Volleyball Volleyball: Abschied mit schwächstem Ergebnis seit 40 Jahren
Prag/dapd. - Statt der anvisierten ersten Medaille derGeschichte verabschiedete sich das schwarz-rot-goldene Team nach dem1:3 (16:25, 27:25, 24:26, 23:25) gegen Bulgarien mit der schwächstendeutschen Endrunden-Platzierung seit 40 Jahren vorzeitig aus Prag.Verbandschef Werner von Moltke kündigte Gespräche mit dem in derKritik stehenden Bundestrainer Raul Lozano an.
Moltke: «Bin enttäuscht»
«Ich bin enttäuscht. Ich verstehe nicht, warum so ein Topteam dieDinge nicht umsetzt, die es kann», sagte Verbandschef Werner vonMoltke der Nachrichtenagentur dapd: «Wir werden Gespräche mit demTrainer und der Mannschaft führen. Da gibt es keine heiligen Kühe.»Es müsse über alles offen gesprochen werden, was bei denTitelkämpfen schiefgelaufen sei.
Eigentlich fast alles: Am Ende blieb für die Deutschen in derVorrundengruppe D der vierte und letzte Platz. Das bedeutetbestenfalls Rang 15 von 16 Teams. 1971 war die BundesrepublikDeutschland als 16. zuletzt schlechter bei einer EM-Endrundegewesen. Dabei hatte Chefcoach Lozano vor der EM nach Platz sechsvor zwei Jahren und Rang acht bei der WM im Vorjahr noch großspurigdie «erste Medaille der Geschichte» ausgegeben.
Wie schon bei den 1:3-Pleiten gegen Titelverteidiger Polen unddie Slowakei konnte das deutsche Team in der riesigen Arena in dertschechischen Hauptstadt auch gegen die in der Weltliga noch zweimalbezwungenen Bulgaren nur phasenweise überzeugen. Erneut leistetesich die Stammsechs viel zu viele Aufschlagfehler.
Nach völlig verschlafenem Beginn zeigte die Mannschaft erst abdem zweiten Durchgang den Kampfgeist, der bei den Spielen zuvorgefehlt hatte. Nach Abwehr von zwei Satzbällen gelang vor allem dankdes erstmals eingesetzten Blockspezialisten Max Günthör derAusgleich zum 1:1. Doch im dritten Durchgang wurde ein Satzballvergeben und mit dem 1:2-Rückstand war das Aus vorzeitig besiegelt.
«Müssen uns alle zusammensetzen»
«Das Selbstbewusstsein war einfach nicht da», sagte Libero MarkusSteuerwald dapd. Er musste alle drei Spiele zuschauen, nachdem ihnChefcoach Lozano völlig überraschend und ohne Begründung durchFerdinand Tille ersetzt hatte. Steuerwald wollte trotzdem keinedirekte Kritik am Trainer üben: «Das auf eine Person zu schieben,ist Quatsch. Wir müssen uns alle zusammensetzten und reden, wasfalsch gelaufen ist. Und das müssen wir schnell machen.»
Schließlich muss das deutsche Team als erste Auswirkung desEM-Debakels ein Vor-Qualifikationsturnier für Olympia vom 22. bis27. November bestreiten. Dort qualifiziert sich nur derTurniersieger für das kontinentale Olympia-Qualifikationsturnier imMai in Bulgarien (8. bis 13. Mai), wo von acht Teilnehmern nur derSieger das London-Ticket erhält.
Die größere Chance auf das Olympia-Ticket bietet jedoch dasViererturnier vom 8. bis 10. Juni 2012 in Berlin, wo ebenfalls eineOlympia-Fahrkarte vergeben wird. Von Moltke: «Wir wollen unbedingtzu Olympia nach London. Aber bis dahin muss noch viel passieren. Indieser Verfassung schaffen wir das garantiert nicht.»