USA USA: Reise zur amerikanischen Architektur in Pennsylvania

Bear Run/dpa. - Frank Lloyd Wrights in den dreißiger Jahren für eineKaufmannsfamilie gebautes Wohnhaus ist da anders: Die Mitglieder desAmerican Institute of Architects wählten es 1991 zum Bauwerk mit derbesten amerikanischer Architektur aller Zeiten. Und Fallingwater isteines der meistfotografierten Häuser in Amerika, aber nicht etwa weiles wie ein Märchenschloss aus der Landschaft hervorsticht, sondernweil es genial mit ihr verschmilzt.
Von Ferne gesehen, besteht es aus übereinander liegendenockerfarbenen Betonstreifen direkt über einem Wasserfall. Die Felsenhinter dem stürzenden Wasser scheinen sich spiegelbildlich in demHaus fortzusetzen. «Haus und Grundstück verwirklichen den Traum desMenschen, eins mit der Natur zu sein», so der Sohn des Bauherren,Edgar Kaufmann Junior.
«Jeder andere Architekt hätte das Haus so gebaut, dass man denWasserfall von der gegenüberliegenden Seite betrachten kann», erklärtder Architekturführer Andy Jenkins und schreitet durch den dichtenLaubwald, der das Haus umgibt. Der bei Projektbeginn 68-jährige FrankLloyd Wright überzeugte seinen Auftraggeber, die Villa wie einen Felsin der Brandung direkt über dem Wasserfall zu errichten. Seinbevorzugter Baustoff Beton ermöglichte eine schwebende Konstruktion.«Das war so ungewöhnlich, dass ein Foto des Hauses schon ein Jahr vordessen Fertigstellung auf dem Titel des Time-Magazines erschien»,sagt Jenkins.
Die von weitem sichtbaren Betonstreifen sind kniehoheBalkonbrüstungen. Sie verbergen die dahinter liegenden, aus flachübereinander gelegten Sandsteinen errichteten Hausmauern und diegroßen, rot gerahmten Fensterfronten. Die Mischung aus Beton undNaturstein setzt sich im Inneren fort. Aus dem mit lackierten, rohenSteinen ausgelegten Wohnzimmerboden ragen unbehauene Felsbrockenhervor. Sie bilden eine Sitzgruppe vor dem Kamin.
«Frank Lloyd Wright hat das Haus auf und um die Felsen herumgebaut», sagt Jenkins mit lauter Stimme über das Rauschen des Wassershinweg. Geschummelt wurde dabei nicht: «Die Stützwand, die einSubunternehmer unter der dritten Terrasse baute, ließ Wright wiederabreißen.»
Von innen ist das Wochenendhaus wohnlich, aber nicht protzig.Horizontale Streifen bestimmen die Raumgestaltung: LangeRegalbretter, Decken-Dekor aus Holzleisten und eine über die Breitedes Raumes gezogene, eckige Couch. Dazwischen buhlen einzelne Kunst-und Gebrauchsgegenstände um Aufmerksamkeit: hier eine großbusigeHindustatue, dort ein Tiger-Bild. «Bis hin zur knallgelbenKüchenzeile ist es ein Design aus einem Wurf», sagt Jenkins über dasbis 1963 bewohnte Haus. Anfangs habe Frank Lloyd Wright sogar Kleiderkreiert, die passend zu der Ausstattung des Hauses getragen werdensollten.