1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. «Wikipedia»: «Wikipedia»: Wo Wissen wächst wie von selbst

«Wikipedia» «Wikipedia»: Wo Wissen wächst wie von selbst

09.11.2007, 18:06

Halle/MZ/stk. - Von allen Phänomenen des Internet ist das freie Weblexikon Wikipedia zweifellos eines der faszinierendsten: Vor sechs Jahren vom Internet-Unternehmer Jimmy "Jimbo" Wales angeschoben, hat sich die von Freiwilligen in aller Welt gefüllte Datenbank zu einer der gefragtesten Internet-Seiten überhaupt entwickelt. Nach der aktuellen Alexa-Hitliste, die die beliebtesten Webangebote nach Zugriffszahlen sortiert, steht Wikipedia bereits auf Platz acht - vor Giganten wie Ebay, Amazon und Rapidshare. In Deutschland ist Wikipedia mit Rang 7 sogar noch erfolgreicher. Die von Hobbyautoren erstellte Seite lässt hierzulande sowohl das T-Online-Portal als auch spiegel.de hinter sich.

Dabei ist das Erfolgsgeheimnis der ehrenamtlichen Wikipedia-Macher, die von der Wikimedia Foundation in Florida zusammengehalten werden, eigentlich keines. Microsoft zahlt lieber Millionenstrafen, als dass es den Quellcode seiner Software offen legt. Auch Google hütet seinen Page-Rank-Algorhythmus wie ein Heiligtum. Wikipedia hingegen sammelt gerade wieder Spenden, um notwendige Ausgaben finanzieren zu können. Und ist auch sonst ein Mitmach-Projekt, zu dem jeder beitragen kann und aus dessen Fundus sich aber auch jeder bedienen darf. Dazu braucht es weder Programmierkenntnisse noch schriftstellerisches Talent, sondern nur einen Computer mit Netzzugang. Über den kann jeder Benutzer ohne Anmeldung Beiträge erstellen und bestehende Texte ändern. Eine Redaktion, die am Ende festlegt, was richtig und was falsch ist, gibt es nicht. Wikipedia setzt darauf, dass sich die Benutzer gegenseitig kontrollieren und korrigieren.

Abgesehen von wenigen Fällen, in denen Spaßvögel Wikipedia nutzten, um Falschmeldungen zu verbreiten, klappt das augenscheinlich problemlos. Inhalte einzelner Artikel können dank der einfach zu bedienenden Wiki-Software, die doppelte eckige Klammern in Links verwandelt, mit anderen Beiträgen verbunden werden. Existiert ein weiterführender Link noch nicht, erscheint der betreffende Begriff in rot und beim Anklicken öffnet sich ein Eingabefeld, in das jeder Leser, der sich dazu berufen fühlt, einen neuen Artikel zum Thema schreiben kann.

Gerade diese einfache Verlinkungsmöglichkeit lässt Wikipedia wachsen wie kaum eine andere Internetseite sonst. Wo herkömmliche Online-Enzyklopädien mühsam einen Eintrag auf den anderen stapeln, Fakten prüfen und Zahlen gegenchecken, gilt bei Wikipedia alles als richtig, bis es als falsch erkannt wird. Dennoch schnitt die Eigenbau-Enzyklopädie, die inzwischen mehr als 220 000 feste und dazu einige Millionen gelegentliche Autoren zählt, im Vergleich mit den Online-Datenbanken der klassischen Lexika hervorragend ab. So befand die Zeitschrift Nature nach einem Vergleich zwischen Wikipedia und der ehrwürdigen Encyclopædia Britannica, der Mutter aller Lexika, die Daten der offenen Online-Enzyklopadie seien "kaum weniger korrekt".