßkuhle ist Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Das ist eine Institution, die größtes Vertrauen im Volk genießt. Damit ist Voßkuhle, der auf Vorschlag der SPD ans Gericht nach Karlsruhe kam, automatisch ein Kandidat, der überparteiliche Unterstützung gewinnen kann.
Das spricht dagegen: Voßkuhle hat einen höchst einflussreichen Job, mit dem er aber weniger im Blickfeld der Öffentlichkeit steht als der Bundespräsident. Nach allem, was bisher nach außen gedrungen ist, will er diesen Job wohl behalten.
Jutta Allmendinger
Das spricht dafür: Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, ist eine renommierte Soziologin und Volkswirtin. Das intellektuelle Format für das Amt hat sie. Und der politische Betrieb ist ihr jedenfalls nicht fremd. Als Wissenschaftlerin saß sie schon in unzähligen Beratungsgremien der Bundesregierung zu Frauen, Familie, Bildung und Arbeitsmarkt.
Das spricht dagegen: Allmendiger ist in der breiten Öffentlichkeit nicht übermäßig bekannt, führe aber auf dem SPD-Ticket. Warum die CDU ausgerechnet in diesem Fall über ihren Schatten springen sollte, ist unklar.
Wolfgang Huber
Das spricht dafür: Als ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist er als möglicher Kompromisskandidat der Parteien, der unterschiedliche Interessen zusammenbringt, vorstellbar.
Das spricht dagegen: Huber ist 74, nur unwesentlich jünger als Gauck, der aus Altersgründen abtritt. Auch in der öffentlichen Debatte ist er schon längere Zeit keine prägende Figur mehr.
Ursula von der Leyen
Das spricht dafür: Ursula von der Leyen ist eine moderne CDU-Politikerin, die gerade mit dem, was sie in der Familienpolitik bewegt hat, weit über die eigene Partei hinausstrahlt.
Das spricht dagegen: Als Bundesverteidigungsministerin spielt sie eine wichtige Rolle im Kabinett. Die SPD dürfte kaum einsehen, warum sie von der Leyen unterstützen soll, falls sich die CDU Frank-Walter Steinmeier verweigert. Eine CDU-Frau als Bundespräsidentin, die auch Anhänger der Sozialdemokraten gut finden? Das kann SPD-Chef Sigmar Gabriel im Wahljahr nicht recht sein.
Albrecht Glaser
Das spricht dafür: Der Mann ist nominiert. Die AfD hat sich entschieden, mit Glaser – der einer ihrer stellvertretenden Parteivorsitzenden ist – ins Rennen zu ziehen. Glaser gehört zu denen im Parteivorstand, die Parteichefin Frauke Petry unterstützen. Der brandenburgische Fraktionschef Alexander Gauland hätte wohl den Erstzugriff gehabt, wollte aber nicht.
Das spricht dagegen: Alles. Es ist klar, dass kein AfD-Kandidat in der Bundesversammlung gewählt wird.