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CDU gewinnt knapp Nach Kreistagswahl in Wittenberg - AfD will künftig lauter sein

CDU und AfD gewinnen bei Kommunalwahl hinzu und haben künftig 14 Sitze im Wittenberger Kreistag. Andere, darunter die SPD und die Freien Wähler, verlieren Stimmen. Was sich die AfD vornimmt und was die anderen Parteien bilanzieren.

Von Marcel Duclaud Aktualisiert: 10.06.2024, 20:48
Beim Auszählen der Stimmen im Wahllokal des sogenannten K-Gebäudes in Wittenberg
Beim Auszählen der Stimmen im Wahllokal des sogenannten K-Gebäudes in Wittenberg (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Am Ende haben sich die Christdemokraten behauptet, wenn auch knapp. Sie gewinnen bei der Kreistagswahl deutlich hinzu und landen bei 30 Prozent der Stimmen. Noch mehr zulegen kann allerdings die AfD, die dem ostdeutschen Trend offenkundig auch in Wittenberg folgt. Die Partei, deren Landesverband vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft ist, kommt auf rund 28 Prozent. In Sitzen unterscheiden sich künftig CDU und AfD nicht, beide haben 14.

Matthias Lieschke, Fraktionschef der AfD, sagt am Tag danach: „Wir sind sehr zufrieden. Wir haben uns deutlich verbessert.“ Der Kemberger führt das auf gute Arbeit in den vergangenen Jahren zurück und darauf, „dass wir Positionen besetzen, die in der Bevölkerung erwünscht sind“. Dass die AfD im Kreistag künftig lauter sein wird, kündigt Lieschke schon mal an. „Mit einer starken Fraktion können wir aktiver sein, mehr Anträge stellen.“ Zum Beispiel was Sachleistungen für Asylbewerber betrifft. Der AfD-Mann sagt auch: „Wir sitzen nun weiter vorne. Nicht mehr auf hinteren Bänken.“

Bettina Lange, Kreisvorsitzende der CDU, freut sich über das Zulegen ihrer Partei und zeigt sich zugleich überrascht vom starken Abschneiden der AfD: „Ich habe nicht vermutet, dass die Bundespolitik derart durchschlägt.“ Da scheine sehr viel Frust im Spiel. Auf kommunaler Ebene gehe es ja doch meist eher um Personen. Sie sagt zudem: „Wir haben Stimmen gezogen, aber andere waren offenbar zu schwach.“ Ob das Wahlergebnis jetzt zu Konsequenzen im Kreistag führe, bleibe abzuwarten: „Schwer zu sagen, wie sich das entwickelt.“ Allerdings seien Kandidaten und Wähler der AfD natürlich nicht „alles Radikale“. Bislang gehe es im Kreistag eher konstruktiv zu. Lange hofft, dass das so bleibt.

Gerupft worden sind hingegen die Freien Wähler bei der Wahl zum neuen Kreistag. Sie sind künftig nicht mehr zweit-, sondern drittstärkste Fraktion, verlieren etwa fünf Prozent im Vergleich zur Wahl 2019. Kreisvorsitzender Stefan Kretschmar führt das unter anderem auf die Kombination mit der Europawahl und auf die durchschlagende Bundespolitik zurück. „Verluste schmerzen natürlich immer. Die Kraft hat nicht gereicht“, räumt er ein, sagt aber auch: „Wir sind insgesamt nicht unzufrieden, immerhin drittstärkste Kraft.“ Erstmals sei jeder Wahlbereich mit einem Sitz im Kreistag vertreten.

Auch die Sozialdemokraten haben etliche Stimmen verloren, liegen jetzt bei zwölf Prozent und sechs Sitzen, vorher waren es sieben. Sven Paul, der stellvertretende Kreisvorsitzende, spricht denn auch von „moderaten Verlusten“. Er fügt aber an: „Wir fragen uns schon, was bei uns so kritisch gesehen, bei anderen aber geschätzt wird.“ Da werde offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Was die SPD ob der starken AfD nun sorgt ist eine Änderung des Klimas, der politischen Ausrichtung von Ausschüssen und der Diskussionskultur.