WM-Qualifikation WM-Qualifikation: Sieg über Schweden soll Krisenstimmung beenden
Berlin/dapd. - Das DFB-Team strebt gegen Schweden im vierten WM-Qualifikationsspiel am Dienstag (20.45 Uhr) nicht einfach nur den vierten Sieg und einen optimalen Abschluss des Pflichtspieljahres an, sondern auch die Beendigung der jüngsten Kontroversen. „Das ist wohl der schwerste Gruppengegner. Wir müssen gewinnen, denn ob das bei den Schweden auswärts klappt, weiß man nicht“, sagte Miroslav Klose am Montag in Berlin, drei Tage nach dem 6:1 gegen Irland in Dublin. Parallel dazu arbeiten Bundestrainer Löw und die Spieler an der Bereinigung der zuletzt aufgetretenen Konflikte.
Löw entschuldigte sich förmlich und öffentlich gegenüber dem zuvor von ihm geschmähten Marcel Schmelzer, was dem Bundestrainer selbst heftige Kritik eingebracht hatte. „Ich habe mich sehr unglücklich ausgedrückt. In der Wortwahl war das nicht in Ordnung, das habe ich auch Marcel Schmelzer mitgeteilt“, sagte Löw. Und auch mit dem Tadel von Bastian Schweinsteiger am Teamgeist wurde endlich ein normaler Umgang gefunden. Philipp Lahm gab seinem Stellvertreter als Kapitän recht. „Die Stimmung war schon mal besser als bei der EM“, befand der 28-Jährige. Es wird offenbar keine Notwendigkeit mehr gesehen, Harmonie zwanghaft zu spielen. Die Erkenntnis setzte sich durch, dass bei 20 Spielern Meinungsverschiedenheiten völlig normal sein können.
Sportlich befindet sich das Team ohnehin wieder auf dem Weg aus der Talsohle. Im Duell mit den Skandinaviern, die Platz 26 der Weltrangliste belegen, will der Zweite in diesem Ranking im Olympiastadion seine Machtposition unterstreichen. Mit einem vierten Sieg in der Gruppe C würde die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach den Erfolgen gegen Färöer, Österreich und Irland als einzige Mannschaft ungeschlagen sein und den Anspruch auf die WM-Teilnahme als Gruppensieger schon vor den nächsten beiden Spielen gegen Kasachstan im März 2013 untermauern. „Wir wollen uns in einer schwierigen Gruppe als Erster qualifizieren. Aber selbstverständlich ist das nicht“, sagte Lahm, der nach seiner abgesessenen Sperre Jerome Boateng als rechter Verteidiger aus dem Team verdrängen wird.
Zwtl.: Kroos meckerte wieder wie bei EM
Ansonsten schien vor dem Abschlusstraining nur eine weitere Personalie noch nicht ganz geklärt. Der Einsatz von Sami Khedira war weiter fraglich, weil er der Mittelfeldspieler an einer Muskelverhärtung im linken Oberschenkel laboriert. „Das ist unser einziges Problem“, sagte Löw, der mit Toni Kroos als Ersatz plant. Der Münchner hatte in Dublin - wie bei der EM - verstimmt darauf reagiert, dass er nicht in der Startelf stand und erst spielen durfte, als Khedira ausschied.
Aber Löw reagierte darauf gelassen und nahm die Kroos-Meckerei als Anlass, den internen Wettstreit um die elf Plätze zu loben. „Es ist extrem wichtig, dass es einen internen Konkurrenzkampf gibt. Sicher ist es für die Spieler schwierig, die erst einmal auf der Bank sitzen. Aber wichtig ist, dass sie, wenn sie reinkommen, auch wichtige Impulse geben“, sagte er. Die Impulsgebung hatte Kroos tatsächlich gegen die Iren in idealer Weise bestätigt, als ihm mit zwei Toren erstmals ein Doppelpack in der Nationalelf glückte.
Löw sprach noch einmal den Auftritt seines Personals in Dublin nach den schwächeren Vorstellungen im August und September an. „Der Abwehrverband hat mir sehr gut gefallen. Im Mittelfeld hatten wir mit der Rückkehr von Schweinsteiger eine sehr gute Organisation und auch in den vorderen Reihen sah es gut aus“, sagte Löw, der vor den Schweden und speziell vor Zlatan Ibrahimovic großen Respekt hat. „Sie haben eine höhere Durchschlagskraft im Angriff als Irland. Ihr Offensivspiel ist natürlich sehr stark auf Ibrahimovic fokussiert“, sagte Löw.
Die Glamourfigur des „Drei-Kronen-Teams“, der bei Paris St. Germain einer der am besten bezahlten Stürmer der Welt ist, sei „völlig unberechenbar“ und finde als „Schlüsselspieler“ meist auch „in schwierigen Situationen Lösungen“. Auf die Aufgabe, Ibrahimovic auszuschalten, hat er seine Spieler sehr gut vorbereitet. Holger Badstuber war schon Feuer und Flamme. „Auf solche Spieler freut man sich“, sagte er. Löw vergaß nicht, daran zu erinnern, dass der von den Schweden nur „Zlatan“ genannte Weltklassemann noch zehn Mitspieler hat. „Die ganze Mannschaft ist nicht zu unterschätzen“, sagte er. Doch wie bei der WM 2006 sollen die Skandinavier chancenlos bleiben. Im Achtelfinale wurden sie nach zwei Podolski-Toren 2:0 geschlagen - im Berliner Olympiastadion.