WM-Teilnehmer Schweden im Porträt WM-Teilnehmer Schweden im Porträt: Fußballheld Skoglund erhält Denkmal

Stockholm/dpa. - Die Kraft solcher Legenden unddie gewaltige Anziehungskraft des Fußballs in Schweden zeigt jedochweniger der weihnachtliche Geburtstagssalut der Fans als viel mehrein gewaltiges Denkmal aus Bronze. Es steht hundert Meter vonSkoglunds Wohnung entfernt und wurde für den blonden Dribbelkönig vonder Stadt Stockholm errichtet.
«Wir freuen uns alle unbändig auf die WM in Deutschland», sagt TomAlandh, der auch immer am Vormittag des 24. Dezember zur Ehrung fürSkoglund pilgert. Im Juni wird der Dokumentarfilmer als Fan mit Kindund Kegel den Weg der heutigen Fußballstars aus seinem Land durch dasTurnier in Deutschland verfolgen: «Es hat in Schweden schon sehr,sehr lange nicht mehr eine solche Vorfreude auf ein Großereignisgegeben. Viel wichtiger als die Reichstagswahlen im September.» Undwichtiger als Tennis oder Eishockey, fügt er hinzu.
Beim Fußball-Verband SFF sind 300 000 Karteninteressentenregistriert. Drei Prozent der Gesamtbevölkerung. Für dieGruppenspiele gegen Trinidad, Paraguay und England liegen 150 000feste Bestellungen vor. Das schwedische Kontingent beträgt bisherganze 12 741 Tickets. Fußball ist mehr «in» als je zuvor seit der WMim eigenen Land vor 48 Jahren. Damals schlug Skoglund an der Seitevon Mitspielern wie Hamrin, Gren und Liedholm im denkwürdigenGöteborger Halbfinale die deutschen Weltmeister mit 3:1 und unterlagim Finale Brasilien mit einem 17-Jährigen namens Pelé 2:5.
Alandh, der einen wunderbaren Dokumentarfilm über Skoglund gedrehthat, stand als 14-Jähriger beim Finale am Spielfeldrand desStockholmer Rasunda-Stadions. Damals waren fast alle heimischenSpieler blond, und alle hatten auch heimische Namen. Beim Turnier2006 heißt die ganz große Hoffnung auf viele Tore Zlatan Ibrahimovic,und wenn der in Malmö geborene Sohn bosnischer Zuwanderer nichttrifft, soll es der dunkelhäutige Henrik Larsson richten.
Über ein Fünftel der neun Millionen Schweden hat heute mindestenseinen aus einem anderen Land stammenden Elternteil. Aus dem früherstark isolierten Randstaat mit viel nordischer Kühle ist ein bunteresund viel weltoffeneres Völkergemisch geworden. Natürlich auch mit denentsprechenden Problemen bei Integration, mit Arbeitslosigkeit undmassivem Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie.
Mit der geborenen Silvia Sommerlath haben die Schweden einedeutsche Zuwanderin in ihr Herz geschlossen, die den an sie bei einerLeserabstimmung gegangenen Titel «Kanakin des Jahres» mit dem Satzkommentierte, das sei doch ganz prima. Die völkerverbindende Wirkungdes Sportes erlebte die heutige Königin Silvia 1972 hautnah, als siebei den Olympischen Spielen auf den Rängen des MünchnerOlympiastadions den damaligen Kronprinzen Carl Gustaf kennen undlieben lernte.
«Das Halbfinale 58 haben wir euch vergeben, weil wir die Siegerwaren», sagt Alandh lachend zum deutschen Gesprächspartner. Sein HeldSkoglund schoss im Hexenkessel des Göteborger Ullevistadions denAusgleich zum 1:1-Halbzeitstand. Damals verbanden auch die Schwedenmit Deutschland vor allem Hitler, die Judenvernichtung und denZweiten Weltkrieg. Davon ist nichts mehr spüren, auch wenn immer nochfast jeder Schwede den Satz «Ordnung muss sein» auf Deutsch sagenkann.
Nun hoffe man doch nur, dass der Satz sich beim Einsatz derOrganisatoren gegen allerlei gewaltbereiter Hooligans aus den dafürbesonders berüchtigten Ländern wie England und den Niederlandenbewahrheite, meint Alandh. Daheim haben die Spitzenclubs wie MeisterDjurgarden Stockholm ebenfalls heftig mit Randalierern zu kämpfen.
Die schwedischen Fans erwarten von ihrer Elf in Deutschland, dasssie weit kommt. Ibrahimovic, Larsson und auch Fredrik Ljungberg sindWeltstars. Das ganz große Ding wäre für die Skandinavier ein Siegüber England und dann der Weg ins Finale gegen die absolutenSuperstars aus Brasilien. Revanche für 1958.
