Veranstalter Veranstalter: Afrika boomt in den Winterkatalogen

Frankfurt/Main/dpa. - Der Winter ist für den Afrika-Tourismus die wichtigste Zeit des Jahres. Nördlich der Sahara ist es warm, aber nicht mehr ganz so heiß - und auf der Südhalbkugel herrscht ohnehin Urlauber-Hochsaison. Wer in den neuen Winterkatalogen der deutschen Reiseveranstalter blättert, bemerkt jedoch, dass sich der «Schwarze Kontinent» mehr und mehr als geteilte Welt erweist: Während im islamisch geprägten Norden mit massiven Preissenkungen versucht wird, wieder mehr deutsche Gäste zu Buchungen zu bewegen, erlebt Südafrika weiter einen wahren Boom, der das Reisen aber auch teurer macht.
Ob TUI, Neckermann oder Rewe-Touristik - alle großen Veranstalter bieten nordafrikanische Ziele wie Ägypten, Marokko und Tunesien in der kommenden Wintersaison preiswerter an. Zum Teil werden Reisen an den Nil und in die Wüste um 10 bis 20 Prozent billiger verkauft als im Vorjahr. Der Terroranschlag auf Djerba im Jahr 2002, der Krieg im Irak und das Drama um die deutschen Sahara-Geiseln - all das habe dazu geführt, dass zuletzt immer weniger Bundesbürger in die Region gereist sind, sagt Christian Boergen vom Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV) in Berlin. «Die Hoteliers haben nun deutlich die Preise gesenkt, die Veranstalter konnten gut einkaufen.»
Der Preis ist also mehr als heiß in Nordafrika. Neckermann zum Beispiel gewährt in Tunesien bereits vom 55. Lebensjahr an seinen neuen Seniorenrabatt, ITS bietet einwöchige Nil-Kreuzfahrten auf Vier-Sterne-Suitenschiffen samt Fluganreise und Vollpension jetzt ab 789 Euro pro Person an. Dierk Berlinghoff, Bereichsleiter Flugreisen bei den Rewe-Marken ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg in Köln, rechnet vor diesem Hintergrund sogar schon mit einem «neuen Ägypten-Boom», sofern in der Weltpolitik nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht.
Auch DRV-Sprecher Christian Boergen verweist darauf, dass sich der Nordafrika-Tourismus in der Regel rasch von Rückschlägen erholt, wie das Beispiel Ägypten nach den Luxor-Anschlägen 1997 gezeigt habe: «Die Mehrheit der Urlauber will eben auch im Winter in die Sonne, nicht in den Schnee.» Unter Umständen biete der Winter 2003/04 sogar auf längere Sicht die günstigste Gelegenheit für eine Reise in die Region, weil bald wieder mit steigenden Preisen zu rechnen sei.
Während im Norden also die Zeit für Schnäppchenjäger gekommen zu sein scheint, müssen Südafrika-Urlauber tiefer in die Tasche greifen als bisher. Der Rand, dessen günstiger Wechselkurs zum Euro lange als einer der Motoren des Südafrika-Reisebooms galt, ist wieder teurer geworden. Zudem ist am Kap der guten Hoffnung viel Geld in Hotels, die Sicherheit und Sehenswürdigkeiten investiert worden, so Boergen. TUI-Gäste zum Beispiel bezahlen das mit um bis zu 18 Prozent höheren Reisepreisen, auch die Luxusmarke Airtours wird im zweistelligen Prozentbereich teurer. Bei den Rewe-Bausteinmarken Dertour und Meier's Weltreisen kosten Mietwagen sogar um bis zu 30 Prozent mehr.
Gleichwohl rechnen die Experten damit, dass der Boom weiter geht. DRV-Sprecher Boergen verweist zum Beispiel auf die Zeitverschiebung, die sonst bei Fernreisen für viele Menschen ein Hindernis ist, in Südafrika aber fehlt. Nach Angaben von South African Tourism in Frankfurt lag die Zahl der deutschen Gäste von Januar bis April 2003 um 5,3 Prozent über der des Vorjahres. 2002 besuchten fast 250 000 Deutsche das Land zwischen Kapstadt und dem Krüger-Nationalpark.
Und die Reiseveranstalter und Fluggesellschaften schaffen die Voraussetzungen dafür, dass die Zahlen weiter steigen können. Jahn Reisen zum Beispiel hat Südafrika ganz neu in seinen Katalogen. Mit den sieben Rundtouren sollen vor allem Urlauber angesprochen werden, die nicht ganz so reiseerfahren sind, sich das Land jedoch in einer Pauschalreise gerne erschließen wollen, sagt Dierk Berlinghoff.
Die LTU beginnt diesmal am 7. Oktober - und damit vier Wochen eher als bislang - mit ihren Kapstadt-Flügen, deren Zahl zudem von zwei auf drei pro Woche steigt. Thomas Cook Airlines hat Kapstadt ganz neu im Flugplan: zweimal die Woche startet eine Maschine in Frankfurt, einmal mit Stopp in Durban an der Ostküste des Landes. Interessant ist das unter anderem für Touristen, die per Mietwagen unterwegs sind, aber keinen Rundkurs fahren wollen. Auch die Lufthansa bietet - wie im vergangenen Winter - ab Ende Oktober wieder Flüge nach Johannesburg und Kapstadt nicht nur von Frankfurt, sondern auch von München aus an: Sechsmal pro Woche startet dorthin ein Airbus A340.
Was zwischen den Pharaonengräbern im Norden und den Nationalparks im Süden Afrikas liegt, interessiert die führenden Reiseveranstalter in der Regel weniger: Ein Großteil des «Schwarzen Kontinents» ist für sie ein weißer Fleck auf der Karte, nicht selten wegen der jeweiligen politischen Lage im Lande. Allerdings kehrt jetzt mit Gambia ein kleines westafrikanisches Land nach vier Jahren Pause in die Kataloge von Neckermann zurück. Jeden Freitag startet in Frankfurt ein Flieger der Konzern-Airline Thomas Cook in die Hauptstadt des Landes, Banjul.
Und natürlich sprechen auch Kenia und Tansania im Osten Afrikas weiterhin deutsche Urlauber an, obwohl auch dort Terrorwarnungen aus den USA in diesem Jahr bereits für Aufregung sorgten. «In Ostafrika haben die Veranstalter viele Stammgäste», sagt DRV-Sprecher Boergen. Und auch die können zum Teil nun billiger reisen - Neckermann zum Beispiel senkt die Tarife für Kilimandscharo-Trekking um 25 Prozent.