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Gemeinderatswahl Naumburg Sturm fegt CDU zum Erfolg

CDU bleibt mit 16 von 40 Sitzen die mit Abstand stärkste Kraft im Naumburger Gemeinderat. SPD, Linke, Grüne, VBL und FDP verlieren Plätze. Was die Tierschutzpartei und „Die Liste“ zu ihrem guten Abschneiden bei ihrer Premiere sagen.

Von Harald Boltze Aktualisiert: 10.06.2024, 15:22
Daniel Sturm (CDU) holte 5.871 Stimmen.
Daniel Sturm (CDU) holte 5.871 Stimmen. (Foto: CDU)

Naumburg. - Im Naumburger Gemeinderat wird es auch in den kommenden fünf Jahren kaum ein Vorbeikommen an der CDU geben. Bei der Kommunalwahl am Sonntag holte die Partei 40,8 Prozent der Stimmen und sicherte sich damit 16 der 40 Plätze im Rat. „Damit gewinnen wir einen Sitz dazu, was ich sehr erfreulich finde“, so der bisherige Fraktionschef Daniel Sturm in einer ersten Reaktion gegenüber Tageblatt/MZ.

Sturm, der zudem Landtagsabgeordneter ist, war erneut das große Zugpferd der Christdemokraten. 5.871 Stimmen holte er. Keine andere Partei oder Liste kam insgesamt (!) auf diese Zahl, wobei der Friseurmeister sein Top-Ergebnis von vor fünf Jahren (ebenfalls über 5.000 Stimmen) noch deutlich ausbaute. Profitieren konnte die CDU sicherlich davon, dass sie kaum Konkurrenz im konservativen Lager hatte. Anzunehmen, dass diejenigen, die rechts-konservativ/rechtsradikal wählen wollten, sich aus Mangel eines AfD-Bewerbers für die CDU entschieden. Einzige Alternative für sie war „Die Heimat“ (früher NPD), die ihre vor fünf Jahren errungenen zwei Sitze halbierte.

Zweitstärkste Kraft im Naumburger Rat ist von nun an das Bündnis für Bad Kösen (BBK). Zum einen konnten die Kurstädter ein starkes Ergebnis einfahren, getragen von Ortsbürgermeister Holger Fritzsche (1.366). Mit 9,2 Prozent aller Stimmen sicherten sie sich vier Sitze und damit so einiges an Bad Kösener Schlagkraft im Naumburger Rat. Der andere Grund: Einige bisher größere Fraktionen mussten Verluste hinnehmen. So schrumpft die Linke von bisher fünf auf drei Sitze. Ein kleiner Trost für Listenführer Jan Thyen mag es sein, dass er fortan mit seiner Tochter Marlene Thyen zu den Sitzungen fahren kann.

Holger Fritzsche (BBK) holte 1.366, Stimmen.
Holger Fritzsche (BBK) holte 1.366, Stimmen.
(Foto: Archiv/ Biel)

Jeweils von vier auf drei Plätze verkleinerte sich die Vereinte Bürgerliste, für die immerhin Henrik Schumann (1.290) ein starkes Ergebnis einfuhr, sowie die SPD. Auffällig bei den Sozialdemokraten: Uwe Droese schaffte recht sicher den Einzug ins Stadtparlament und musste nicht - wie vor fünf sowie zehn Jahren - als Nachrücker auf den Verzicht anderer hoffen.

 Henrik Schumann (VBL) holte 1.290 Stimmen.
Henrik Schumann (VBL) holte 1.290 Stimmen.
(Foto: Archiv/Weimer)

Zu den Verlierern zählen auch die Grünen (3,4 Prozent). Statt wie bisher zu dritt wird nun nur noch Ingolf Andrees die Stadtpolitik mitgestalten dürfen. Andrees lieferte sich mit seinem Grünen-Kollegen Thomas Klimke ein knappes Rennen, das er erst im Schlussspurt gewann. Mit Klimke scheidet somit ein Gemeinderats-Urgestein (zumindest vorläufig) aus dem Rat aus. Und wenig zufrieden waren wohl auch die Freien Demokraten. Mit 1,9 Prozent fuhr die FDP das schlechteste Ergebnis der zwölf vertretenen Listen ein, was aber immerhin einen Sitz einbrachte, den sich Eiko Precht sicherte. Als Gewinner dürfen sich hingegen die Freien Wähler um Listenführer Günther Weiße (821) fühlen, die einen Platz im Rat dazugewannen und dort nun zu dritt sitzen.

Erfreulich ist, dass am Sonntag die Wahlbeteiligung (59,9 Prozent) im Vergleich zu 2019 um mehr als vier Prozentpunkte anstieg. Die 16.028 Naumburger und Naumburgerinnen (samt Ortsteile), die ihre Kreuzchen machten, stellten den Rat um einiges breiter und bunter auf. Denn die Newcomer trumpften ordentlich auf – allen voran „Die Liste“, die auf sechs Prozent kam, und die Tierschutzpartei (5,6). Für die erstmals in Naumburger angetretenen Tierschützer fuhr Maria Blumentritt mit 1.454 Stimmen ein fulminantes Ergebnis ein. „Ich bin noch ganz geplättet und hätte höchstens mit 500 Stimmen gerechnet, wobei ich an unseren vielen Infoständen schon auch eine sehr positive Resonanz gespürt hatte.“ Sie und Manuela Precht, die den zweiten Sitz der Liste holte, wollen sich nun für die Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen sowie eine artgerechte Haltung von Tauben einsetzen, „dort, wo sie keinen stören, also außerhalb der Innenstadt“. Aber auch Themen abseits des Tierschutzes wolle man angehen, so Blumentritt.

Maria Blumentritt (Tierschutz) holte  1.454 Stimmen.
Maria Blumentritt (Tierschutz) holte 1.454 Stimmen.
(Foto: Archiv/Biel)

Erstmals für den Gemeinderat kandidierte auch „Die Basis“, für die Beate van der Meer einen Sitz holte. Und deren zwei wurden es sogar für die ebenfalls neu gegründete „Die Liste“. Neben Stefan Garthoff zog auch Friderike Harder ein. „Zwei Sitze sind in etwa das, was wir erhofft und erwartet haben, und die dazugehörigen sechs Prozent sind doch für einen Einstieg nicht schlecht“, so Harder. Man sei, so verriet sie, derzeit in vielversprechenden Gesprächen mit anderen Listen und Parteien für eine mögliche gemeinsame Fraktion. Könnte sich da vielleicht sogar ein kleines Gegengewicht zur CDU-Dominanz bilden? Man wird wohl bald Näheres erfahren.