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Weckdienste im Internet Weckdienste im Internet: Nichts für Ausgeschlafene

19.12.2001, 09:57
Internet-Weckdienst bei: web.de in Karlsruhe.
Internet-Weckdienst bei: web.de in Karlsruhe. web.de

Düsseldorf/gms. - Die Zeit des Verschlafens ist vorbei. ImMultimedia-Zeitalter ziehen Ausreden wie «Stromausfall» oder «Wecker nicht gehört» nicht mehr. Internetdienste machen den morgens schrill lärmenden Wecker nämlich überflüssig. Wer einen Termin pünktlich wahrnehmen möchte, kann sich ohne großen Aufwand über das Telefon wecken lassen. Einzige Voraussetzung dafür ist ein Internetanschluss. Außerdem verlangen die Anbieter der Dienste meist eine Registrierung. Danach erhält der «Morgenmuffel» seine Zugangsdaten, die er bei der Bestellung eines Weckrufs immer angeben muss.

«Im heutigen Zeitalter versuchen immer mehr Leute sich auf den verschiedenen Plattformen anonym zu bewegen», erläutert Frank Beckert von der mediaBEAM GmbH in Ahaus (Nordrhein-Westfalen). Damit Missbrauch geahndet werden kann, «gibt es Gesetze, die verlangen, dass wir solche Daten aufbewahren. Aus Gründen der Sicherheit, auch für spätere juristische Prüfungen, mindestens ein Jahr», erklärt Beckert den Sicherheitsstandard der Weckdienste.

Finanziert werden die Weckrufe ausschließlich durch Werbung. Wer einen Termin eingeben möchte, muss einen Sponsoren anklicken und so den Anruf «bezahlen». mediaBEAM hat sich aus Kostengründen dazu entschlossen, den Weckruf nur für das Festnetz zu ermöglichen. Beim Weckdienst von web.de in Karlsruhe allerdings kann auch das Handy die Träume platzen lassen. Retarus Network aus Höhenkirchen bei München hat «seit drei Jahren einen besonders treuen User, der unseren Weckruf aus Deutschland kannte und sich nun in Australien in der Botschaft wecken lässt», erzählt Managerin Julia Hager.

«Pünktlich wie ein Funkwecker» kommt der Anruf von Web.de. Doch wenn die Leitung besetzt ist, «wird davon ausgegangen, dass der Teilnehmer keinen Weckruf mehr benötigt», erklärt Pressereferentin Alin Frädrich. Das ist bei Retarus anders. Wenn besetzt ist, wird es automatisch noch zwei Mal versucht. Doch bei einem Freizeichen klingelt es so lang, bis die Leitung unterbrochen wird. mediaBEAM gibt der «Schlafmütze» drei Mal die Chance, sich zum Telefondurchzukämpfen und sich den Spruch der Computer-Stimme anzuhören. Klappt das nicht, «wird es dann auch für uns lästig», sagt Frank Beckert.

Web.de lockt seine Tiefschläfer mit einer Art Pausenmusik aus den Federn, und bei Retarus wünscht eine freundliche Frauenstimme einen «guten Morgen und auf Wiederwecken». Bei mediaBEAM kann man sich innerhalb Deutschlands mit einem flotten Spruch per Sprachausgabe die gute Laune frei Haus liefern zu lassen. Dafür gibt es vorgefertigte Sprüche oder die Möglichkeit, selber einen Spruch aus bis zu 250 Zeichen zu kreieren. Damit eine Ansage niemanden bedroht oder belästigt, wird vor der Übermittlung zunächst nach «verbotenen» Wörtern gesucht, die dafür sorgen, dass das Telefon stumm bleibt.

Pünktlich sind die Weckdienste alle - oftmals sogar überpünktlich. Im Durchschnitt klingelt das Telefon rund zwei Minuten früher, um den Schlafenden aus den Träumen zu reißen. Während bei Retarus und Web.de ein auf die Minute genaues Planen möglich ist, bietet mediaBEAM derzeit lediglich Termine im Stundentakt an. Stundentakt heiße aber nicht, dass man Sorge haben muss, im Terminplan ganz hinten zu landen. «Die Anrufe werden nach Möglichkeit zu Beginn des gewünschten Zeitraumes erledigt», sagt Beckert.

Retarus, die als technischer Dienstleister auch die Weckrufe anderer übernimmt, jagt die nette Telefonstimme täglich etwa 15 000 Mal über die mehr als 3000 Telefonleitungen im eigenen Rechenzentrum. Rund 8000 dieser Anrufe erledigen sie im Auftrag des Lizenznehmers Web.de, der dennoch sein Angebot frei nach den eigenen Vorstellungen gestalten kann.

Gegenüber dem Weckangebot der Telekom bleiben die Dienste der Internetanbieter kostenlos. Und eine «technische Panne» wie die des Telefonriesen, der im vergangenen März die Umstellung von Winter- aufSommerzeit «verschlafen» hat, ist bei Retarus natürlich unvorstellbar, versichert Julia Hager.