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WM-Qualifikation WM-Qualifikation: Irland fordert Wiederholung

Von Thomas Prüfer und Emilio Rappold 19.11.2009, 17:04
Die Iren Sean Saint Ledger (l.) und Damien Duff (r.) sitzen verzweifelt am Boden, weil sie die WM-Qualifikation gegen Frankreich verpasst haben. (FOTO: DPA)
Die Iren Sean Saint Ledger (l.) und Damien Duff (r.) sitzen verzweifelt am Boden, weil sie die WM-Qualifikation gegen Frankreich verpasst haben. (FOTO: DPA) EPA

Hamburg/dpa. - Das zweite «Hand-Gottes-Tor» der Fußball-Historiehat Frankreich den Weg zur Weltmeisterschaft nach Südafrika geebnet,aber heftige Empörung auf dem Kontinent ausgelöst. 23 Jahre nach demebenso legendären wie irregulären Maradona-Tor im Viertelfinale derWM in Mexiko sorgte Thierry Henry erneut ein Ausnahme-Kicker füreinen Skandal, als er dem 1:1-Torschützen William Gallas den Ball perHand vorlegte und Irlands WM-Träume zerstörte. Während Griechenlandgegen die Ukraine, Slowenien gegen Russland und Portugal gegenBosnien ihre WM-Tickets durch 1:0-Siege auf sportlichem Wege lösten,rettete die Grande Nation ein irregulärer Treffer vor dem möglichenK.o.: Die knapp gescheiterten Iren wittern Betrug und stellten amDonnerstag beim Weltverband FIFA einen Antrag auf Spiel-Wiederholung.

«Sie haben uns beraubt», fauchte Irland-Coach Giovanni Trapattoni,dessen Elf nach Robbie Keanes 1:0 dicht vor der Sensation stand. «LeHand Gottes - Betrüger Henry macht einen Maradona», titelte EnglandsBoulevardblatt «The Sun». «Ein Skandal!, Trap' wurde bestohlen»,schrieb der «Corriere dello Sport». Irlands Justizminister DermotAhern hatte schon vor dem offiziellen Protest ein Wiederholungsspielgefordert: Der hat allerdings wegen der Tatsachenentscheidung vonReferee Martin Hansson (Schweden) und nach bisheriger Rechtsprechungpraktisch keine Aussicht auf Erfolg. «Der Fußball verliert seineGlaubwürdigkeit. Man kann Kindern in der Schule nichts mehr vonFairplay erzählen», betonte Trapattoni am Donnerstag weiter.

Zwar hat Henry («Um ehrlich zu sein, es war Handspiel») seinFehlverhalten eingestanden, ansonsten suchten die Akteure eher nachAusreden. Das Schummeltor tue der Freude keinen Abbruch. Der weiterheftig in der Kritik stehende Coach Raymond Domenech meinte, er habevon der Bank aus kein Handspiel gesehen. «Solche Tore gehören zumFußball», behauptete dreist Torschütze Gallas. Trapattoni tobte.

Otto Rehhagel empfand dagegen Genugtuung, es all seinen Kritikernnoch einmal gezeigt zu haben. Nachdem Medien schon die Ablösung desDeutschen gefordert hatten, war nach dem von Dimitrios Salpingidiserzielten 1:0 in der Ukraine vom «historischen Triumph» und der«neuen Saga» die Rede. Prompt feierten die Blätter Rehhagel (71) wieeinen jungen Gott. «Es war eine großartige Leistung und ein mentalerGewaltakt», lobte «König Otto». Das erste WM-Ticket seiner langenKarriere holte er in seinem 100. Länderspiel auf der Hellenen-Bank.

«Egal wie groß der Niedergang war, nachdem er sich auf den Thronder EM 2004 gesetzt hat: Er ist weiter der Super-Held unseresFußballs im 21. Jahrhundert», schrieb die Tageszeitung«Eleftherotypia». Und Matchwinner Salpingidis meinte über die zweiteWM-Teilnahme der Hellenen nach 1994: «Das ist unsere Antwort auf allediese miserablen Kommentare der letzten Tage in der Presse.»

Der Bochumer Bundesliga-Stürmer Sladko Dedic hat Slowenien zur WMgeschossen - Premierminister Borut Pahor musste sein Versprecheneinlösen und die Stiefel der Elitekicker putzen. «Aber nicht ganz sogründlich», sagte er lächelnd in die TV-Kameras. Auswahlcoach MatjazKek sprach von einem «Happy End mit Hollywood-Charakter. All unsereTräume sind in Erfüllung gegangen.» Sein Gegenüber Guus Hiddink war«fassungslos» und verpasste die Chance, auch das vierte von ihmbetreute Team in Serie zur WM-Endrunde zu führen. Der Niederländerließ weiter offen, ob er beim Russischen Verband weitermachen wird.

Portugal schwebt auf Wolke sieben, da die WM auch ohne SuperstarCristiano Ronaldo erreicht wurde. «Wir sind im Himmel», befand das«Jornal de Noticias». Der umstrittene Coach Carlos Queiroz ist damitaus der Schusslinie, und der in Brasilien geborene Torjäger Liedsonglaubt sogar: «Mit diesem Team können wir Weltmeister werden.»

Die Medien würdigten am Donnerstag das «beste Jahrzehnt» desFußballs in Portugal. Seit 2000 schafften die «Lusos» in der Taterstmals in ihrer Geschichte den Einzug in drei WM- und drei EM-Endrunden in Serie. «Wir haben immer daran geglaubt», sagteTorschütze Raul Meireles. Nach den beiden 1:0-Siegen gegen die vonTrainer Miroslav Blazevic als «ausgehungerte Wölfe» bezeichnetenBosnier befand «Público», diese seien «zu verwirrten Lämmerndegradiert worden».