WM 2006 WM 2006: Aufstockungspläne stoßen auf wenig Resonanz
Berlin/dpa. - Die überraschenden Pläne zu einer Aufstockung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf 36 Teams erweisen sich immer mehr als ungeliebt, doch keiner will sie schon jetzt beerdigen. Vor allem FIFA-Präsident Joseph S. Blatter ist darum bemüht, keine neuen Querelen in der Fußball-Familie aller Kontinente zuzulassen. Zwar machte der Chef des Weltverbandes bei einer Sponsoren-Präsentation (Mastercard) in Berlin kein Hehl daraus, dass er dem Vorschlag der Südamerikaner, 2006 in Deutschland mit vier Mannschaften mehr die WM- Endrunde zu bestreiten, äußerst skeptisch gegenüber steht. Aber die Entscheidung werde in demokratischer Weise am 3. Mai die Exekutive treffen, betonte Blatter.
«Ich persönlich wünsche, dass wir Entscheidungen, die wir getroffen haben, auch einhalten», machte der FIFA-Präsident deutlich. Die Exekutive hatte im Dezember vergangenen Jahres in Madrid die 32 Startplätze für den Worldcup 2006 verteilt. Diese Entscheidung sei endgültig, es sei denn, es würden sich neue Elemente zeigen. «Neue Elemente aber sind nicht vorhanden, es gibt einen Vorschlag. Nicht alles, was machbar ist, macht Sinn», sagte der FIFA-Chef. Zwar erneuerte Franz Beckenbauer als Präsident des deutschen Organisations-Komitees seine Aussage, dass es «kein großes Problem» sei, das Turnier auch mit vier Teams mehr auszurichten. Intern aber sieht auch das OK durchaus einige Probleme.
Allerdings könnten nicht nur die Südamerikaner, die nach dem in Madrid verabschiedeten Schlüssel nur noch vier WM-Starter stellen dürfen, die Chance auf eine Vergrößerung ihres Kontingents wittern. Vor allem die Europäer (16 statt 14) könnten von mehr Startplätzen profitieren. Asien (5 statt 4,5) sowie Nord- und Mittelamerika (CONCACAF/4 statt 3,5) würden wahrscheinlich ebenfalls einen halben Platz gewinnen. Afrika (5) und Ozeanien (1) blieben unverändert. In der FIFA-Exekutive als entscheidendem Gremium halten Südamerikaner und Europäer immerhin die Hälfte aller Stimmen, Blatter könnte bei Gleichheit ein zweites Mal stimmen.
Blatter wies vor allem auf geschlossene Marketing- und TV- Verträge für 32 Mannschaften hin. Am Mittwoch wurde mit Mastercard der 15. und letzte internationale Sponsor für die WM 2006 präsentiert. Das Unternehmen erneuert zudem auch sein Engagement für die Europameisterschaft (2004 in Portugal), die Champions League (bis 2006), Copa America (2004) und Copa Libertadores (2003). Das Gesamtpaket der 2500 unter Mastercard operierenden Banken umfasste für die fünf Wettbewerbe von 2000 bis 2002 rund 200 Millionen Dollar. Dies könnte im neuen Zeitraum sogar verdoppelt werden.
Der FIFA-Präsident machte deutlich, dass der Weltverband WM- Gastgeber Deutschland 2006 auch bei einer Aufstockung nur den festgelegten Betrag zukommen lassen wird. «Es gibt nicht mehr Geld», sagte Blatter mit Hinweis auf die geltenden Verträge. Zudem müssten nicht 32, sondern 36 Mannschaften das Gesamtbudget des Turniers unter sich aufteilen. Außerdem könne eine ständige Ausweitung des Feldes nicht sinnvoll sein: «Wo hören wir denn auf? 64 oder 128? Irgendwann muss man einen Riegel vorschieben», unterstrich der Schweizer. Dies wird die FIFA wohl am 3. Mai tun.