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Videospiele: Auch manche Frau daddelt wie verrückt

Von Sven Appel 21.05.2008, 07:18

Berlin/dpa. - Die Gemeinde der Videospieler ist überwiegend männlich. Wer jedoch genauer hinsieht, welche Rollen Frauen und Mädchen im gesellschaftlichen Phänomen Videospiel einnehmen, wird überrascht sein. Denn es gibt auch unter ihnen Hardcore-Fans.

Und keineswegs beschäftigen sich Frauen nur mit Titeln, die einen hohen Kuschelfaktor besitzen. Zwar herrscht Einigkeit darüber, dass viele Frauen Spiele bevorzugen, bei denen soziale Aspekte im Vordergrund stehen. Dazu gehört etwa der Erfolgstitel «Sims». Doch je intensiver gespielt wird, desto stärker gleichen sich Vorlieben für bestimmte Titel an, sagt Antje Unger, Leiterin der Online-Plattform zockerweibchen.de in Berlin. Zum Beispiel ist der Ego-Shooter Counter-Strike im eSport - also bei Spiele-Wettkämpfen - auch bei Frauen der Klassiker.

Seit 2000 gibt es die Internetseite zockerweibchen.de. Das Portal wurde gegründet, um weiblichen Fans von Videospielen ein Forum zu bieten, in dem sie sich mit anderen Spielerinnen austauschen können. Die Zielgruppe sind laut Antje Unger Frauen, die eSport betreiben, sich intensiv und in Wettkämpfen mit Spielen auseinandersetzen. «Doch im eSport sind die Damen unterrepräsentiert», sagt Unger.

Frauen sind Unger zufolge seltener bereit, andere Hobbys fürs Spielen aufzugeben. «Für Frauen sind Computerspiele ein netter Zeitvertreib, mehr auch nicht.» So fällt die 21-jährige Sabrina Burkhardt aus Darmstadt ziemlich aus der Geschlechterrolle - sie spielt vor allem «Counter-Strike: Source». Angefangen hat sie damit vor rund drei Jahren mit ihrem Freund: «Wir wollten unbedingt zusammen in einem Team in die ESL Pro Series kommen.» Die ESL Pro Series ist eine Art Bundesliga für Gamer. «Sonntag- bis Donnerstagabend war und ist reserviert für das Zocken.»

Mit spielenden Frauen haben sich auch Forscher der Universität Hamburg beschäftigt. Sie wollten unter anderem wissen, was sich Frauen vom Spielen versprechen. Dabei kam unter anderem heraus, dass die meisten Daddel-Damen Gewinnen als nebensächlich betrachten. Wichtiger sei ihnen, Herausforderungen zu meistern. Weitere Motive: Stressbewältigung, Flucht aus dem Alltag oder die Möglichkeit, neue Rollen zu übernehmen.

Dass Frauen Gewalt in Computerspielen grundsätzlich ablehnen, ist nach Angaben der Hamburger Wissenschaftler ein Vorurteil. Die Studie habe gezeigt, dass Frauen mit dieser Thematik ganz unterschiedlich umgehen: Manche lehnen Gewalt im Spiel ab, andere spielen gerne Multiplayer-Shooter, wie Sabrina Burkhardt. Dabei ist es nicht das Schießen auf die Figuren der Gegner, das die junge Frau anziehend findet: «Ich sehe das Spielen als Teamsport», sagt die Studentin.

«Ich bin quasi mit Computerspielen groß geworden», erklärt Julia Syrer aus Schönau. Die 24-jährige kaufmännische Angestellte steht auf das Echtzeit-Strategie-Spiel «Starcraft Broodwar». Syrer spielt mit sportlichem Ehrgeiz im Battle.net. «Ich könnte im Internet wohl nicht erkennen, ob ich gerade gegen eine Frau oder einen Mann spiele.» Aber die Einstellung ist laut Syrer bei Frauen und Männern verschieden: Männer spielten wettkampfbetonter. Insofern hat sich Syrer der Spielweise ihrer männlichen Gegner angepasst: «Früher ging es mir lediglich um Spaß. Mittlerweile ist es für mich eher ein Wettkampf.»

Plattform für weibliche Fans von Videospielen: www.zockerweibchen.de