„Dieses Ausmaß ist extrem“ Werden Wahlplakate der Grünen in Dessau besonders oft zerstört? LKA sieht keine Anhaltspunkte
Hunderte Plakate der Parteien sind vor der Wahl am Sonntag mutwillig beschädigt oder ganz abgenommen worden. Die Grünen beklagen, besonders betroffen zu sein. Aber stimmt das?

Dessau-Roßlau/MZ. - Mit Filzstiften oder Spraydosen aufgemalte Brillen, Zahnlücken oder Hitlerbärte, Schriftzüge quer über die Tafel oder gar völlig zerstörte Aufsteller: Wahlplakate werden in Dessau-Roßlau zu Hunderten Zeil von Vandalismus und Diebstahl. Zahlreiche Plakate sind beschädigt oder sogar ganz gestohlen worden.
Grüne besonders betroffen?
Besonders betroffen seien dabei die Plakate der Grünen, teilte die Partei dazu in dieser Woche, wenige Tage vor der Bundestagswahl am Sonntag, mit.
„In den vergangenen Wochen wurden in mehreren Stadtteilen von Dessau-Roßlau zahlreiche Wahlplakate von den Grünen abgenommen oder zerstört. Besonders betroffen sind Kühnau sowie weite Teile von Roßlau“, sagt Leonie Bronkalla, Vorsitzende des Kreisverbands Dessau-Roßlau. Sie sieht in der massiven Zerstörung von Wahlplakaten „einmal mehr die aufgeheizte politische Grundstimmung“. Die Zerstörung sei sogar so massiv, dass kaum noch Plate hängen würden, behauptet sie:
„Wir haben allein in Dessau-Roßlau bereits über 90 beschädigte Wahlplakate gezählt, nur noch wenige hängen. Es ist nicht das erste Mal, dass unsere Plakate Ziel von Vandalismus werden, doch dieses Ausmaß ist extrem.“
Auch Bastian George, der als grüner Stadtrat beim Aufhängen der Plakate half, empfindet die Zerstörung vor dieser Bundestagswahl als besonders groß. „Wir durften 250 Plate hängen. Es wurden aber so viele abgerissen, dass wir später weitere nachhängen mussten, um die ersten zu ersetzen. Inzwischen haben wir sicher rund 500 Plakate aufgehängt“, schätzt er. „So extrem war es noch nie.“
171 angezeigte Fälle
Doch sind die Plakate der Grünen tatsächlich stärker von Vandalismus betroffen als die anderer Parteien? Zahlen des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt (LKA), die aus einer MZ-Anfrage hervorgehen, sprechen nicht dafür. „Grundsätzlich ist festzustellen, dass in der Gesamtheit im Land Wahlplakate der Parteien CDU, gefolgt von Wahlplakaten der AfD und Die Linke betroffen sind. Weniger betroffen sind hingegen Wahlplakate der Grünen und von VOLT“, teilt ein LKA-Sprecher mit.
Allerdings sei es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, valide Daten nur für Dessau-Roßlau zu nennen, da es einige Tage in Anspruch nehme, bis ein gemeldeter Vandalismus-Fall in der LKA-Statistik auftauche. Eine abschließende Zahl könne man erst nach der Bundestagswahl nennen.
Zahlen gibt es zudem nur aus dem gesamten Bereich der Polizeiinspektion Dessau, die die Landkreise Wittenberg, Anhalt-Bitterfeld und Dessau-Roßlau abdeckt. Dort wurden bislang 171 zerstörte oder beschädigte Wahlplakate angezeigt, beziehungsweise von der Polizei festgestellt. In ganz Sachsen-Anhalt liegt die Fallzahl bei 1.123 Plakaten.
Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 ist die Zahl in Dessau-Roßlau noch niedriger. Damals wurden 261 Plakate zerstört. Betrachtet man hingegen das gesamte Bundesland, liegt die Zahl der beschädigten Wahlplakate jetzt schon höher. 2021 wurden 694 Plakate angegriffen.
Nicht einschüchtern lassen
Für die Grünen steht dennoch fest, dass sie sich vom Vandalismus nicht unterkriegen lassen wollen. „Wer glaubt, uns durch Zerstörung unserer Wahlplakate mundtot machen zu können, irrt gewaltig“, so die Vorsitzende des Kreisverbands Dessau-Roßlau, Bronkalla.

