Volleyball-EM Volleyball-EM: DVV-Frauen schmettern Bronze
Ankara/dpa. - Ende gut, fast alles gut. Die deutschen Volleyball- Frauen haben die 23. Europameisterschaft in der Türkei mit dem achtbaren 3. Platz abgeschlossen. Die Mannschaft von Bundestrainer Hee Wan Lee gewann am Sonntag in der Atatürk-Halle von Ankara das «Kleine Finale» im Tiebreak gegen die Niederlande mit 3:2 (25:20, 25:15, 24:26, 23:25, 18:16) und erreichte damit wie 1991 zum zweiten Mal nach der deutschen Einheit den 3. Rang.
Damit haben die Frauen die Männer (7. Platz) klar übertroffen und einen deutlichen Aufwärtstrend bewiesen. Dass der Traum vom Finale oder sogar vom Titel nach der unnötigen 2:3-Niederlage im Halbfinale gegen Polen ausgeträumt war, schmälert diese positive Einschätzung nicht. «Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Im vierten Satz sind ein paar unglückliche Fehler unterlaufen, da hätten wir den Sack zumachen können», bilanzierte der Bundestrainer nach dem Polen- Spiel.
Gegen «Angstgegner» Niederlande knüpfte seine Mannschaft bis zur 2:0-Satzführung wieder an die besseren Leistungen mit wirkungsvollen Aufgaben, starkem Block und guter Abwehr an. Im dritten Durchgang wurde ein Vier-Punkte-Rückstand zum 24:24 ausgeglichen, nach vier abgewehrten Satzbällen aber trotzdem verloren. Die Annahme war das Problem, so dass die Niederlande den Ausgleich und den entscheidenden fünften Durchgang erzwangen. Hier wehrte das DVV-Team drei Matchbälle ab und drehte den Spieß noch um.
Der südkoreanische Coach ist seit 1999 im Amt, wurde in Sydney mit dem DVV-Team Olympia-Sechster und war dann durch Rang 9 bei der EM 2001 und dem 10. Platz im Vorjahr bei der Heim-Weltmeisterschaft in die Kritik geraten. «Die Mannschaft hat danach gut gearbeitet, vom Teamgeist sind wir viel weiter als im Vorjahr», urteilte Lee.
Die Mannschaft hat eine glanzvolle Vorrunde mit fünf Siegen ohne Satzverlust gespielt und dabei Titelverteidiger Russland (3:0) sowie Gastgeber und Finalist Türkei (3:2) bezwungen. Knackpunkt gegen Polen war der vierte Durchgang, in dem eine 17:13-Führung und später ein 20:18 nicht durchgebracht werden konnte, weil kein wirkungsvolles Mittel gegen die Angriffswucht von Malgorzata Glinka gefunden wurde. «Die Mannschaft braucht noch Zeit», meinte Lee. Polens Coach Andrzej Niemczyk, selbst schon deutscher Bundestrainer, lobte: «Ich habe seit vielen Jahren keine so gute deutsche Mannschaft gesehen.»
Judith Sylvester und Kathy Radzuweit, die nach der WM kritisiert wurden, haben sich deutlich gesteigert. «Kathy hat einen Sprung nach vorn gemacht, aber erst 60 Prozent ihres Potenzials erreicht. Sie kann eine echte Weltklassespielerin werden», verriet Lee. Er hätte nie gedacht, dass im Halbfinale Titelverteidiger Russland und Weltmeister Italien fehlen. «Die anderen europäischen Nationen haben aufgeholt», stellte er fest.
Um die Wildcard des Weltverbandes FIVB beim World Cup vom 1. bis 15. November in Japan (Gruppen-Auslosung am 3. Oktober) nutzen zu können, wo die besten drei Teams das Olympia-Ticket für Athen buchen, müssen drei Doppel-Spieltage der Bundesliga verlegt werden. Das ist für Schwerins Manager Michael Evers, Vorsitzender des Bundesliga- Ausschusses, eine deutliche Mehrbelastung für die Vereine, die an «die Schmerzgrenze geht», denn Plakate und Programmhefte seien gedruckt, Hotels gebucht und Tickets verkauft. Der DVV muss zudem die Auslandsprofis Angelina Grün und Olessya Kulakowa von ihren Clubs in Bergamo/Italien und Cannes/Frankreich freigestellt bekommen.