Vitali Klitschko straft Gomez ab
Stuttgart/dpa. - Ein Auge blau, die Beine schwer, der Körper leer: WBC-Box-Weltmeister Vitali Klitschko hat Juan Carlos Gomez in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle Stuttgart so hart und gnadenlos abgestraft, wie er das dem Kubaner nach dessen verbalen Tiefschlägen im Vorfeld angedroht hatte.
«Ich habe mein Wort gehalten und ihn vorzeitig besiegt. Unsere Strategie ist aufgegangen», befand der 37 Jahre alte Schwergewichtler nach dem spektakulären technischen K.o. über den Herausforderer in der neunten Runde sichtlich erschöpft, aber zufrieden.
Der ältere der beiden ukrainischen Klitschko-Brüder musste sich den 36. vorzeitigen Erfolg im 38. Kampf seiner Karriere vor 12 500 Zuschauern in der Halle allerdings härter erarbeiten als ihm lieb war. «So stark hatten wir Juan dann doch nicht erwartet», lobte Trainer Fritz Sdunek seinen ehemaligen Schützling und Schwiegersohn. Der Weltmeister brauchte einige Zeit, um den beweglichen Rivalen zu dominieren und kam in der fünften Runde sogar ein wenig in die Bredouille. «Da habe ich zu hektisch agiert. Das war ein Fehler», gestand er ein.
Danach aber nahmen die Dinge ihren allgemein erwarteten Lauf. Der Titelverteidiger spielte seine physischen Vorteile immer stärker aus und zwang seinen Rivalen in der siebten Runde nach einigen harten Wirkungstreffern erstmals zu Boden. Da drohte schon das Ende, aber Gomez rettete sich noch einmal, um dann in Abschnitt neun endgültig geschlagen zu werden. Angesichts des immer dichter werdenden Schlaghagels von Klitschko ging Ringrichter Daniel van der Wiele dazwischen und stoppte den Kampf nach 1:49 Minuten der laufenden Runde.
Der Belgier fand mit seiner Entscheidung auch die Zustimmung der unterlegenen Ecke. «Es gibt ein Leben nach dem Boxen. Das war richtig», sagte der 35 Jahre alte Kubaner und schickte einen traurigen Gruß an seine Tochter. «Deliah, es tut mir leid, dass ich mein Wort nicht halten konnte.» Eigentlich hätte Gomez nach dem Willen seines Managers Ahmet Öner zum Zeitpunkt des Abbruchs schon nicht mehr im Ring stehen sollen, weil er die Aussichtslosigkeit des Unterfangens erkannt hatte. «Ich wollte Juan nicht verbrauchen. Er hat noch andere große Kämpfe drauf», schilderte Öner seine Beweggründe.
Das haben auch die Klitschkos, die durch Vitali (WBC) und seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Wladimir (WBO, IBF) bereits drei WM-Gürtel der vier großen Weltverbände in ihrem Besitz haben. Ihr großer Traum, auch den letzten zu holen, lebt weiter. «Mein Ziel ist es, gegen Nikolai Walujew zu kämpfen. Ich hoffe, der Fight kommt noch in diesem Jahr zustande», gab Vitali die Marschrichtung vor. «Das wird ein sehr attraktiver Kampf, der die Menschen interessiert - egal, ober er in Deutschland, Russland oder Amerika stattfindet.»
Zunächst einmal aber müssen sich die beiden Ukrainer in Geduld üben, denn die WBA hat momentan gleich zwei Weltmeister in der Königsklasse. Ruslan Chagaev (Usbekistan/Universum) und Nikolai Walujew (Russland/Sauerland) nehmen für sich in Anspruch, die rechtmäßigen Titelträger zu sein. Wegen seiner Verletzung im vergangenen Jahr hatte die WBA Chagaev zum Weltmeister im Wartestand ernannt. In der Folge sicherte sich Walujew den vakanten Titel im August 2008.
Nun muss es nach WBA-Vorgaben einen Kampf zwischen Walujew und Chagaev geben, um den alleinigen WBA-Weltmeister zu küren. «Ich drücke Nikolai die Daumen», bestimmte Vitali Klitschko. Sollte Chagaev gewinnen, wäre ihm das gar nicht recht. «Der ist nicht so interessant.» Für den großen gemeinsamen Klitschko-Traum würde er sich aber auch den Usbeken vorknöpfen.