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AfD-Kandidat aus Halle im Porträt Alexander Raue: Trotz Protests geht er weiter

Alexander Raue aus Halle möchte für die AfD in den Bundestag gewählt werden. Was der 51-Jährige dort bewegen will und worüber er sich am meisten Sorgen macht.

Von Jonas Nayda Aktualisiert: 14.02.2025, 14:14
AfD-Stadrat Alexander Raue – hier im Sommer vor dem Ratshof – möchte sich künftig im Bundestag in Berlin für Halle einsetzen.
AfD-Stadrat Alexander Raue – hier im Sommer vor dem Ratshof – möchte sich künftig im Bundestag in Berlin für Halle einsetzen. (Foto: Silvio Kison)

Halle (Saale)/MZ. - Es kommt in Halle immer wieder vor, dass zwei Welten aufeinanderprallen. So wie am 25. Januar, als knapp 10.000 Menschen gegen den Wahlkampfauftakt der AfD in der Halle-Messe demonstrierten. Die Partei sei antidemokratisch und greife Minderheiten und Menschenrechte an, hieß es unter anderem. Die andere Seite sieht das naturgemäß anders. Verflechtungen zwischen beiden politischen Positionen gibt es selten.

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Alexander Raue, Direktkandidat der AfD in Halle und seit Jahren Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, fuhr mit seinem Auto an den Protesten vorbei, um schnell in die Messe zu gelangen. Er sei spät dran gewesen, sagt der 51-Jährige. Die Rufe der Demonstranten habe er kaum gehört. „Das ist doch alles inszeniert“, sagt Raue. Es interessiere ihn im Grunde auch nicht.

Direktkandidat der AfD in Halle: Alexander Raue als Galionsfigur

Raue ist für viele Hallenser eine Galionsfigur aus der Welt, in der die massenhafte Abschiebung von Ausländern aus Deutschland ein wünschenswertes Ziel ist. Er selbst sagt, dass die Einwanderungspolitik aller Bundesregierungen seit 2015 daran schuld sei, dass Deutschland nun in fast allen Bereichen massive Probleme habe. Das „links-grüne Establishment“ habe Deutschland „vor die Wand gefahren“. Gemeint sind damit nicht nur Parteien, sondern auch Gewerkschaften, Vereine und Organisationen, die sich laut Raue der Realität verweigern würden.

In der Realität von Raues Welt muss man sich eher Sorgen vor der Einführung islamistischer Scharia-Gesetze machen, als um alles andere. „Ich will nicht, dass meine Tochter in ein paar Jahren weinend in einer Burka als vierte Frau eines Muslimen vor mir sitzt und mich fragt, warum ich nichts getan habe“, sagt Raue, wenn man ihn fragt, weshalb er für die AfD Politik mache. Er habe große Sorge vor einer „Parallelgesellschaft“.

Die Bundestagswahl ist „richtungsweisend“ für ihn, sagt Raue selbst. Und das ist sie wohl auch tatsächlich. Nicht nur, weil Raue und die AfD sich einen Politik- und Machtwechsel in der Bundesregierung vorstellen, sondern auch weil Raue persönlich einen großen Schritt die politische Karriereleiter emporsteigen kann. Er gilt als Favorit unter den Direktkandidaten.

Bei der Kommunalwahl im vergangenen Sommer war Raue „Stimmenkönig“ in Halle. Er allein bekam mehr Stimmen als die beiden besten Kandidaten von SPD und Linken zusammengerechnet. Die AfD stellt mit 13 von 56 Mandaten die größte Fraktion im Rat.

Eigentlich wollte Raue bei der Oberbürgermeisterwahl antreten. Doch als plötzlich die Ampelkoalition in Berlin zerbrach und vorzeitige Neuwahlen ausgerufen wurden, zog er seine OB-Bewerbung zurück. Er wolle für seine Partei lieber dort antreten, wo er auch eine realistische Chance habe, sagte er. Denn dass die AfD in Halle eine absolute Mehrheit bekommt, ist sehr unwahrscheinlich. Das weiß auch Raue.

Im Stadtrat haben er und seine Fraktion noch nie einen eigenen Antrag durchsetzen können. Häufig lehnen die anderen Fraktionen AfD-Anträge geschlossen und ohne große Debatten ab. Aber man könne auch aus der Opposition heraus erfolgreich arbeiten, sagt Raue. Beispielsweise habe seine Partei auf Bundesebene eine „Glaubwürdigkeitskrise“ bei der CDU ausgelöst. „Die wollten unsere Programmatik umsetzen“, sagt er. Dabei versuche die CDU jetzt, die eigenen Versäumnisse zu vertuschen.

Erfolge der AfD

Auch auf kommunaler Ebene kann die AfD Erfolge vorweisen. Allerdings sind die juristischer Natur. Das Verwaltungsgericht Halle entschied im vergangenen Jahr, dass die Fraktion – genau wie alle anderen – ein Recht auf sachkundige Einwohner hat. Das sind Personen aus der Bevölkerung, die die Fraktion in den Ausschüssen beraten. Als Ehrenamtler sind sie offiziell Teil des Stadtratsspektrums und müssen dort auch zuerst gewählt werden. Dass das Ratsplenum bislang alle AfD-Kandidaten abgelehnt hatte, war rechtswidrig. Seit dem Gerichtsentscheid verlassen viele Räte den Saal oder enthalten sich, wenn die AfD über neue Personalien abstimmen lässt.

Neben dem Flüchtlingsthema, das Raue im Stadtrat bei fast jeder Sitzung anspricht, ist ihm auch Wirtschaftspolitik wichtig. Die Energiewende und damit einhergehende hohe Strompreise seien für Deutschland international ein Standortnachteil geworden, sagt er. Deshalb wolle er sich im Bundestag dafür einsetzen, die CO2-Umlage abzuschaffen und Energie günstiger zu machen.

Er wolle sich außerdem dafür einsetzen, dass den Vereinen und Organisationen kein öffentliches Geld mehr zufließen kann, die sich beispielsweise für ein AfD-Verbot aussprechen. Begegnungen mit Gegendemonstranten sind also möglicherweise vorprogrammiert.

 Alexander Raue tritt im Stadtrat selbstbewusst auf. Er ist Vorsitzender der seit 2024 größten Fraktion in Halle.
Alexander Raue tritt im Stadtrat selbstbewusst auf. Er ist Vorsitzender der seit 2024 größten Fraktion in Halle.
Foto: Marvin Matzulla

Alexander Raue ist im Jahr 1973 in Halle geboren worden. In der Stadt ist er auch aufgewachsen. In Leipzig studierte er dann Bauingenieurwesen und wurde Diplom-Ingenieur (FH). Als Angestellter arbeitete er zunächst im familieneigenen Pflanzenhandel und Gartenbaubetrieb. Nach einer Periode als Abgeordneter für die AfD im Magdeburger Landtag (2016 bis 2021) kehrte er wieder in den Familienbetrieb zurück. Der 51-Jährige ist unverheiratet und lebt mit seiner Familie (zwei erwachsene Kinder) in Nietleben.

Politisch aktiv war Raue zuerst in der halleschen CDU. Doch wegen Uneinigkeiten trat er dort im Jahr 2013 aus und kurze Zeit später in die AfD ein. Seit 2017 sitzt er im Stadtrat und ist dort seit zwei Wahlperioden Fraktionsvorsitzender. Außerdem leitet er aktuell den städtischen Finanzausschuss. Als seine privaten Interessen nennt Raue „Sport“, „Lesen“ und „Wirtschaft“.Nay