Volleyball-WM Volleyball-WM: DVV-Team zeigt Reifeprozess
Fukuoka/Japan/dpa. - Das Team wird von den japanischen Fans lautstark unterstützt und steht bei den Autogrammjägern hoch im Kurs. Die vorzeitige Qualifikation für die Zwischenrunde in Hiroshima ist zugleich der Lohn für die harte Arbeit der vergangenen Jahre, in denen nicht immer alles nach Wunsch lief. «Die Jungens haben sehr professionell gearbeitet und es verdient. Ich bin stolz auf sie», lobte Bundestrainer Stelian Moculescu.
Für ihn steht fest, dass die Mannschaft viel besser ist, als es der Weltranglistenplatz 32 aussagt: «Wir sind weiter vorne, auf Platz 16 bis 18 wären wir gut aufgehoben.» Mit dem 3:1-Erfolg über Australien (24. der Weltrangliste) sowie den 3:0-Siegen über den dreifachen WM-Medaillengewinner Kuba (16.) und den Olympia-Fünften Griechenland (9.) hat die Mannschaft gezeigt, dass sie von allen ernst genommen werden muss. Die Ranking-Einstufung ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Deutschen zwölf Jahre bei keiner WM waren, nicht bei der letzten Europameisterschaft punkten konnten und seit Jahren auch nicht mehr an der Weltliga teilnehmen.
Kein deutscher Spieler verfügte vor Turnier-Beginn über WM-Erfahrung. «Das ist ein Riesendruck hier und ganz anders als in der Europaliga», sagte Zuspieler Simon Tischer. «Unsere Ausgangsposition ist super. Wir wollen mit möglichst vielen Punkten in die Zwischenrunde gehen», fügte er selbstbewusst hinzu. Mannschaft und Trainer sehen sich gegen Brasilien-Bezwinger Frankreich sowie den Titelverteidiger und Olympiasieger Brasilien zwar als Außenseiter, darin liegt für alle aber auch zugleich eine große Chance.
«Wir wissen, was wir wollen und können. Bei einer guten Leistung sind auch die Franzosen zu schlagen», ist Ralph Bergmann überzeugt. «Es läuft perfekt, wir haben zuletzt zwei Spiele auf hohem Niveau gezeigt. Wir denken von Spiel zu Spiel und träumen nicht, sonst geht es uns so wie den Frauen», fügte Sprungwunder Marcus Popp hinzu. DVV-Präsident Werner von Moltke sprach von einer «existenziellen Frage», dass mit einer guten Platzierung der «Volleyball in Deutschland im Fernsehen und bei Sponsoren» stärker ins Blickfeld rückten könnte.
Mannschaft und Trainer halten seit 1999 fest zusammen - auch in Krisenzeiten, als der Stuhl von Moculescu nach der verpassten EM-Qualifikation 2005 mächtig wackelte. Die Mannschaft rettete ihm damals mit einem Brief an den DVV-Präsidenten den Job. «Unsere Stärke ist das Team. Bisher war immer einer da, der in die Bresche gesprungen ist», freute sich Abwehr-Spezialist Stefan Hübner, dessen Rückkehr ein Riesengewinn ist.
Nach drei Spielen ist der 31 Jahre alte Italien-Profi, der seine Karriere wegen Verletzungen bereits beendet hatte und über den Beachvolleyball zurückfand, bester Blocker und hat in Bergmann auf Platz vier einen nahezu ebenbürtigen Partner. Bergmann rückte schon im ersten Spiel für Norbert Walter in die Stammformation. Auch Jochen Schöps hat seit WM-Beginn Christian Pampel verdrängt. «Jochen macht seine Sache sehr gut. Bisher war er drei Jahre draußen, jetzt bin ich es», anerkennt Pampel die Leistung seines Rivalen.